Der einzige Umgang mit der Sprache, den der Nichtstuer anerkennt, ist das Übersetzen, jene zwischen Menschen und Sprachen vermittelnde Tätigkeit, die immer im Fluss ist. Denn ein festes Original existiert nicht - bei dem chinesischen Weisen Dschuangd-se, dem Leib- und Magenbuch des Nichtstuers, genausowenig wie bei seinem Zeitgenossen Heraklit. Ja, jede fixe Identität, als Ich-Identität oder Dingdefinition, ist Illusion, Last und Lüge.
Leicht und schnell sprudeln diese Gedanken - denn der glasklare, mäandernde Sermon des Nichtstuers ist keine philosophische Abhandlung, sondern ein mitreißender Erzählschwall, ein flüchtiges, aber radikales Bekenntnis und zugleich eine schillernde Lebensgeschichte. Sie ist im Konjunktiv gehalten - nicht nur, weil der Sprachfluss des Nichtstuers indirekt wiedergegeben wird, sondern weil der Konjunktiv die angemessenste Form eines Denkens ist, das Daten und Fakten, Definitionen und Endgültigkeiten auflösen will. Erkenntnis, darin kulminiert der zarte Bericht des Nichtstuers über seinen Vater, ist ein Hut, der auf einem Fluss vorbeischwimmt, ein Punkt, der Anhaltspunkt ist, ohne anzuhalten. Und so gibt der Nichtstuer am Ende sogar seine Flussbeobachtung auf und lässt die mit chinesischen Schriftzeichen bedeckten Seiten des Dschuangdse-Buches aufs Wasser flattern. Seine Philosophie aber geht weiter: "Wir brauchen Schulen des Verlernens, Seminare des Wartens, Bleibenlassens und Gar-Nicht-erst-Anfangens, wir brauchen Wettbewerbe des Abwartens, der Nacheiligkeit, Preise für nicht in Angriff genommene Dinge, Goldmedaillen für Trainigsrückstände, Zehnkämpfe im Unterliegen." Vielleicht, so wird angedeutet, finden wir den Nichtstuer irgendwo als Besitzer eines Toto-Lotto-Ladens wieder. Bis dahin sollten wir unbedingt seinen Bericht lesen.