30 Kilometer lang ist er und schnurgerade. Der "Afsluitdijk" zwischen Nordholland und Friesland. Hier scheint die Welt nur aus Wasser und Himmel zu bestehen. Die Autos, die auf der Autobahn hin und her flitzen, verschwinden am blaugrauen Horizont. Im Nordwesten erstrecken sich Nordsee und Wattenmeer, und im Südosten glitzert die ebenfalls unendlich scheinende Wasserfläche des Ijsselmeers in der Sonne. Eine kleine Gedenkplatte in der Mitte des Deiches erinnert daran, dass an dieser Stelle vor 75 Jahren mit Schaufelbaggern die letzte Lücke geschlossen wurde: 0'45
Das geschah am 28. Mai 1932, erklärt Ingenieur Hans Vos von der staatlichen Wasserbaubehörde Rijkswaterstaat. Damit wurde unser Ruhm begründet, sagt er. Dieser Deich sei der Stolz der gesamten Nation. Vos inspiziert den Abschlussdeich regelmässig, meistens per Schiff, an diesem Tag auf der Nordholland.
12 Jahre dauerten die Bauarbeiten. Bis zu 5.000 Männer wurden jedes Jahr eingesetzt und kämpften gegen Sturm, Wellen und lebensgefährliche Strudel:
Dabei arbeiteten sie von drei Punkten aus aufeinander zu, erklärt Vos. Von den beiden Ufern und von einer künstlichen Insel in der Mitte aus. Erst legten sie Schilfrohrmatten auf den Meeresboden, dann folgten Schichten aus Lehm mit Gesteinsbrocken, Sand und Basalt.
Pläne, die Meeresbucht Zuiderzee mit einem Deich abzuriegeln, hatte es schon seit 1880 gegeben. Realisiert allerdings wurden sie erst, als im Januar 1916 eine schwere Sturmflut grosse Teile des Gebietes verwüstet und 16 Menschen das Leben gekostet hatte:
Das war für die damalige Regierung der Auslöser, sagt Vos, soweit sollte es nie mehr kommen .
Der Deich hatte allerdings dramatische Folgen für Flora und Fauna. Auch der Charakter von Zuiderzeehafenstädtchen wie Hoorn oder Enkhuizen änderte sich drastisch. Innerhalb von fünf Jahren war das Ijsselmeer süss, Muscheln und Salzwasserfische wie Hering verschwanden, auch Ebbe und Flut gab es nicht mehr.
Alle Flaggen auf den Fischersbooten hingen am 28. Mai 1932 auf Halbmast, erzählt Vos' Kollege Eric Regeling:
Doch die Vorteile überwogen, denn der Deich ist nicht nur Hochwasserschutzwall: Er machte Landgewinnung im IJsselmeer möglich und schuf damit Tausende neue Arbeitsplätze. So entstand die Provinz Flevoland mit Städten wie Lelystad, benannt nach dem Architekten des Abschlussdeiches Cornelis Lely. Auch bescherte der Deich den Niederländern mit dem Ijsselmeer ein gigantisches Trinkwasserreservoir - was angesichts des Klimawandels, der Perioden extremer Trockenheit mit sich bringt, immer wichtiger wird. 3 min
Doch der Klimawandel bringt auch mehr Niederschläge mit sich, erklärt Ingenieur Regeling. Und mehr Wasser aus den Flüssen, die ins Ijsselmeer münden. Dadurch steigt dort der Wasserspiegel. Und damit nicht genug: Auch der Meeresspiegel steigt, Klimaforschern zufolge bis zu einen Meter in den nächsten 100 Jahren.
So wie viele niederländische Deiche muss deshalb auch der Abschlussdeich erhöht und verstärkt werden. Auch denken die Wasserbauingenieure über Innovationen nach: Ein künstliches Riff als Wellenbrecher vor dem Deich in der Nordsee könnte die schwersten Schläge auffangen. Und damit Wellen, die über den Deich schlagen, nicht länger das Gras abtragen, könnte dieses durch Kunstgras ersetzt werden. Durch solche Massnahmen wären nicht nur die Menschen hinter dem Abschlussdeich weiterhin sicher, sondern auch die vielen Touristen aus aller Welt, die dieser Meisterwerk der Technik auch nach 75 Jahren noch voller Staunen besichtigen.
Es beweist, wie sehr ein altes Sprichwort stimmt", meint ein Engländer. "Gott schuf die Welt - und die Niederländer die Niederlande.
Das geschah am 28. Mai 1932, erklärt Ingenieur Hans Vos von der staatlichen Wasserbaubehörde Rijkswaterstaat. Damit wurde unser Ruhm begründet, sagt er. Dieser Deich sei der Stolz der gesamten Nation. Vos inspiziert den Abschlussdeich regelmässig, meistens per Schiff, an diesem Tag auf der Nordholland.
12 Jahre dauerten die Bauarbeiten. Bis zu 5.000 Männer wurden jedes Jahr eingesetzt und kämpften gegen Sturm, Wellen und lebensgefährliche Strudel:
Dabei arbeiteten sie von drei Punkten aus aufeinander zu, erklärt Vos. Von den beiden Ufern und von einer künstlichen Insel in der Mitte aus. Erst legten sie Schilfrohrmatten auf den Meeresboden, dann folgten Schichten aus Lehm mit Gesteinsbrocken, Sand und Basalt.
Pläne, die Meeresbucht Zuiderzee mit einem Deich abzuriegeln, hatte es schon seit 1880 gegeben. Realisiert allerdings wurden sie erst, als im Januar 1916 eine schwere Sturmflut grosse Teile des Gebietes verwüstet und 16 Menschen das Leben gekostet hatte:
Das war für die damalige Regierung der Auslöser, sagt Vos, soweit sollte es nie mehr kommen .
Der Deich hatte allerdings dramatische Folgen für Flora und Fauna. Auch der Charakter von Zuiderzeehafenstädtchen wie Hoorn oder Enkhuizen änderte sich drastisch. Innerhalb von fünf Jahren war das Ijsselmeer süss, Muscheln und Salzwasserfische wie Hering verschwanden, auch Ebbe und Flut gab es nicht mehr.
Alle Flaggen auf den Fischersbooten hingen am 28. Mai 1932 auf Halbmast, erzählt Vos' Kollege Eric Regeling:
Doch die Vorteile überwogen, denn der Deich ist nicht nur Hochwasserschutzwall: Er machte Landgewinnung im IJsselmeer möglich und schuf damit Tausende neue Arbeitsplätze. So entstand die Provinz Flevoland mit Städten wie Lelystad, benannt nach dem Architekten des Abschlussdeiches Cornelis Lely. Auch bescherte der Deich den Niederländern mit dem Ijsselmeer ein gigantisches Trinkwasserreservoir - was angesichts des Klimawandels, der Perioden extremer Trockenheit mit sich bringt, immer wichtiger wird. 3 min
Doch der Klimawandel bringt auch mehr Niederschläge mit sich, erklärt Ingenieur Regeling. Und mehr Wasser aus den Flüssen, die ins Ijsselmeer münden. Dadurch steigt dort der Wasserspiegel. Und damit nicht genug: Auch der Meeresspiegel steigt, Klimaforschern zufolge bis zu einen Meter in den nächsten 100 Jahren.
So wie viele niederländische Deiche muss deshalb auch der Abschlussdeich erhöht und verstärkt werden. Auch denken die Wasserbauingenieure über Innovationen nach: Ein künstliches Riff als Wellenbrecher vor dem Deich in der Nordsee könnte die schwersten Schläge auffangen. Und damit Wellen, die über den Deich schlagen, nicht länger das Gras abtragen, könnte dieses durch Kunstgras ersetzt werden. Durch solche Massnahmen wären nicht nur die Menschen hinter dem Abschlussdeich weiterhin sicher, sondern auch die vielen Touristen aus aller Welt, die dieser Meisterwerk der Technik auch nach 75 Jahren noch voller Staunen besichtigen.
Es beweist, wie sehr ein altes Sprichwort stimmt", meint ein Engländer. "Gott schuf die Welt - und die Niederländer die Niederlande.