Freitag, 19. April 2024

Der Musik-Charismatiker
Zum 100. Geburtstag von Leonard Bernstein

Überbordende Vitalität - Leonard Bernstein strotzte geradezu davon, als Dirigent, Pianist, Komponist und als Mensch. Als begeisterter und begeisternder Musiker zog er schon als junger Mann und sein Leben lang die Aufmerksamkeit aller auf sich, gleich wo er auftrat.

Von Christoph Schmitz | 18.07.2018
    Der amerikanische Künstler Leonard Bernstein im Juli 1979 in Salzburg
    Der amerikanische Künstler Leonard Bernstein im Juli 1979 in Salzburg (picture alliance / dpa / Istvan Bajzat)
    Auf Bühnen, auf Festivals, in Konzert- und Opernhäusern, in Filmen und Fernsehsendungen: "Lenny" war eine Naturgewalt. Am 25. August 2018 wäre er 100 Jahre alt geworden. Seinem umfangreichen interpretatorischen Wirken, seiner Arbeit als Komponist, seinem gesellschaftlichen und politischen Engagement widmen sich der Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur in zahlreichen Sendungen rund um das Jubiläum.
    Mit einem Porträt des Komponisten starten wir im Deutschlandfunk mit der "Musikszene" am 21.8., damit gleich zu Beginn einmal mehr deutlich wird, dass das aus einer jüdischen Einwandererfamilie stammende Künstler-Genie nicht nur der Schöpfer der "West Side Story" ist, sondern darüber hinaus einige Musiktheater, mehrere Sinfonien, Solokonzerte, Kammer- und Sakralmusik geschrieben hat, rund 75 Werke insgesamt, die zu entdecken es sich nach wie vor lohnt. Und wie Bernstein immer wieder Grenzen überschritten hat und Gegensätze, politische und ästhetische, zu versöhnen suchte, zeigen die "JazzFacts" am 23.8. Denn schon als Harvard-Student hatte er sich als Jazzpianist betätigt und brannte förmlich dafür, die Strömungen der schwarzen Musik und Kultur freizulegen und in seine Arbeiten einfließen zu lassen. 1954 dirigierte er in bester Bandleader-Manier ein Symphonieorchester mit dem Solisten Louis Amstrong und seinen All Stars. Und gleich nach den "JazzFacts" beleuchten die "Historischen Aufnahmen" den mitreißenden Dirigenten Bernstein, der als Chef der New Yorker Philharmoniker ein Triumph nach dem anderen feierte und auch im Europa des Kalten Krieges in West und Ost Konzerte mit den berühmtesten Klangkörpern gab - und auch damit versuchte, feindliches Lagerdenken zu überwinden. Die Tondokumente zeigen hier den Dirigenten als mutigen Grenzgänger, der Wiener Klassik, Broadway-Klänge, Jazz und auch die neue Musik seiner Zeit zum Klingen brachte.
    Ein Schlaglicht auf das Gesamtphänomen "Lenny" wirft das "Kalenderblatt" am 25.8., also am eigentlichen Geburtstag.
    Am Geburtstagsabend beginnt Deutschlandfunk Kultur in der "Besonderen Aufnahme" mit einem künstlerischen Psychogramm des Jubilars einen dichten Bernstein-Reigen. Am Folgetag nehmen Olaf Wilhelmer und der Musikwissenschaftler Wolfgang Rathert in der Sendung "Interpretationen" den Komponisten Bernstein unter die Lupe am Beispiel zweier Arbeiten: "Serenade after Plato's Symposium" und "Mass". Und am Abend dirigiert Leonard Bernstein im "Konzert" Gustav Mahlers 9. Sinfonie. Eine legendäre Aufnahme, der einzige Auftritt Bernsteins mit den Berliner Philharmonikern, eine Aufnahme vom 4.10.1979, die zum Jubiläum eigens remastered wird. Gleich im Anschluß daran beschäftigt sich die Musikjournalistin Barbara Eckle im "Musikfeuilleton" mit Bernstein als Musikvermittler, lange bevor "Vermittlung" ins allgemeine Bewusstsein gedrungen ist. Nachdem schon am 20.8. die Tonart Klassik einen Überblick über das riesige diskographische Vermächtnis Bernsteins gegeben hat, macht die "Tonart Klassik" in der Nacht zum Montag, den 28.8., zahlreiche unbekannte Tondokumente aus dem Archiv von RIAS Berlin hörbar, oft zum ersten Mal. Und im Deutschlandfunk kommt schließlich das älteste Kind von Leonard Bernstein zu Wort, die 1952 geborene Tochter Jamie Anne Maria. Zusammen mit dem Pianisten Sebastian Knauer tritt sie als Rezitatorin beim Rheingau Musik Festival auf, den Mitschnitt der Veranstaltung hören Sie im "Musik-Panorama".
    Zu unserer musikalischen Reise durch den Kosmos Bernstein laden wir Sie herzlich ein!
    Christoph Schmitz

    Deutschlandfunk: Sendungen vom 20. bis 27. August im Überblick:
    20. August, 20.10-21.00 Uhr: Musikjournal
    Interview mit Leonard Bernsteins Tochter Jamie Bernstein.
    21. August, 22.05-22.50 Uhr: Musikszene
    Jenseits der "West Side Story". Leonard Bernstein als Komponist.
    23. August, 21.05-22.00 Uhr: JazzFacts
    Der gemeinsame Nenner der amerikanischen Musik. Leonard Bernstein und der Jazz.
    23. August, 22.05-22.50 Uhr: Historische Aufnahmen
    Aus der Neuen Welt. Leonard Bernstein dirigiert US-amerikanische Musik des 20. Jahrhunderts.
    25. August, 9.05-9.10 Uhr: Kalenderblatt
    Vor 100 Jahren. Der amerikanische Pianist, Dirigent und Komponist Leonard Bernstein wird geboren.
    27. August, 21.05-22.50 Uhr: Musik-Panorama
    "Bernsteins Tochter erzählt…" Jamie Bernstein (Rezitation) und Sebastian Knauer (Klavier) beim Rheingau Musik Festival.
    Deutschlandfunk Kultur: Sendungen vom 20. bis 27. August im Überblick:
    20. August, 01.05-05.00 Uhr: Tonart Nacht
    Das diskografische Vermächtnis des Leonard Bernstein. Versuch eines Überblicks.
    22. August, 15.05-15.30 Uhr: Kakadu
    "Ich kann keinen Tag ohne Musik leben." Der Dirigent und Komponist Leonard Bernstein.
    25. August, 22.30-23.00 Uhr: Die besondere Aufnahme
    Leonard Bernstein – ein künstlerisches Psychogramm
    26. August, 15.05-17.00 Uhr: Interpretationen
    Heiter bis zornig. Leonard Bernstein als Komponist: "Serenade after Plato's Symposium" und "Mass".
    Gast: Wolfgang Rathert, Musikwissenschaftler
    26. August, 20.03-22.00 Uhr: Konzert
    Philharmonie Berlin, Aufzeichnung vom 04. Oktober 1979
    Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 9
    Berliner Philharmoniker, Leitung: Leonard Bernstein
    26. August, 22.00-22.30 Uhr: Musikfeuilleton
    Mittler und Medium. Die frühen Education-Programme Leonard Bernsteins.
    27. August, 01.05-05.00 Uhr: Tonart Klassik
    Bernstein und Berlin. Unbekannte Dokumente aus dem Archiv des RIAS.