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Der sozial engagierte Unterstützer Beethovens

Der Komponist und Pianist Johann Nepomuk Hummel galt als einer der größten Pianisten seiner Zeit, seine Musik war zu seinen Lebzeiten sehr beliebt. Heute begegnet man nur wenigen seiner Werke auf der Bühne. Vielen galt der Virtuose als einziger ernst zu nehmender Rivale Beethovens. Dabei verstanden sich beide gut und er unterstützte Beethoven sogar finanziell.

Von Sabine Fringes | 17.10.2012
    "Welch einen Meister hörte ich da. Obwohl ich damals schon oft Gelegenheit gehabt hatte, den Gelinek, Lipawsky, Wölffl und selbst Beethoven zu hören, schien mir das Spiel dieses so unscheinbaren Menschen eine neue Welt. Noch nie hatte ich so neue glänzende Schwierigkeiten, eine solche Reinheit, Eleganz und Zartheit des Vortrages und eine so geschmackvoll zusammengesetzte Fantasie gehört."

    So Carl Czerny über Johann Nepomuk Hummel, der zu seiner Zeit als Europas bedeutendster Pianist gefeiert wurde.

    Johann Nepomuk Hummel wurde am 14. November 1778 in Pressburg, dem heutigen Bratislava, geboren. Der Sohn eines Berufsmusikers erwies sich schon in jungen Jahren als hochbegabt, und als der Vater 1786 eine Stelle als Orchesterdirektor in Wien antrat, stellte er den Siebenjährigen niemand Geringerem als Wolfgang Amadeus Mozart vor. Dieser nahm den Knaben prompt für die nächsten zwei Jahre bei sich zu Hause auf, wo er neben Unterricht auch freie Kost und Logis erhielt. Wie einst sein Lehrer Mozart auch, ging er anschließend mit seinem Vater auf Konzertreisen, die ihn quer durch die Musikzentren Europas führten.

    1794 nach Wien zurückgekehrt, nahm Hummel Unterricht bei Antonio Salieri und Joseph Haydn, dem er seine spätere Anstellung als Konzertmeister in Eisenstadt zu verdanken hat: Durch seine Vermittlung wurde der 26-jährige Hummel Haydns Nachfolger am Hof der Fürsten Esterhazy, später dann Kapellmeister in Stuttgart und Weimar. Daneben trat er weiterhin als Pianist auf und erlangte auch als Lehrer überragende Bedeutung:

    "Ich gehe nach Weimar zu Hummel, um des pfiffigen Grundes wegen, nur ein Schüler von ihm zu heißen."

    So Robert Schumann an seine Mutter. Hummel hatte eine neue Schule des Klavierspiels entwickelt. Vielen galt der Virtuose als einziger ernst zunehmender Rivale Beethovens. Sein Schüler Carl Czerny:

    "Wenn sich Beethovens Stil durch eine ungeheure Kraft, Charakteristik, unerhörte Bravour und Geläufigkeit auszeichnete, so war dagegen Hummels Vortrag das Muster der höchsten Reinheit und Deutlichkeit, der anmutigsten Eleganz und Zartheit, und die Schwierigkeiten waren stets auf dem höchsten, Bewunderung erregenden Effekt berechnet."
    Bald bildeten sich zwei Lager: Die Anhänger Hummels warfen Beethovens Spiel Mangel an Klarheit vor, während die Liebhaber Beethovens wiederum die monotone Spielweise und die "kreuzspinnenartige" Haltung der Finger Hummels rügten, in dessen Kompositionen sie im Übrigen "bloße Bearbeitungen Mozart'scher und Haydn'scher Motive" erkannten.

    Doch die beiden Künstler verstanden sich gut - und wie aus Dankesbriefen Beethovens hervorgeht, hatte der geschäftstüchtige Hummel seinen Kollegen gelegentlich auch finanziell unterstützt.
    Hummel war überhaupt sozial engagiert, er setzte sich für einen Witwen- und Waisenfond verstorbener Hofkapellmitglieder ein, und mit seinem Reglement gegen den Nachstich von Musikalien war er einer der ersten Vorkämpfer für das Urheberrecht.

    Am 17. Oktober 1837 starb Hummel mit 58 nach langer Krankheit in Weimar. Er hinterließ (neben Frau und Kindern) über 120 Werke, neben Balletten, Kammer- und Kirchenmusik, auch Opern und Konzerte. Gut die Hälfte seiner Stücke schrieb er für das Klavier.
    Zwischen der Wiener Klassik und der Romantik stehend, inspirierten sie Komponisten wie Frédéric Chopin, Robert Schumann und Franz Liszt, der über seine Musik schrieb:

    "Kein ordentlicher Pianofortevirtuose der Gegenwart kann und darf die Hummel’schen Hauptwerke ignorieren, wenn seine Ausbildung eine allseitige sein soll."