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Der Praktikant wird anerkannt

Als erste Bundestagsfraktion haben die Grünen eine "Selbstverpflichtung" für den Umgang mit Praktikanten auch in den Büros ihrer Abgeordneten beschlossen. Der Fraktion sei wichtig, dass Vollzeitstellen nicht durch Praktikanten ersetzt werden, sagte der Grünen-Abgeordnete Kai Gehring. Deshalb habe man Mindeststandards fest gelegt.

Moderation: Jörg Biesler |
    Zu den Standards gehörten eine Dauer von höchstens vier Monaten, bei studienbegleitenden Praktika eine Vergütung von mindestens 250 Euro im Monat, ein fester Ansprechpartner und Arbeitsplatz sowie ein Zeugnis. Dabei sollten Vollzeitstellen durch die Arbeit der Praktikanten nicht ersetzt werden. Denn ein Praktikum solle zwar ein gutes Lernen aber kein Arbeitsverhältnis sein.

    Vorwürfe gegenüber den Arbeitgebern wollte der Grünen-Abgeordnete nicht verallgemeinern. Es gebe sicherlich schwarze Schafe unter den Betrieben. Hier müsse aufgepasst werden, dass der Weg vom Hörsaal in die Warteschleife nicht zur Regel werde. Einige Firmen hätten sich aber bereits dem Zertifikat "Für ein faires Praktikum" angeschlossen. "Hier steckt noch unheimlich viel Potential", sagte Gehring.

    Seine Partei hätte nun als erste Fraktion einen Zehnpunkte-Plan vorgelegt. Man wolle über die zeitliche Befristung eines Praktikums und eine Aufwandsentschädigung reden. Das seien Punkte, zu denen die Tarifpartner auch hinkommen müssten. Der Grünen-Fraktion sei dabei wichtig, dass Praktika als Bestandteil des Studiums eine gute Sache seien, sie Ausbeutung aber absolut inakzeptabel fände, und es faire Mindestbedingungen geben müsse.

    Dass die Unternehmen durch die Bestimmungen weniger Praktikanten aufnehmen würden, befürchtet Kai Gehring nicht. Die Vorschläge seien praktikabel und pragmatisch und führten nicht zu einer Überregulierung oder Bürokratisierung. "Dies ist ein erster Schritt hin zu einer wirksamen Selbstverpflichtung und einem Mentalitätswandel", sagte Gehring. Es könne nicht sein, dass etwa in einer Werbeagentur 15 Praktikanten wie normale Arbeitnehmer arbeiteten.

    Allerdings ist sich der Grünen-Abgeordnete auch sicher, dass man nicht sofort den Hebel umlegen könne. Man müsse nun endlich erste Schritte hin zu einer Lösung machen. Allerdings hält er ein Praktikantengesetz im Moment noch nicht für notwendig. Klar sei aber auch, dass die "Generation Praktikum" kein Medien-Hype sondern ein schwerwiegendes Problem sei. Deshalb müsse nun über Selbstverpflichtungen ein Bewusstseinswandel eingeleitet werden.

    Das ganze Interview mit Kai Gehring können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio on Demand Angebot nachhören.