Sufismus ist ein Sammelbegriff für in Orden organisierte spirituelle Strömungen im Islam, deren Mitglieder, die Sufis, regelmäßige Gebetsmeditationen praktizieren, zu denen Musik und Tänze gehören können. Auf diese Weise soll das Wichtignehmen der materiellen Welt überwunden und eine erfahrbare Nähe zu Gott erreicht werden.
"Der Sufismus ist die spirituelle Dimension der islamischen Religion. Es ist ein Weg, Frieden zu erlangen – zuerst mit sich selbst, dann mit der Gesellschaft und schließlich mit Gott. Gott ist der Schöpfer aller Dinge und er liebt alle Kreaturen. Diese Nachricht von Gottes alles umfassender Einheit, Wahrheit und Liebe möchten wir in die Gesellschaft hinein tragen. Eine der Hauptaufgaben, die wir uns als Sufi stellen, ist daher, unser Herz von allen Ureinheiten zu befreien."
Einmal pro Woche trifft sich im Norden des Iran in der Provinzstadt Sanandaj die örtliche Sufi-Gemeinschaft unter der Leitung von Scheich Haschemi. Gemeinsam lesen die Frauen und Männer Gedanken persischer Mystiker wie Jalaluddin Rumi:
Stirb deinem Ich und komm zum Leben aus Gott... / Wer sich mit ihm vereinigt, muss sich ganz loslassen. / Sobald er´s tut, sieht er die Welt ganz deutlich, / die er bislang nur verschwommen erkannte…. / Lass deine Seele im Feuer der Liebe entbrennen / und brenne damit alle deine Gedanken und Worte weg.
Der Sufismus entstand im mittelalterlichen Persien als Gegenbewegung zu einer immer stärkeren Ausrichtung des Islam am Gesetz. Das unkonventionelle Streben der Mystiker nach Gotteserfahrung war vielen Herrschern von jeher ein Dorn im Auge. Zu manchen Zeiten wurden die Sufi sogar verfolgt. Trotzdem haben sie überlebt.
Im heutigen Iran kommen die Mitglieder der Sufi-Gemeinschaften aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen. Viele arbeiten im sozialen Bereich. Denn die konkrete Hinwendung zu den Armen gehört zu den Idealen der Sufi. Scheich Haschemi:
"Unser Kreis ist offen für jeden. Wir lesen Texte aus dem Koran oder den Schriften großer Philosophen und Dichter. Außerdem halten wir Meditationen, bei denen wir uns den Namen Gottes vergegenwärtigen, und schließlich üben wir einen Tanz, der sich 'tune of love' nennt – 'Melodie der Liebe"."
Immer wieder erklingt bei den Treffen der Sufi der Name Gottes: Allah. Man betet nicht nur im Geist sondern mit dem ganzen Körper – in rhythmischen Bewegungen zum Klang der Trommeln.
Im nicht endenden Gebet – schreibt Jalaluddin Rumi – vernimmt der Mystiker die "göttliche Stimme":
Auf jeden deiner Schreie 'Oh mein Gott!' / antworte ich hundertfach: 'Hier bin ich!'… / Meine Antwort gebe ich ohne Worte, / aber du kannst sie vom Kopf bis in die Zehen spüren.
""In der schiitischen Richtung des Islam, der in Persien vorherrscht, ist unser höchstes Ideal, Gott nahe zu sein. Das ist das Ziel aller unserer religiösen Übungen. Und ich denke, dabei geht es oft nur um eines: Wir müssen uns klar machen, dass Gott bei uns ist, ja, in uns, – jetzt, hier, in diesem Moment!"
Die Gedanken der Mystik sind in der persischen Philosophie und Literatur weit über den Sufismus hinaus verbreitet. Mohammad Ali Shomali ist Professor für islamische Theologie in der Universitätsstadt Qom. Sein Spezialgebiet ist der christlich-muslimische Dialog. Reisen haben ihn in alle Welt geführt.
"Echte Mystik muss beides umfassen: das Herz und den Verstand. Vor allem aber müssen wir das, was wir erkannt haben, im Alltag umsetzen. Das Gebet ist nicht nur etwas, was man in der Moschee oder in besonderen Momenten übt, es ist vielmehr eine Haltung, die unser Leben jeden Tag, 24 Stunden lang, bestimmen sollte. Würden wir uns wirklich immer klar machen, dass Gott bei uns ist, dann würden wir nie die Hoffnung verlieren, und wir würden andere nie schlecht behandeln. Ja, wir wären automatisch veränderte, neue Menschen. Ich denke, ein Mystiker ist jemand, der das verstanden hat, dessen Verhalten allem und jedem Gegenüber von der Freude über die Gegenwart und Liebe Gottes geprägt wird."
Die Seele des Gebets ist das Aufgehen des Selbst in Gott.
– schreibt Jalaluddin Rumi im 13. Jahrhundert, etwa zu derselben Zeit, als auch in Europa die christliche Mystik aufblüht. Heute sehen immer mehr iranische Gelehrte die Mystik als Brücke zwischen den Religionen. Der Philosophieprofessor Shahram Pazouki hat sich sogar an der Teheraner Universität auf dieses Gebiet spezialisiert:
"Ich befasse mich oft mit der abendländischen Mystik, mit Meister Eckhart oder Theresa von Avila. Einer meiner Studenten hat jetzt zum Beispiel eine ausgezeichnete Doktorarbeit über den Vergleich zwischen Rumi und Theresa geschrieben. Es gibt so viele Gemeinsamkeiten zwischen dem Islam und dem Christentum, und die meisten Parallelen finden Sie in der Mystik. Manchmal sage ich sogar, dass der Sufismus der "christliche Teil" des Islam ist, und suche dabei nach neuen Wegen des Dialogs."
"Der Sufismus ist die spirituelle Dimension der islamischen Religion. Es ist ein Weg, Frieden zu erlangen – zuerst mit sich selbst, dann mit der Gesellschaft und schließlich mit Gott. Gott ist der Schöpfer aller Dinge und er liebt alle Kreaturen. Diese Nachricht von Gottes alles umfassender Einheit, Wahrheit und Liebe möchten wir in die Gesellschaft hinein tragen. Eine der Hauptaufgaben, die wir uns als Sufi stellen, ist daher, unser Herz von allen Ureinheiten zu befreien."
Einmal pro Woche trifft sich im Norden des Iran in der Provinzstadt Sanandaj die örtliche Sufi-Gemeinschaft unter der Leitung von Scheich Haschemi. Gemeinsam lesen die Frauen und Männer Gedanken persischer Mystiker wie Jalaluddin Rumi:
Stirb deinem Ich und komm zum Leben aus Gott... / Wer sich mit ihm vereinigt, muss sich ganz loslassen. / Sobald er´s tut, sieht er die Welt ganz deutlich, / die er bislang nur verschwommen erkannte…. / Lass deine Seele im Feuer der Liebe entbrennen / und brenne damit alle deine Gedanken und Worte weg.
Der Sufismus entstand im mittelalterlichen Persien als Gegenbewegung zu einer immer stärkeren Ausrichtung des Islam am Gesetz. Das unkonventionelle Streben der Mystiker nach Gotteserfahrung war vielen Herrschern von jeher ein Dorn im Auge. Zu manchen Zeiten wurden die Sufi sogar verfolgt. Trotzdem haben sie überlebt.
Im heutigen Iran kommen die Mitglieder der Sufi-Gemeinschaften aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen. Viele arbeiten im sozialen Bereich. Denn die konkrete Hinwendung zu den Armen gehört zu den Idealen der Sufi. Scheich Haschemi:
"Unser Kreis ist offen für jeden. Wir lesen Texte aus dem Koran oder den Schriften großer Philosophen und Dichter. Außerdem halten wir Meditationen, bei denen wir uns den Namen Gottes vergegenwärtigen, und schließlich üben wir einen Tanz, der sich 'tune of love' nennt – 'Melodie der Liebe"."
Immer wieder erklingt bei den Treffen der Sufi der Name Gottes: Allah. Man betet nicht nur im Geist sondern mit dem ganzen Körper – in rhythmischen Bewegungen zum Klang der Trommeln.
Im nicht endenden Gebet – schreibt Jalaluddin Rumi – vernimmt der Mystiker die "göttliche Stimme":
Auf jeden deiner Schreie 'Oh mein Gott!' / antworte ich hundertfach: 'Hier bin ich!'… / Meine Antwort gebe ich ohne Worte, / aber du kannst sie vom Kopf bis in die Zehen spüren.
""In der schiitischen Richtung des Islam, der in Persien vorherrscht, ist unser höchstes Ideal, Gott nahe zu sein. Das ist das Ziel aller unserer religiösen Übungen. Und ich denke, dabei geht es oft nur um eines: Wir müssen uns klar machen, dass Gott bei uns ist, ja, in uns, – jetzt, hier, in diesem Moment!"
Die Gedanken der Mystik sind in der persischen Philosophie und Literatur weit über den Sufismus hinaus verbreitet. Mohammad Ali Shomali ist Professor für islamische Theologie in der Universitätsstadt Qom. Sein Spezialgebiet ist der christlich-muslimische Dialog. Reisen haben ihn in alle Welt geführt.
"Echte Mystik muss beides umfassen: das Herz und den Verstand. Vor allem aber müssen wir das, was wir erkannt haben, im Alltag umsetzen. Das Gebet ist nicht nur etwas, was man in der Moschee oder in besonderen Momenten übt, es ist vielmehr eine Haltung, die unser Leben jeden Tag, 24 Stunden lang, bestimmen sollte. Würden wir uns wirklich immer klar machen, dass Gott bei uns ist, dann würden wir nie die Hoffnung verlieren, und wir würden andere nie schlecht behandeln. Ja, wir wären automatisch veränderte, neue Menschen. Ich denke, ein Mystiker ist jemand, der das verstanden hat, dessen Verhalten allem und jedem Gegenüber von der Freude über die Gegenwart und Liebe Gottes geprägt wird."
Die Seele des Gebets ist das Aufgehen des Selbst in Gott.
– schreibt Jalaluddin Rumi im 13. Jahrhundert, etwa zu derselben Zeit, als auch in Europa die christliche Mystik aufblüht. Heute sehen immer mehr iranische Gelehrte die Mystik als Brücke zwischen den Religionen. Der Philosophieprofessor Shahram Pazouki hat sich sogar an der Teheraner Universität auf dieses Gebiet spezialisiert:
"Ich befasse mich oft mit der abendländischen Mystik, mit Meister Eckhart oder Theresa von Avila. Einer meiner Studenten hat jetzt zum Beispiel eine ausgezeichnete Doktorarbeit über den Vergleich zwischen Rumi und Theresa geschrieben. Es gibt so viele Gemeinsamkeiten zwischen dem Islam und dem Christentum, und die meisten Parallelen finden Sie in der Mystik. Manchmal sage ich sogar, dass der Sufismus der "christliche Teil" des Islam ist, und suche dabei nach neuen Wegen des Dialogs."