Zwei Männer, eine bukolische Landschaft mit Bäumen und Wolken und dazu ein großer Totenkopf. Der Maler platzierte ihn auf einem anscheinend in der Antike behauenen und mit den Jahrhunderten verfallenen Steinblock. Der Totenschädel scheint den Bildbetrachter anzuschauen, während die beiden Männer, aufgrund ihrer Kleidung als Hirten zu erkennen, das menschliche Relikt ansehen. Der eine zeigt sich entsetzt und klammert sich an seinen Hirtenstab, der andere Mann, etwas jünger, betrachtet das Memento mori melancholisch gefasst. Auf dem Steinblock aus der Antike stehen die Worte "Et in Arcadia ego", zu Deutsch: auch ich in Arkadien.
Giovanni Francesco Barbieri, Guercino genannt, malte dieses Gemälde wahrscheinlich 1618. Der Maler war demnach 27 Jahre jung. Ein rätselhaftes Sujet für einen jungen Künstler. Ein Bild das Fragen aufwirft und seit Generationen Kunstexperten beschäftigt. Auch den Renaissancefachmann Vittorio Sgarbi:
"Ein Gemälde, das auf den Betrachter einen Schatten düsterer Ahnungen von Tod und Vergehen wirft. Das macht den ganzen Reiz dieses Kunstwerks aus. Das Bild kann auf zweifache Weise interpretiert werden. Entweder: ‚auch in Arkadien existiert der Tod’ oder aber der Totenkopf will uns mitteilen: ‚auch ich lebte in Arkadien’. Dass wir immer noch über dieses Bild rätseln, beweist die Fähigkeit des Künstlers zeitlos zu faszinieren."
"Et in Arcadia ego" von Guercino gehört seit 1644 zu den Sammlungen der Fürstenfamilien Barberini. In dem mächtigen Palazzo dieser Papstfamilie ist heute die Nationalgalerie für alte Kunst untergebracht. Erst vor wenigen Monaten öffnete dieses Museum neue Säle, um seine in Magazinen aufbewahrten Schätze zu zeigen. Doch immer wieder müssen einige Museumssäle geschlossen bleiben, weil Geld für ausreichend Aufsichtspersonal fehlt. Umso erstaunlicher die Nachricht, dass das klamme Museum, immerhin eine der wichtigsten Gemäldegalerien Italiens, die Finanzmittel erhalten hat, um einen Maler zu würdigen, der einer der ganz Großen der italienischen Kunstgeschichte war, der aber leider immer noch im Schatten seiner Zeitgenossen Caravaggio und Guido Reni steht, meint Ausstellungskuratorin Rosella Vodret:
"Diese Ausstellung findet in Rom statt, weil Guercino hier seine volle malerische Reife erlangte, auch wenn er Zeit seines Lebens eng mit seinem Heimatort Cento und dem benachbarten Bologna verbunden blieb. Aber in Rom wird seine Malweise zunehmend durch Licht und Klarheit in der Anordnung der Bildobjekte bestimmt. Hier in Rom erhält seine Karriere den vollkommen Schliff."
Als sein Gönner Kardinal Alessandro Ludovisi 1621 als Gregor XV. Papst wird, ruft er den Maler gleich nach Rom. Die Schaffensperiode in Rom ist durch Gemälde gekennzeichnet – "Magdalena und die zwei Engel" oder die "Sibilla" – die die theatralische Dramatik vorhergehender Jahre hinter sich läßt. Guercino überwindet das leicht Gekünstelte des späten Manierismus und wird zu einem der wegweisenden Theoretiker der italienischen Barockmalerei.
1623, nach dem Tod seines päpstlichen Mäzens, kehrt Guercino nach Cento zurück und zieht schliesslich nach Bologna. In Cento begann er als enfant prodige seine Karriere: schon als Siebenjähriger zeichnete er mit der Begabung eines Erwachsenen.
"Wir zeigen Zeichnungen und Gemälde aus der gesamten Schaffenszeit Guercinos, der übrigens so genannt wurde, der Schieler, weil sein rechtes Auge infolge eines Unfalls fortan geschielt haben soll. Interessant ist, dass dieser Maler ein Autodidakt war: Er hielt es nie lange bei einem Lehrer aus. Eine für seine Zeit recht ungewöhnliche Künstlervita."
Beim Gang durch die Ausstellungssäle des Palazzo Barberini wird deutlich, dass Guercino mit zunehmendem Alter ein Experte des sogenannten "chiaroscuro" wurde, des Hell-Dunkel-Kontrasts in der Darstellung. Aber anders als bei Caravaggio, dem unbestrittenen Meister dieser Kontrastmalerei, fällt sie bei Guercino gemäßigter aus, weniger radikal und extravagant. Wie punktuell Guercino die Hell-Dunkel-Darstellung einsetzt, und damit zum Vorreiter einer über Caravaggio hinausgehenden barocken Malweise wurde, macht "Die Vision des Heiligen Bruno" von 1647 deutlich: Hell sind der Heilige und die Mutter Gottes dargestellt, dunkel hingegen der ferne Himmel, der in der Intention des Malers vom wahren Glauben noch erhellt werden muss.
Giovanni Francesco Barbieri, Guercino genannt, malte dieses Gemälde wahrscheinlich 1618. Der Maler war demnach 27 Jahre jung. Ein rätselhaftes Sujet für einen jungen Künstler. Ein Bild das Fragen aufwirft und seit Generationen Kunstexperten beschäftigt. Auch den Renaissancefachmann Vittorio Sgarbi:
"Ein Gemälde, das auf den Betrachter einen Schatten düsterer Ahnungen von Tod und Vergehen wirft. Das macht den ganzen Reiz dieses Kunstwerks aus. Das Bild kann auf zweifache Weise interpretiert werden. Entweder: ‚auch in Arkadien existiert der Tod’ oder aber der Totenkopf will uns mitteilen: ‚auch ich lebte in Arkadien’. Dass wir immer noch über dieses Bild rätseln, beweist die Fähigkeit des Künstlers zeitlos zu faszinieren."
"Et in Arcadia ego" von Guercino gehört seit 1644 zu den Sammlungen der Fürstenfamilien Barberini. In dem mächtigen Palazzo dieser Papstfamilie ist heute die Nationalgalerie für alte Kunst untergebracht. Erst vor wenigen Monaten öffnete dieses Museum neue Säle, um seine in Magazinen aufbewahrten Schätze zu zeigen. Doch immer wieder müssen einige Museumssäle geschlossen bleiben, weil Geld für ausreichend Aufsichtspersonal fehlt. Umso erstaunlicher die Nachricht, dass das klamme Museum, immerhin eine der wichtigsten Gemäldegalerien Italiens, die Finanzmittel erhalten hat, um einen Maler zu würdigen, der einer der ganz Großen der italienischen Kunstgeschichte war, der aber leider immer noch im Schatten seiner Zeitgenossen Caravaggio und Guido Reni steht, meint Ausstellungskuratorin Rosella Vodret:
"Diese Ausstellung findet in Rom statt, weil Guercino hier seine volle malerische Reife erlangte, auch wenn er Zeit seines Lebens eng mit seinem Heimatort Cento und dem benachbarten Bologna verbunden blieb. Aber in Rom wird seine Malweise zunehmend durch Licht und Klarheit in der Anordnung der Bildobjekte bestimmt. Hier in Rom erhält seine Karriere den vollkommen Schliff."
Als sein Gönner Kardinal Alessandro Ludovisi 1621 als Gregor XV. Papst wird, ruft er den Maler gleich nach Rom. Die Schaffensperiode in Rom ist durch Gemälde gekennzeichnet – "Magdalena und die zwei Engel" oder die "Sibilla" – die die theatralische Dramatik vorhergehender Jahre hinter sich läßt. Guercino überwindet das leicht Gekünstelte des späten Manierismus und wird zu einem der wegweisenden Theoretiker der italienischen Barockmalerei.
1623, nach dem Tod seines päpstlichen Mäzens, kehrt Guercino nach Cento zurück und zieht schliesslich nach Bologna. In Cento begann er als enfant prodige seine Karriere: schon als Siebenjähriger zeichnete er mit der Begabung eines Erwachsenen.
"Wir zeigen Zeichnungen und Gemälde aus der gesamten Schaffenszeit Guercinos, der übrigens so genannt wurde, der Schieler, weil sein rechtes Auge infolge eines Unfalls fortan geschielt haben soll. Interessant ist, dass dieser Maler ein Autodidakt war: Er hielt es nie lange bei einem Lehrer aus. Eine für seine Zeit recht ungewöhnliche Künstlervita."
Beim Gang durch die Ausstellungssäle des Palazzo Barberini wird deutlich, dass Guercino mit zunehmendem Alter ein Experte des sogenannten "chiaroscuro" wurde, des Hell-Dunkel-Kontrasts in der Darstellung. Aber anders als bei Caravaggio, dem unbestrittenen Meister dieser Kontrastmalerei, fällt sie bei Guercino gemäßigter aus, weniger radikal und extravagant. Wie punktuell Guercino die Hell-Dunkel-Darstellung einsetzt, und damit zum Vorreiter einer über Caravaggio hinausgehenden barocken Malweise wurde, macht "Die Vision des Heiligen Bruno" von 1647 deutlich: Hell sind der Heilige und die Mutter Gottes dargestellt, dunkel hingegen der ferne Himmel, der in der Intention des Malers vom wahren Glauben noch erhellt werden muss.