Andreas Kolbe: Sechs Jahre ist es her, da hat die Ankündigung des ersten iPhones eine ganze Branche umgekrempelt. Musikspieler, Taschencomputer und Handy in einem, ohne Tasten, nur mit Touchscreen zu bedienen. Der Erfolg des iPhones hat den amerikanischen Computerkonzern Apple zum wertvollsten Unternehmen der Welt gemacht. Umso größer jetzt die Aufmerksamkeit, wenn Apple neue Geräte auf den Markt bringt, so wie gestern Abend, als Apple erstmals nicht ein neues iPhone, sondern gleich zwei neue vorgestellt hat.
Dass es diese zwei neuen Telefone geben würde, war im Vorfeld so erwartet worden. Allerdings reiben sich so manche Experten die Augen über den Preis des vermeintlichen Billig-iPhones: ohne Vertrag immer noch um die 600 Euro. Kann Apple mit diesem iPhone 5C den Verlust von Marktanteilen stoppen, insbesondere in den Schwellenländern? Das habe ich vor der Sendung den Telekom-Analysten Roman Friedrich gefragt. Er arbeitet bei der Beratungsgesellschaft Booz & Company.
Roman Friedrich: Man kann durchaus erwarten, dass Apple damit in den Schwellenländern punkten wird, denn Apple war da bisher wenig vertreten. Da waren günstigere Smartphones erfolgreicher. Apple kann sich erlauben, immer noch eine Prämie zu verlangen, also einen höheren Preis zu verlangen als andere. Das ist der Wert der Marke, des Brands, und dementsprechend wird es da weitere Marktanteilgewinne geben, auch zwingend nötig für Apple. In der Tat: Der Preis ist aber stolz.
Kolbe: In chinesischen Blogs ist auch schon zu lesen, das C beim iPhone 5C steht für Costy, also für teuer. Wenn man das vergleicht: In China werden Smartphones für durchschnittlich 250 Euro verkauft, in Indien gar für 150 Euro durchschnittlich. Kann man mit einem so teuren Telefon da überhaupt Massen erreichen?
Friedrich: Sie haben natürlich mit China jetzt einen Markt herausgewählt, der in der Tat sehr kostensensitiv ist. Es gibt auch in den Emerging Markets, in den Schwellenländern Märkte, wo Prestige Client eine große Rolle spielt, und darauf zielt Apple ab. Apple kann es sich überhaupt nicht erlauben, sozusagen in die Ecke der Billigheimer zu gehen. Das wäre wirklich Brand zerstörend. Die Balance, ob die richtig gewählt ist - also sprich: Eine Preissenkung ist ja damit verbunden, aber gleichzeitig trotzdem hochpreisig -, ob das richtig gewählt ist, werden nachher die Marktdaten zeigen. Es ist auf jeden Fall immer besser, hochpreisiger zu starten und dann später noch mal, wenn etwas Zeit vergangen ist, Preisreduktionen vorzunehmen, als gleich zu niedrig reinzugehen und damit nicht den gesamten Wert, den man realisieren könnte, zu erschließen.
Kolbe: Die Margen von Apple sind ja legendär. Keiner in dieser Branche verdient an einem Telefon so viel wie die Kalifornier. Ist das denn ökonomisch langfristig sinnvoll, lieber diese Margen zu erhalten, als auf Masse zu setzen?
Friedrich: Das kann man nicht generalisieren. Das muss man wirklich unterscheiden für das Unternehmen. Für Apple ist es sinnvoll, weil genau das eines der Erfolgsrezepte und Teil der Company-DNA sozusagen sind. Apple wird nie und nimmer sich nur auf Masse fokussieren können. Sie müssen, um ihrer Philosophie gerecht zu werden, genau diesen Spagat aufrechterhalten. Er muss aber so aufrechterhalten werden, dass er sich ökonomisch rechnet, und das wird man eben sehen.
Kolbe: Die Marktanteile von Apple sinken. Der Großteil der Smartphones wird mit dem kostenlosen Google-Betriebssystem Android verkauft. Google ist da schon fast so stark wie Windows einst bei den PCs. Muss man nicht damit rechnen, dass Apple über kurz oder lang auch bei den Telefonen zu einem Nischenanbieter wird?
Friedrich: Na ja, ich würde vielleicht sogar schon jetzt sagen, es ist eine Nischenstrategie, die man jetzt schon deutlich sieht. Damit muss Apple rechnen. Das ist auch nicht der Anspruch, dass man in einer ähnlichen Größenordnung wie Android den Marktwert penetrieren wird. Man will den Abstand nur nicht so groß werden lassen, und deswegen ist vielleicht Nische ja auch ein bisschen provokativ. Android ist eindeutig das gewinnende Betriebssystem, das wir im Markt sehen. Die entscheidende Frage ist für mich vielmehr, ob es noch alternative Betriebssysteme neben IOS geben wird, sprich windowsbasierte Betriebssysteme oder eben auch Firefox.
Kolbe: Jetzt steht nicht nur dieses günstigere iPhone im Mittelpunkt heute, sondern auch das neue Flaggschiff-Gerät mit einem Fingerabdruck-Scanner als größte Neuerung. Ist die Innovationsmaschinerie von Apple ohne Steve Jobs ins Stocken geraten?
Friedrich: Ja das ist eine Frage, die stellen wir uns alle natürlich. Die Industrie generell zeigt natürlich wenig Innovation. Aber natürlich würde man von Apple zuerst erwarten, dass sozusagen neue Durchbrüche, innovative Durchbrüche erzielt werden können. Wir haben auf der IFA gesehen, dass das Thema Uhr, also iWatch, nicht von Apple zuerst gelauncht wurde. Die Frage steht im Raum und muss von Apple beantwortet werden.
Kolbe: Ich höre da zumindest Zweifel heraus.
Friedrich: Ja, die Zweifel sind berechtigt. Die muss man haben. Und in der Tat: Der Fingerabdruck ist keine bahnbrechende Innovation. Das ist ein Gimmick, das wird auch von vielen angenommen werden, weil es natürlich die sogenannte Convenience erhöht, also die Einfachheit bei der Bedienung. Das ist auch nicht unerheblich, aber ist überhaupt nicht zu vergleichen mit dem Durchbruch, den man erzielt hatte, als man zum ersten Mal das iPhone gelauncht hatte, oder dann danach das iPad. Das waren neue Kategorien sozusagen, die es vorher nicht gab. Das kann man über diesen Scanner natürlich überhaupt nicht sagen.
Kolbe: Einschätzungen von Roman Friedrich von Booz & Company waren das.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Dass es diese zwei neuen Telefone geben würde, war im Vorfeld so erwartet worden. Allerdings reiben sich so manche Experten die Augen über den Preis des vermeintlichen Billig-iPhones: ohne Vertrag immer noch um die 600 Euro. Kann Apple mit diesem iPhone 5C den Verlust von Marktanteilen stoppen, insbesondere in den Schwellenländern? Das habe ich vor der Sendung den Telekom-Analysten Roman Friedrich gefragt. Er arbeitet bei der Beratungsgesellschaft Booz & Company.
Roman Friedrich: Man kann durchaus erwarten, dass Apple damit in den Schwellenländern punkten wird, denn Apple war da bisher wenig vertreten. Da waren günstigere Smartphones erfolgreicher. Apple kann sich erlauben, immer noch eine Prämie zu verlangen, also einen höheren Preis zu verlangen als andere. Das ist der Wert der Marke, des Brands, und dementsprechend wird es da weitere Marktanteilgewinne geben, auch zwingend nötig für Apple. In der Tat: Der Preis ist aber stolz.
Kolbe: In chinesischen Blogs ist auch schon zu lesen, das C beim iPhone 5C steht für Costy, also für teuer. Wenn man das vergleicht: In China werden Smartphones für durchschnittlich 250 Euro verkauft, in Indien gar für 150 Euro durchschnittlich. Kann man mit einem so teuren Telefon da überhaupt Massen erreichen?
Friedrich: Sie haben natürlich mit China jetzt einen Markt herausgewählt, der in der Tat sehr kostensensitiv ist. Es gibt auch in den Emerging Markets, in den Schwellenländern Märkte, wo Prestige Client eine große Rolle spielt, und darauf zielt Apple ab. Apple kann es sich überhaupt nicht erlauben, sozusagen in die Ecke der Billigheimer zu gehen. Das wäre wirklich Brand zerstörend. Die Balance, ob die richtig gewählt ist - also sprich: Eine Preissenkung ist ja damit verbunden, aber gleichzeitig trotzdem hochpreisig -, ob das richtig gewählt ist, werden nachher die Marktdaten zeigen. Es ist auf jeden Fall immer besser, hochpreisiger zu starten und dann später noch mal, wenn etwas Zeit vergangen ist, Preisreduktionen vorzunehmen, als gleich zu niedrig reinzugehen und damit nicht den gesamten Wert, den man realisieren könnte, zu erschließen.
Kolbe: Die Margen von Apple sind ja legendär. Keiner in dieser Branche verdient an einem Telefon so viel wie die Kalifornier. Ist das denn ökonomisch langfristig sinnvoll, lieber diese Margen zu erhalten, als auf Masse zu setzen?
Friedrich: Das kann man nicht generalisieren. Das muss man wirklich unterscheiden für das Unternehmen. Für Apple ist es sinnvoll, weil genau das eines der Erfolgsrezepte und Teil der Company-DNA sozusagen sind. Apple wird nie und nimmer sich nur auf Masse fokussieren können. Sie müssen, um ihrer Philosophie gerecht zu werden, genau diesen Spagat aufrechterhalten. Er muss aber so aufrechterhalten werden, dass er sich ökonomisch rechnet, und das wird man eben sehen.
Kolbe: Die Marktanteile von Apple sinken. Der Großteil der Smartphones wird mit dem kostenlosen Google-Betriebssystem Android verkauft. Google ist da schon fast so stark wie Windows einst bei den PCs. Muss man nicht damit rechnen, dass Apple über kurz oder lang auch bei den Telefonen zu einem Nischenanbieter wird?
Friedrich: Na ja, ich würde vielleicht sogar schon jetzt sagen, es ist eine Nischenstrategie, die man jetzt schon deutlich sieht. Damit muss Apple rechnen. Das ist auch nicht der Anspruch, dass man in einer ähnlichen Größenordnung wie Android den Marktwert penetrieren wird. Man will den Abstand nur nicht so groß werden lassen, und deswegen ist vielleicht Nische ja auch ein bisschen provokativ. Android ist eindeutig das gewinnende Betriebssystem, das wir im Markt sehen. Die entscheidende Frage ist für mich vielmehr, ob es noch alternative Betriebssysteme neben IOS geben wird, sprich windowsbasierte Betriebssysteme oder eben auch Firefox.
Kolbe: Jetzt steht nicht nur dieses günstigere iPhone im Mittelpunkt heute, sondern auch das neue Flaggschiff-Gerät mit einem Fingerabdruck-Scanner als größte Neuerung. Ist die Innovationsmaschinerie von Apple ohne Steve Jobs ins Stocken geraten?
Friedrich: Ja das ist eine Frage, die stellen wir uns alle natürlich. Die Industrie generell zeigt natürlich wenig Innovation. Aber natürlich würde man von Apple zuerst erwarten, dass sozusagen neue Durchbrüche, innovative Durchbrüche erzielt werden können. Wir haben auf der IFA gesehen, dass das Thema Uhr, also iWatch, nicht von Apple zuerst gelauncht wurde. Die Frage steht im Raum und muss von Apple beantwortet werden.
Kolbe: Ich höre da zumindest Zweifel heraus.
Friedrich: Ja, die Zweifel sind berechtigt. Die muss man haben. Und in der Tat: Der Fingerabdruck ist keine bahnbrechende Innovation. Das ist ein Gimmick, das wird auch von vielen angenommen werden, weil es natürlich die sogenannte Convenience erhöht, also die Einfachheit bei der Bedienung. Das ist auch nicht unerheblich, aber ist überhaupt nicht zu vergleichen mit dem Durchbruch, den man erzielt hatte, als man zum ersten Mal das iPhone gelauncht hatte, oder dann danach das iPad. Das waren neue Kategorien sozusagen, die es vorher nicht gab. Das kann man über diesen Scanner natürlich überhaupt nicht sagen.
Kolbe: Einschätzungen von Roman Friedrich von Booz & Company waren das.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.