Zwei Eigenschaften unterscheiden Rasem Badran schon in seiner persönlichen Ausstrahlung von anderen Stararchitekten: Bescheidenheit und Stolz. Seine Bescheidenheit rührt vermutlich vom Wissen her, dass er ein Glückskind ist. Schon sein Vater, Jamal Badran, war einer der besten und am meisten anerkannten Ornamentkünstler und Graphiker in der arabischen Welt, der unter anderem mit der Restaurierung der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem betraut war. Jamal lehrte seinen Sohn früh traditionelle und zeitgenössische arabische Kalligraphie und Architektur. Rasem Badran erzählt, dass sein Vater einige Jahre in London verbracht hatte und zahlreiche Kontakte in die westliche Welt geknüpft hatte. Die Familie der Badrans genießt hohes Ansehen, man akzeptiert sie in ihrer kosmopolitischen Ausrichtung, und es wirkt, als wäre nie auch nur ein Hauch politischen oder religiösen Zwangs auf Rasem ausgeübt worden.
Er konnte sich frei entwickeln, studierte schließlich in Deutschland, wo er vor allem in Darmstadt mit der Studentenbewegung der 68er, aber auch mit der zeitgenössischen Kunst und Musik des Westens in Berührung kam, denn an der dortigen Hochschule für Musik gingen damals Stockhausen, Luigi Nono oder John Cage ein und aus.
Und wenn er so erzählt, dann kommt auch ein jugendlicher Stolz heraus über das, was er bisher erreicht hat. Die Stellung und Anerkennung des Aga Khan-Preisträgers als Architekt in der arabischen Welt ist außergewöhnlich. Vor allem aber strahlt sie mittlerweile weit in den Westen aus.
Ähnlich wie Hassan Fathy aus Ägypten oder Charles Correa in Indien sucht Rasem Badran in seinem Werk einen konsequenten Weg zwischen Vergangenheit und Zukunft. 1980, mit 35 Jahren, gelang ihm nach mehreren kleinen Aufträgen mit einem Schlag der Durchbruch, als er einen international renommiert besetzten Wettbewerb für die Große Moschee in Bagdad gewann. Hier verbindet er zum ersten Mal das Vokabular der traditionellen Architektur der Abbassiden, die zu Beginn des 9. Jahrhunderts ihr Kalifat von Damaskus nach Bagdad verlegten, mit modernen städtebaulichen Konzepten arabischer Städte. Der Monumentalität des Gotteshauses versucht er entgegenzuwirken, in dem er den Baukörper in zahlreiche Kuben auflöst, die zusammengenommen aber die Form der Moschee ergeben.
Vor allem seine intensiven wissenschaftlichen Recherchen nach der baulichen Tradition und Gestalt von Orten, die heute oftmals kaum mehr erhalten sind, gestalten seine Entwürfe so ungewöhnlich, denn Rasem Badran schöpft aus diesem oft vergessenen Material unmittelbare Inspiration. Auf die Große Moschee von Bagdad folgten rasch weitere Großaufträge: Der Justizpalast und die Große Moschee von Riad, bei denen eher die traditionellen Elemente überwiegen, oder Siedlungsbauten in Badrans Heimat Jordanien, wo er sich eher als Freund gestaffelter moderner Kuben gibt, die sich der Landschaft durchaus malerisch einpassen. Einen Sinn für das Verträumte kann man diesen Projekten nicht absprechen. Zu allem fertig Badran vorher reizvolle Illustrationen an, die sein Talent als Graphiker zeigen, und es scheint, als wolle er diese gezeichneten Phantasien einfach in die Realität übertragen. Besonders schön zu sehen an einem großen Siedlungsprojekt in der Arabischen Wüste bei Mekka aus dem Jahr 2000, wo er fast eine verschlungene Märchenstadt wie aus 1001 Nacht geplant hat - vor allem aber auch im Museum der islamischen Künste von Doha/Qatar. Hier betätigt sich Badran erneut als Archäologie verschwundener Strukturen der zerstörten Altstadt von Doha - dem riesigen Museumskomplex gibt er am Ende die Form eines aus Ruinen wiedererstandenen Stadtteiles. Der Besucher betritt ihn über eine weit geschwungene Platzanlage am Wasser, durchschreitet eine Reihe monumentaler Turmbauten, um dann in die einzelnen Hallenkomplexe zu gelangen, die wie große quadratische Lichthöfe und Passagen gestaltet sind
Bei all dem fällt auf, dass Badran - bei aller Größe seiner Projekte - strikt auf Spektakel-Architektur verzichtet. Nicht nur deshalb, weil so etwas an den heiligen Orten der arabischen Welt wohl auch kaum opportun wäre. Aber schließlich könnte er sich ja auch für solche Projekte bewerben, die es ja ebenfalls mittlerweile in den gemäßigteren arabischen Staaten gibt: Stadien, Konzerthallen, Einkaufszentren, die alle überaus hypermodern-westlich daherkommen, wie etwa bei seiner großen Konkurrentin, der Irakerin Zaha Hadid, die mehr im Westen als im Nahen Osten baut. Aber Badrans Interessen liegen eindeutig in der historischen Recherche. Die Bedingungen dafür und die Traditionen in der arabischen Welt mögen denen im Westen gegenüber völlig verschieden sein. Das Thema der Wiederentdeckung traditioneller Bezüge in der Moderne ist hingegen ein globales, was sich nicht zuletzt an den vielen westlichen Professuren Badrans zeigt, die ihn inzwischen auch schon bis nach Harvard geführt haben. Die sogenannten Postmoderne blieb zu oberflächlich, um Tiefenstrukturen wirklich auf den Grund zu gehen, meint Rasem Badran. Moderne wird immer noch vor allem als Tabula Rasa verstanden und gespürt. Darunter leidet ihre Akzeptanz und die Qualität moderner Bauten bis heute beträchtlich.
Er konnte sich frei entwickeln, studierte schließlich in Deutschland, wo er vor allem in Darmstadt mit der Studentenbewegung der 68er, aber auch mit der zeitgenössischen Kunst und Musik des Westens in Berührung kam, denn an der dortigen Hochschule für Musik gingen damals Stockhausen, Luigi Nono oder John Cage ein und aus.
Und wenn er so erzählt, dann kommt auch ein jugendlicher Stolz heraus über das, was er bisher erreicht hat. Die Stellung und Anerkennung des Aga Khan-Preisträgers als Architekt in der arabischen Welt ist außergewöhnlich. Vor allem aber strahlt sie mittlerweile weit in den Westen aus.
Ähnlich wie Hassan Fathy aus Ägypten oder Charles Correa in Indien sucht Rasem Badran in seinem Werk einen konsequenten Weg zwischen Vergangenheit und Zukunft. 1980, mit 35 Jahren, gelang ihm nach mehreren kleinen Aufträgen mit einem Schlag der Durchbruch, als er einen international renommiert besetzten Wettbewerb für die Große Moschee in Bagdad gewann. Hier verbindet er zum ersten Mal das Vokabular der traditionellen Architektur der Abbassiden, die zu Beginn des 9. Jahrhunderts ihr Kalifat von Damaskus nach Bagdad verlegten, mit modernen städtebaulichen Konzepten arabischer Städte. Der Monumentalität des Gotteshauses versucht er entgegenzuwirken, in dem er den Baukörper in zahlreiche Kuben auflöst, die zusammengenommen aber die Form der Moschee ergeben.
Vor allem seine intensiven wissenschaftlichen Recherchen nach der baulichen Tradition und Gestalt von Orten, die heute oftmals kaum mehr erhalten sind, gestalten seine Entwürfe so ungewöhnlich, denn Rasem Badran schöpft aus diesem oft vergessenen Material unmittelbare Inspiration. Auf die Große Moschee von Bagdad folgten rasch weitere Großaufträge: Der Justizpalast und die Große Moschee von Riad, bei denen eher die traditionellen Elemente überwiegen, oder Siedlungsbauten in Badrans Heimat Jordanien, wo er sich eher als Freund gestaffelter moderner Kuben gibt, die sich der Landschaft durchaus malerisch einpassen. Einen Sinn für das Verträumte kann man diesen Projekten nicht absprechen. Zu allem fertig Badran vorher reizvolle Illustrationen an, die sein Talent als Graphiker zeigen, und es scheint, als wolle er diese gezeichneten Phantasien einfach in die Realität übertragen. Besonders schön zu sehen an einem großen Siedlungsprojekt in der Arabischen Wüste bei Mekka aus dem Jahr 2000, wo er fast eine verschlungene Märchenstadt wie aus 1001 Nacht geplant hat - vor allem aber auch im Museum der islamischen Künste von Doha/Qatar. Hier betätigt sich Badran erneut als Archäologie verschwundener Strukturen der zerstörten Altstadt von Doha - dem riesigen Museumskomplex gibt er am Ende die Form eines aus Ruinen wiedererstandenen Stadtteiles. Der Besucher betritt ihn über eine weit geschwungene Platzanlage am Wasser, durchschreitet eine Reihe monumentaler Turmbauten, um dann in die einzelnen Hallenkomplexe zu gelangen, die wie große quadratische Lichthöfe und Passagen gestaltet sind
Bei all dem fällt auf, dass Badran - bei aller Größe seiner Projekte - strikt auf Spektakel-Architektur verzichtet. Nicht nur deshalb, weil so etwas an den heiligen Orten der arabischen Welt wohl auch kaum opportun wäre. Aber schließlich könnte er sich ja auch für solche Projekte bewerben, die es ja ebenfalls mittlerweile in den gemäßigteren arabischen Staaten gibt: Stadien, Konzerthallen, Einkaufszentren, die alle überaus hypermodern-westlich daherkommen, wie etwa bei seiner großen Konkurrentin, der Irakerin Zaha Hadid, die mehr im Westen als im Nahen Osten baut. Aber Badrans Interessen liegen eindeutig in der historischen Recherche. Die Bedingungen dafür und die Traditionen in der arabischen Welt mögen denen im Westen gegenüber völlig verschieden sein. Das Thema der Wiederentdeckung traditioneller Bezüge in der Moderne ist hingegen ein globales, was sich nicht zuletzt an den vielen westlichen Professuren Badrans zeigt, die ihn inzwischen auch schon bis nach Harvard geführt haben. Die sogenannten Postmoderne blieb zu oberflächlich, um Tiefenstrukturen wirklich auf den Grund zu gehen, meint Rasem Badran. Moderne wird immer noch vor allem als Tabula Rasa verstanden und gespürt. Darunter leidet ihre Akzeptanz und die Qualität moderner Bauten bis heute beträchtlich.