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Der neue Dienstsitz des Umweltbundesamtes

Mit einem müssen die Mitarbeiter des Umweltbundesamtes schon seit der Gründung 1974 leben, nämlich mit einem Versprecher: Immer wieder wird das UBA, so die gängige Abkürzung, als Bundesumweltamt bezeichnet. Aber genau das ist falsch, auch wenn es ursprünglich mal so geplant war. Bundesamt für Umweltfragen sollte das UBA eigentlich heißen, aber wegen eines politischen Streits damals vor 31 Jahren über die Ansiedlung einer Bundesbehörde in Westberlin, was aus Sicht der DDR ein Verstoß gegen das Vier-Mächte-Abkommen darstellte, wurde der Name geändert - in Umweltbundesamt. Inzwischen sind auch die Berliner Zeiten beinahe Geschichte, denn seit dem 2. Mai ist der neue Dienstsitz des UBA in Dessau an der Mulde. Und das wird heute mit einem großen Eröffnungsfest gefeiert.

Von Verena Kemna |
    Kühn, schön und zeitlos, so lautet das architektonische Vermächtnis der berühmten Dessauer Meisterhäuser. Das neue Umweltbundesamt steht auf dem Gelände einer ehemaligen Gasgerätefabrik. Aus der Luft gesehen, hat es die Form einer Schlange, die sich nierenförmig in einem riesigen Park zusammengerollt hat. An der kilometerlangen Fassade aus Holz und Glas gibt es keine Ecken und kein Ende. Es macht neugierig, sagt die Architektin Louisa Hutton:

    " Von außen sieht man das Gebäude nicht in einem Stück. Ich finde, das ist der Reiz, dass man das Gebäude entdeckt. "

    Wie bunte Mosaiksteine leuchten die Glaselemente der Fassade zwischen dem naturbelassenen Holz in unterschiedlichsten rot, grün, blau und gelb Schattierungen. Andreas Troge, der Präsident des Umweltbundesamtes hat sein Büro im zweiten Stock als einer der ersten bezogen. Wie überall liegt auch hier Fußbodenbelag aus grauem Naturkautschuk. Die Möbel sind aus hellem Lärchenholz. Große Fenster lassen Tageslicht herein. Wenn Andreas Troge in den Innenhof blickt, liegt vor ihm das mit grauem Naturstein gepflasterte Atrium. Darüber spannt sich ein riesiges transparentes Dach:

    " Das schönste an diesem Standort ist, dass die bisher getrennten Fachbereiche an einem Standort sind. Das zweitschönste ist, dass wir eine helle Arbeitsatmosphäre haben. Das dritte ist, wir haben einen prominenten Arbeitsplatz. Denn es ist etwas anderes ob wir als eine Behörde unter vielen in der Bundeshauptstadt sitzen, während das Umweltbundesamt hier in Dessau doch ein gewisses Schwergewicht ist."

    Die Arbeitslosenquote in Dessau liegt weit über zwanzig Prozent. Das neue Umweltbundesamt mit 750 Mitarbeitern könnte der regionalen Wirtschaft neue Impulse geben. Doch das bleibt bisher eine vage Hoffnung. In einer Umfrage haben sich 80 Prozent der UBA-Angestellten selber als Pendler eingestuft. Das bedeutet: Tag für Tag Berlin-Dessau und zurück:

    " Ich glaube, dass sich die Menschen hier in Dessau umsehen, essen und einkaufen gehen, das wird auch einen Beitrag zur Wirtschaft vor Ort leisten."

    Das UBA ist gespickt mit energiesparenden Raffinessen. Es ist ein Modellprojekt für ökologisches Bauen. Da zählen Photovoltaik und ökologische Baumaterialien zur Grundausstattung. Kraft-Wärme-Koppelung durch eine Brennstoffzelle versorgt die Kantine mit Energie. In den dreifach verglasten Fenstern verbirgt sich ein fast unsichtbarer Sonnenschutz. Der Architekt Mathias Sauerbruch steht in einem der Büros und zeigt, wie es funktioniert:

    " Wenn sie so von der Seite gucken, dann sieht man in dem dritten Glas dieses Sonnenschutzrollo, und der hat diese Teilung. Wenn man hochzieht, sieht man, wie die Decke angestrahlt wird."

    Auch dieses Lichtumlenksystem ist nur eines von vielen Details. Etwa dreieinhalb Meter unter dem Neubau liegt ein Labyrinth von Röhren. Dadurch strömt je nach Jahreszeit warme oder kühle Luft in die Innenräume. Von außen sind nur die meterhohen Schlote zu sehen. Wie rostige Eisenstelen stehen sie rund um das Gebäude. Eine ökologisch vorbildliche Methode, um den Heizenergieverbrauch zu halbieren, meint Andreas Troge, der Präsident des Umweltbundesamtes:

    " Wir haben Erdwärmetauscher, die im Sommer die Erdkühle über eine Lüftung ins Haus bringen und die im Winter quasi die Luft vorheizen. Dadurch wird der Heizenergiebedarf aus fossilen Quellen wie Gas wesentlich geringer ausfallen."

    Die Baukosten liegen bei 68 Millionen Euro. Spätestens in fünfzig Jahren werden sich die Mehrkosten für das Modellprojekt auszahlen. Noch einmal Andreas Troge:

    " Wir haben hier ein Gebäude hingestellt aus einer anderen Galaxie, nach dem Motto, habt ihr schön gemacht, aber es macht niemand nach. Dieses Gebäude ist jetzt ein Referenzbau für zukünftige Gebäude des Bundes. "