Gottfried Semper, der Architekt und seine Großaufträge, dieses Kapitel ist auch trotz einiger baulich unerfüllter Jahre im Exil nicht abgeschlossen. Das neugegründete Polytechnikum in Zürich ist der nächste bedeutende Auftrag. Als Direktor der Bauschule wird Semper zunächst eingesetzt, soll aber schließlich das ganze Gebäude entwerfen. Eine monumental wirkende, im Inneren teils pompös ausgestattete Anlage entsteht. Die Skulpturensammlung Jacob Burckhardts, des großen Historikers und Züricher Kollegen Sempers, dekoriert die Eingangshalle. Künste und Technik sollen sich an diesem Ort versöhnen, so der Wunsch es Architekten. Anderes bleibt unverwirklicht. Ein Richard Wagner Festspielhaus in München etwa oder auch ein kaiserliches Opernhaus in Rio de Janeiro. Für Hamburg existierten ebenfalls hochfliegende Pläne. In ein "Venedig des Nordens" wollte Semper die 1842 durch Brand schwer beschädigte Altstadt verwandeln. Realisieren konnte Semper dagegen die enormen Wiener Ringbauten, das Kunst- und Naturhistorische Museum, die Erweiterung der Hofburg und das Burgtheater. Wien wird neben Zürich und Dresden zu einem dritten großen Schauplatz für Sempers Ideen. Bauten von imperialer Wuchtigkeit entwickeln sich.
Das ist wirklich ein Zwiespalt, der sich zumindest aus heutiger Sich durch sein Werk zieht, dass er auf der einen Seite derartig deutlich und klar ein politisches Bekenntnis zur Republik abgibt, dass er auf der anderen Seite aber doch auch, ja, ein Kaiserforum in Wien entwirft, dass seine Bauten eine enorme Monumentalität ausstrahlen.
Gottfried Semper als Architekt und Wissenschaftler, in einigen Ausstellungsakzenten wurde auch dieses nicht immer leichte Kapitel behandelt. Neben der Bekleidungstheorie, den empirischen Studien zu Flechtwerk und Geweben, wird hier in Zeichnungen und Aquarellen besonders Sempers Arbeit zur antiken Malerei verdeutlicht. Schon der junge, unbekannte Architekt machte sich einen Namen, indem er aufgrund von Objektstudien Griechenlands Tempel als ursprünglich farbig entlarvte. "Über bemalte Architektur und Plastik bei den Alten", hieß die 1834 zum Antritt in Dresden publizierte Schrift.
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