Am 9. Januar 1929 wurde Müller im sächsischen Eppendorf geboren. Am 30. Dezember 1995 starb der Mann mit der Vorliebe für schwarze Kleidung, Zigarren und Whisky an Krebs. Viele seiner Texte regten verschiedene Musiker und Hörspielmacher zu Radioarbeiten an. Das erste war das Lehrstück "Der Horatier", zu dem Peter Zwetkoff im Jahr 1973 für den damaligen Süddeutschen Rundfunk Klangmontagen komponierte. 23 Jahre später, im Jahr 1996, realisierte Wolfgang Rindfleisch Heiner Müllers Langgedicht "Ajax zum Beispiel" für den Deutschlandfunk und den Mitteldeutschen Rundfunk. Einer der Hörspielmacher, die sich besonders intensiv mit Heiner Müllers Texten beschäftigt haben, ist der Komponist und Musiker Heiner Goebbels. Für sein Hörspiel "Die Befreiung des Prometheus" erhielt er im Jahr 1985 den "Hörspielpreis der Kriegsblinden". Mit Heiner Goebbels habe ich mich über Heiner Müllers Rolle für das Hörspiel unterhalten:
Herr Goebbels, vielleicht erzählen Sie am Anfang erst einmal, wie Sie Heiner Müller überhaupt kennen gelernt haben.
Das war bei einer Produktion im Jahr 1980, eine Uraufführung, "Das Leben Guntlings. Lessings Schlaf Traum Schrei". Dafür habe ich die Musik gemacht als musikalischer Leiter des Schauspielhauses Frankfurt am Main. Das war die erste Begegnung, sowohl mit seinen Texten als auch mit seiner Person. Die Bekanntschaft hat sich zunächst einmal am Rande des Theaters fortgesetzt, bei Symposien, auf Foren, vor und nach Premieren. Und das ist vielleicht auch paradigmatisch, dass wir uns am Rande des Theaters kennen gelernt haben, denn unsere erste Nähe bestand in der Kritik an dem Umgang mit seiner Sprache auf der Bühne.
Worin bestand denn diese Kritik?
Müllers Texte sind ja nicht an Personen und an Figürlichkeit gebunden, sondern sind Texte des Nachdenkens, Angebote der Konfrontation. Und sie müssen dem Zuschauer angeboten werden und dürfen ihm nicht durch eine zu starke Inbesitznahme weggenommen werden, zum Beispiel in dem man sie psychologisch auflädt oder emotionalisiert.
Wollten Sie, als Sie die ersten Radiostücke realisiert haben, genau diesen Umgang mit der Sprache umsetzen?
Ich hatte damals dem Theater gegenüber eine ähnliche Unzufriedenheit, die sich nicht nur auf den Umgang mit Müllers Texten bezog. Und für mich war diese akustische Bühne eine erste Möglichkeit, eine Alternative dazu auszuprobieren, wie man mit Sprache umgehen kann und wie man die Sprache in ein Verhältnis zur Musik setzt, bei dem die Musik nicht nur eine illustrative Rolle hat.
Welche Aktualität hat Heiner Müller heute?
Die Tatsache, dass das Theater in den Achtziger und Neunziger Jahren mit seinen Texten nicht wirklich umgehen konnte, hat sein Leben am Theater zum Teil schwer gemacht. Ich glaube, dass es jetzt zunehmend gelingen könnte, mit diesem Irrtum der Inbesitznahme und Psychologisierung, der Reduzierung seiner Texte auf merkwürdig absurde Beziehungskonflikte aufzuhören. Ich glaube jetzt mit dem Abstand könnte man ihn wieder entdecken als einen großen literarischen Autor auch mit der entsprechenden Fremdheit, die vielleicht das DDR-Milieu in einigen seiner Stücke hat.
Anlässlich Heiner Müllers 75. Geburtstag werden bei zahlreichen Sendern Stücke von, nach oder über ihn zu hören sein. Eine Auswahl:
Mit dem Hörstück "Wolokolamsker Chaussee" von Heiner Müller und Heiner Goebbels begeht der Deutschlandfunk Müllers 75. Geburtstag. Der Sendetermin: Samstag, der 10. Januar 2004, 20.05 Uhr. Auf WDR 3 wird es am Mittwoch, den 7. Januar 2004 um 22.00 Uhr zu hören sein.
Ein frühes Stück Heiner Müllers hat sich der Mitteldeutsche Rundfunk für seine Geburtstagssendung ausgesucht. "Die Umsiedlerin" wurde im Jahr 1961 uraufgeführt. Es befasst sich mit der Kollektivierung und der Bodenreform – allerdings in nicht korrekter Weise, wie die damalige DDR-Führung fand. Müller wurde aus dem Schriftstellerveband der DDR ausgeschlossen, sein Stück verboten. Wolfgang Rindfleisch hat es nun fürs Radio umgesetzt. Das Hörspiel " Die Umsiedlerin oder das Leben auf dem Land" sendet MDR Kultur am Samstag, den 27. Dezember um 22 Uhr.
Im Jahr 1970 entstand das Stück "Mauser", das sich an Bert Brechts Lehrstück " Die Maßnahme" anlehnt und nach der Rechtfertigung der Grausamkeit der politischen Mittel für eine Revolution fragt. Bayern 2 sendet "Mauser" am Freitag, den 9.Januar 2004 um 20.30 Uhr. Im Anschluss sind "Angaben des Dichters zur Person" zu hören, erzählerische und lyrische Auseinandersetzungen mit Personen, die ihn prägten und die Heiner Müller aus Anlass der Ursendung von "Mauser" im Jahr 1992 las.
Einen Programmschwerpunkt zum 75. Geburtstag des Dramatikers bietet der Westdeutsche Rundfunk. Heiner Müllers Kindheit und Jugend recherchiert sein Bruder Wolfgang Müller in dem Feature "Wie aus Reimund Heiner wurde". WDR 3 sendet es am Sonntag, den 4. Januar 2004 um 15.00 Uhr und am Montag, den 5. Januar 2004 um 22.00 Uhr.
Nach Heiner Müllers Text "Herakles 2 oder die Hydra" hat Paul Plamper ein Hörspiel konzipiert und es mit den Anfangsbuchstaben des Originaltitels benannt: Das Hörspiel "H2OdH" wird am 6. Januar 2004 um 23 Uhr auf EinsLive urgesendet. WDR 3 wiederholt es am 12.Januar.2004 um 23:05 Uhr.
Herr Goebbels, vielleicht erzählen Sie am Anfang erst einmal, wie Sie Heiner Müller überhaupt kennen gelernt haben.
Das war bei einer Produktion im Jahr 1980, eine Uraufführung, "Das Leben Guntlings. Lessings Schlaf Traum Schrei". Dafür habe ich die Musik gemacht als musikalischer Leiter des Schauspielhauses Frankfurt am Main. Das war die erste Begegnung, sowohl mit seinen Texten als auch mit seiner Person. Die Bekanntschaft hat sich zunächst einmal am Rande des Theaters fortgesetzt, bei Symposien, auf Foren, vor und nach Premieren. Und das ist vielleicht auch paradigmatisch, dass wir uns am Rande des Theaters kennen gelernt haben, denn unsere erste Nähe bestand in der Kritik an dem Umgang mit seiner Sprache auf der Bühne.
Worin bestand denn diese Kritik?
Müllers Texte sind ja nicht an Personen und an Figürlichkeit gebunden, sondern sind Texte des Nachdenkens, Angebote der Konfrontation. Und sie müssen dem Zuschauer angeboten werden und dürfen ihm nicht durch eine zu starke Inbesitznahme weggenommen werden, zum Beispiel in dem man sie psychologisch auflädt oder emotionalisiert.
Wollten Sie, als Sie die ersten Radiostücke realisiert haben, genau diesen Umgang mit der Sprache umsetzen?
Ich hatte damals dem Theater gegenüber eine ähnliche Unzufriedenheit, die sich nicht nur auf den Umgang mit Müllers Texten bezog. Und für mich war diese akustische Bühne eine erste Möglichkeit, eine Alternative dazu auszuprobieren, wie man mit Sprache umgehen kann und wie man die Sprache in ein Verhältnis zur Musik setzt, bei dem die Musik nicht nur eine illustrative Rolle hat.
Welche Aktualität hat Heiner Müller heute?
Die Tatsache, dass das Theater in den Achtziger und Neunziger Jahren mit seinen Texten nicht wirklich umgehen konnte, hat sein Leben am Theater zum Teil schwer gemacht. Ich glaube, dass es jetzt zunehmend gelingen könnte, mit diesem Irrtum der Inbesitznahme und Psychologisierung, der Reduzierung seiner Texte auf merkwürdig absurde Beziehungskonflikte aufzuhören. Ich glaube jetzt mit dem Abstand könnte man ihn wieder entdecken als einen großen literarischen Autor auch mit der entsprechenden Fremdheit, die vielleicht das DDR-Milieu in einigen seiner Stücke hat.
Anlässlich Heiner Müllers 75. Geburtstag werden bei zahlreichen Sendern Stücke von, nach oder über ihn zu hören sein. Eine Auswahl:
Mit dem Hörstück "Wolokolamsker Chaussee" von Heiner Müller und Heiner Goebbels begeht der Deutschlandfunk Müllers 75. Geburtstag. Der Sendetermin: Samstag, der 10. Januar 2004, 20.05 Uhr. Auf WDR 3 wird es am Mittwoch, den 7. Januar 2004 um 22.00 Uhr zu hören sein.
Ein frühes Stück Heiner Müllers hat sich der Mitteldeutsche Rundfunk für seine Geburtstagssendung ausgesucht. "Die Umsiedlerin" wurde im Jahr 1961 uraufgeführt. Es befasst sich mit der Kollektivierung und der Bodenreform – allerdings in nicht korrekter Weise, wie die damalige DDR-Führung fand. Müller wurde aus dem Schriftstellerveband der DDR ausgeschlossen, sein Stück verboten. Wolfgang Rindfleisch hat es nun fürs Radio umgesetzt. Das Hörspiel " Die Umsiedlerin oder das Leben auf dem Land" sendet MDR Kultur am Samstag, den 27. Dezember um 22 Uhr.
Im Jahr 1970 entstand das Stück "Mauser", das sich an Bert Brechts Lehrstück " Die Maßnahme" anlehnt und nach der Rechtfertigung der Grausamkeit der politischen Mittel für eine Revolution fragt. Bayern 2 sendet "Mauser" am Freitag, den 9.Januar 2004 um 20.30 Uhr. Im Anschluss sind "Angaben des Dichters zur Person" zu hören, erzählerische und lyrische Auseinandersetzungen mit Personen, die ihn prägten und die Heiner Müller aus Anlass der Ursendung von "Mauser" im Jahr 1992 las.
Einen Programmschwerpunkt zum 75. Geburtstag des Dramatikers bietet der Westdeutsche Rundfunk. Heiner Müllers Kindheit und Jugend recherchiert sein Bruder Wolfgang Müller in dem Feature "Wie aus Reimund Heiner wurde". WDR 3 sendet es am Sonntag, den 4. Januar 2004 um 15.00 Uhr und am Montag, den 5. Januar 2004 um 22.00 Uhr.
Nach Heiner Müllers Text "Herakles 2 oder die Hydra" hat Paul Plamper ein Hörspiel konzipiert und es mit den Anfangsbuchstaben des Originaltitels benannt: Das Hörspiel "H2OdH" wird am 6. Januar 2004 um 23 Uhr auf EinsLive urgesendet. WDR 3 wiederholt es am 12.Januar.2004 um 23:05 Uhr.