Ein Galakonzert, jüngst im Moskauer Kreml. "Deep Purple", die legendären britischen Hard-Rocker, Musik-Ikonen der anti-autoritären 68er-Ära, spielen auf im Zentrum der russischen Macht. GAZPROM, der Energieriese, hat zu seinem 15. Geburtstag eingeladen. In der ersten Reihe vor der Bühne sitzen nebeneinander zwei Präsidenten Russlands - der noch amtierende, Vladimir Putin, und - daran zweifelt heute niemand - der zukünftige: Dmitri Medwedew . Entspannt klatschen beide Beifall. Medwedew , an seiner Seite Ehefrau Svetlana, strahlt über sein jungenhaft wirkendes Gesicht. Der 42jährige bekennende "Deep-Purple"-Fan und Gazprom-Aufsichtsratsvorsitzende hat sich heute Abend einen Herzenswunsch erfüllt. - Spötter werden danach witzeln: Ist "Smoke on the Water","Rauch überm Wasser", ab jetzt - geradezu beziehungsreich! - die neue GAZPROM-Hymne?
Hier offenbart sich die eine Seite des designierten Putin-Nachfolgers. Ein entkrampfter Wesenszug, auf den im Westen nicht wenige geradezu sehnsüchtig hoffen: Kommt mit Medwedew nach dem oft harsch, gar aggressiv wirkenden 55jährigen Vladimir Putin nun ein noch Jüngerer, endlich ein Liberaler an die Macht?
Medwedew bedient geradezu auffällig diese Erwartungshaltung: Schulsport etwa ist ihm ein Anliegen. Bei seinen Reisen durchs Land in diesen Tagen filmen die staatstreuen Fernsehkameras geflissentlich mit, wie der Vize-Premier und Präsidentschaftskandidat etwa im tatarischen Kazan' locker auf junge Eishockey-Spieler zugeht. Lächelnd hört er sich an, wie deren Trainer, sich vor Begeisterung fast verschluckend, den Eifer der Jungs beschreibt.
"Gut so", lobt Medwedew , setzt allerdings hinzu: "Aber auch die Schularbeiten nicht vergessen!" - "Ja, das natürlich nicht...", stimmt ihm der Mann beflissen lachend zu.
Medwedew s großes Thema in diesen Tagen vor der Wahl am kommenden Sonntag sind die Rechtsdefizite im Land. Zusammen mit Vladimir Putin als seinem künftigen Ministerpräsidenten - auch an dieser Ernennung zweifelt heute niemand wirklich - will der gelernte Jurist Medwedew gegen ein traditionelles Erb-Übel angehen.
"Die Korruption", so Medwedew Ende Januar in Moskau, habe inzwischen riesige Ausmaße angenommen. Der Kampf dagegen müsse in den Rang eines Nationalprogrammes gehoben werden. Eigentlich kein neuer Befund. Aber: Die gerne als "Falken-Fraktion" im Kreml bezeichnete Riege der diversen Geheimdienst-Profis in Putins Umgebung wird diesen Satz dennoch mit hochgezogenen Augenbrauen zur Kenntnis genommen haben. Denn eigentlich ist das ihr ureigener Aufgabenbereich. Medwedew dagegen ist mit der Szene der russischen Dienste offenbar nicht verbandelt. Ihm fehlt dezidiert der KGB-Stallgeruch, anders bekanntlich als bei Putin.
Im Volk indes gelten gerade die Sicherheitsstrukturen zu weiten Teilen als hochgradig bestechlich. - Medwedew , der heute höchstens beim Energieriesen Gazprom über eine gewisse Hausmacht verfügt, wird allein schon deshalb zunächst weiterhin auf die Unterstützung seines Mentors Putin angewiesen sein. Also doch nur "Putins Pudel", wie schon kurz nach seiner Ernennung zum Kandidaten despektierlich zu vernehmen war? - Medwedew nur wenig später:
"Ich habe meine Vorstellungen darüber, was verändert werden könnte. Die Verfassung ist die Grundlage, an die sich unser Land hält. Sie wiederum beruht auf der Theorie der Gewaltenteilung. Unser Land ist eine Präsidialrepublik mit einer starken ausführenden Gewalt! Und so muss es bleiben, damit die Russische Föderation erhalten bleibt!"
Putin kennt Medwedew, wie er sagt, länger als anderthalb Jahrzehnte. Und: Er vertraue ihm. Dennoch wird spannend zu beobachten sein, wie die Doppelspitze Medwedew /Putin demnächst zusammenfinden wird. Immerhin: Medwedew , dem inzwischen als vermeintlich Liberalem schon sehr viele Vorschuss-Lorbeeren überreicht werden, hat die Putin-Politik der vergangenen acht Jahre maßgeblich mitgeprägt - zunächst als dessen Wahlkampfleiter, später an der Spitze von Putins Kremlverwaltung. Als Vizepremier ist er bis jetzt unter anderem verantwortlich für die "Nationalen Projekte" Bildungs- und Sozialwesen. Bei der zunehmend dominierenden Rolle des Staates in Schlüsselbereichen der russischen Wirtschaft soll er Eingeweihten zufolge die Mitverantwortung tragen. - Am Ende also: Putin und Medwedew , zwei unterschiedliche Gesichter - doch im Prinzip dieselbe Politik?
Hier offenbart sich die eine Seite des designierten Putin-Nachfolgers. Ein entkrampfter Wesenszug, auf den im Westen nicht wenige geradezu sehnsüchtig hoffen: Kommt mit Medwedew nach dem oft harsch, gar aggressiv wirkenden 55jährigen Vladimir Putin nun ein noch Jüngerer, endlich ein Liberaler an die Macht?
Medwedew bedient geradezu auffällig diese Erwartungshaltung: Schulsport etwa ist ihm ein Anliegen. Bei seinen Reisen durchs Land in diesen Tagen filmen die staatstreuen Fernsehkameras geflissentlich mit, wie der Vize-Premier und Präsidentschaftskandidat etwa im tatarischen Kazan' locker auf junge Eishockey-Spieler zugeht. Lächelnd hört er sich an, wie deren Trainer, sich vor Begeisterung fast verschluckend, den Eifer der Jungs beschreibt.
"Gut so", lobt Medwedew , setzt allerdings hinzu: "Aber auch die Schularbeiten nicht vergessen!" - "Ja, das natürlich nicht...", stimmt ihm der Mann beflissen lachend zu.
Medwedew s großes Thema in diesen Tagen vor der Wahl am kommenden Sonntag sind die Rechtsdefizite im Land. Zusammen mit Vladimir Putin als seinem künftigen Ministerpräsidenten - auch an dieser Ernennung zweifelt heute niemand wirklich - will der gelernte Jurist Medwedew gegen ein traditionelles Erb-Übel angehen.
"Die Korruption", so Medwedew Ende Januar in Moskau, habe inzwischen riesige Ausmaße angenommen. Der Kampf dagegen müsse in den Rang eines Nationalprogrammes gehoben werden. Eigentlich kein neuer Befund. Aber: Die gerne als "Falken-Fraktion" im Kreml bezeichnete Riege der diversen Geheimdienst-Profis in Putins Umgebung wird diesen Satz dennoch mit hochgezogenen Augenbrauen zur Kenntnis genommen haben. Denn eigentlich ist das ihr ureigener Aufgabenbereich. Medwedew dagegen ist mit der Szene der russischen Dienste offenbar nicht verbandelt. Ihm fehlt dezidiert der KGB-Stallgeruch, anders bekanntlich als bei Putin.
Im Volk indes gelten gerade die Sicherheitsstrukturen zu weiten Teilen als hochgradig bestechlich. - Medwedew , der heute höchstens beim Energieriesen Gazprom über eine gewisse Hausmacht verfügt, wird allein schon deshalb zunächst weiterhin auf die Unterstützung seines Mentors Putin angewiesen sein. Also doch nur "Putins Pudel", wie schon kurz nach seiner Ernennung zum Kandidaten despektierlich zu vernehmen war? - Medwedew nur wenig später:
"Ich habe meine Vorstellungen darüber, was verändert werden könnte. Die Verfassung ist die Grundlage, an die sich unser Land hält. Sie wiederum beruht auf der Theorie der Gewaltenteilung. Unser Land ist eine Präsidialrepublik mit einer starken ausführenden Gewalt! Und so muss es bleiben, damit die Russische Föderation erhalten bleibt!"
Putin kennt Medwedew, wie er sagt, länger als anderthalb Jahrzehnte. Und: Er vertraue ihm. Dennoch wird spannend zu beobachten sein, wie die Doppelspitze Medwedew /Putin demnächst zusammenfinden wird. Immerhin: Medwedew , dem inzwischen als vermeintlich Liberalem schon sehr viele Vorschuss-Lorbeeren überreicht werden, hat die Putin-Politik der vergangenen acht Jahre maßgeblich mitgeprägt - zunächst als dessen Wahlkampfleiter, später an der Spitze von Putins Kremlverwaltung. Als Vizepremier ist er bis jetzt unter anderem verantwortlich für die "Nationalen Projekte" Bildungs- und Sozialwesen. Bei der zunehmend dominierenden Rolle des Staates in Schlüsselbereichen der russischen Wirtschaft soll er Eingeweihten zufolge die Mitverantwortung tragen. - Am Ende also: Putin und Medwedew , zwei unterschiedliche Gesichter - doch im Prinzip dieselbe Politik?