Vor dieser eleganten Transposition muss man einfach den Hut ziehen. Denn das Schlitzohr Stephen Fry hat die literarhistorische Novität, die Alexandre Dumas seiner Zeit in die Welt setzte, in ihrer Modernität klar erkannt. Der Graf von Monte Christo ist der erste literarische Held, der durch die reine Kraft des Geldes triumphiert. Edmond Dantes vernichtet seine Gegner, nicht mit der Waffe in der Hand, sondern indem er sie ruiniert. Sein Reichtum räumt jedes Hindernisse beiseite, korrumpiert Menschen wie Institutionen und macht den Grafen zu einem gottähnlichen Herrscher, dem nichts und niemand Einhalt gebieten kann. Dumas wollte mit dem Motiv die "Enrichissez-vous"-Attitüde der nach-napoleonischen Restauration anprangern, und wie genial paßt dieses plumpe "Bereichert euch" in die Aktien-Internet-Boom Epoche der 1990er Jahre. Die Widersacher von Frys modernem Grafen sind ebensolche Emporkömmlinge, denen Geld, Karriere und Status alles bedeutet. Ned Maddstone verwickelt sie in Skandale, hetzt die Medien auf sie, zerstört ihr Renommee und treibt sie buchstäblich in den Selbstmord. Und konsequent bleibt Fry bei der Vorlage: V/ie bei Dumas wird der Held durch seine Allmacht zur einsamen Person, die schließlich, nach vollendeter Rache, feststellt, dass sie kein Herz mehr besitzt, jedes Gefühl in sich abgetötet hat.
"Wir sind nur der Sterne Tennisbälle, aufgespielt, gewechselt, wie es ihnen paßt" -dieses Zitat aus John Websters Drama "Die Herzogin von Amalfi" gibt Stephen Frys Roman seinen melancholisch, gleichnishaften Titel. Fry ist als bunter Hund der englischen Literaturszene vor allem für Komik und schwarzen Humor bekannt. Und wenn auch sein Monte-Christo-Remake durchzogen ist von drolligen Szenen und pfiffigen Anspielungen - es ist im Grunde kein lustiges Buch, sondern getreu des klassischen Vorbilds ein durch und durch gesellschaftskritischer Roman. Die leichte Hand, der souveräne Ton gewährleisten eine glänzende Lektüre, selbst wenn man den Palimpsest nicht erkennt. Aber die düstere und schlichte Message, wie sie von Maitre Dumas formuliert wurde, bleibt intakt. Wer sich ans Geld verliert, geht am Ende selbst zugrunde. Das sollen wir uns hinter die Ohren schreiben. Gut. Nach diesem Roman nimmt man sich vor, wieder mal ein besserer Mensch zu werden.