Borstel ist ein normales kleines Ferkel, vielleicht ein bisschen zu wagemutig für sein Alter, und so fällt es eines Tages in ein Fass: ein Fass mit Zaubertrank - nein, mit Supadupa-Dünger, den es, um nicht zu ertrinken, schluckt und schluckt und schluckt. Danach ist Borstel nicht mehr das gleiche Ferkel wie zuvor, sondern ein ziemlich starkes Schwein.
"Also, es fängt an wie bei Asterix, ist aber dann ein ganz andere Geschichte. Ich glaube, die Grundidee, dass jemand in so einen Zaubertrank fällt und dadurch stark wird, die ist einfach so gut, dass es fast schon schlimmer wäre, so was nicht zu klauen!","
bekennt Daniel Napp, Jahrgang 1974, ganz offenherzig, denn für ein Kind des Medienzeitalters wäre es albern, seine Inspirationsquellen zu verleugnen.
Supadupa-Schwein - das neue, aktuelle Bilderbuch Napps - streitet seine Verwandtschaft mit den Superhelden der Comicwelt gar nicht ab, doch bewegt es sich in einem anderen Bilderkosmos als Super- oder Batman. Es sind den Metropolen ferne und landschaftsbetonte Bilderwelten, die ein "Nappscher" Leser bereits seit einigen Jahren kennt. Denn Daniel Napp hat mit seinen Dr.-Brumm-Bänden schon eine treue Lesergemeinde um sich geschart. Auch diesen Geschichten liegt eine Inspiration zugrunde - freilich eine akustische:
""Es gibt da ja in der Schweiz das Anti-Brumm-Spray, das hat mir immer so gut gefallen, der Name. Und dieses Wort 'Brumm' hatte ich - oder die Schweizer sagen dann ja 'Brömm' - das hatte ich so lange immer schon dann im Hinterkopf, dass ich das irgendwann auch mal benutzen wollte. Und dann ist dann Dr. Brumm draus geworden, also der Name."
Dr. Brumm ist kein Kammerjäger und Insektenvertilger, sondern ein Bär mit braunem Zottelpelz, langer spitzer Schnauze und einem ratlosen Blick, der seinen langsamen Verstand widerspiegelt. Er lebt zusammen mit seinem Freund Pottwal, einem Goldfisch, in einem bescheidenen Holzhäuschen mit Außentoilette irgendwo auf dem Lande - vielleicht sogar im Münsterland, wohin es Daniel Napp verschlagen hat. Das Klingelschild mit dem Doktortitel ist allerdings in markanter Position am Giebel des Hauses angebracht, damit auch alle sehen können: Hier wohnt ein gelehrter Bär! Doch wofür hat Dr. Brumm seinen Titel erworben?
"Das weiß ich leider gar nicht selber, aber da hab ich die Kinder auf meiner Homepage abstimmen lassen. Und ich glaube im Moment führt: 'Für das Amselerschrecken'."
Das würde ganz gut passen, denn Dr. Brumm zeichnet sich nicht gerade durch technische Intelligenz aus. Im Gegenteil, was er anfasst, misslingt ihm. Ob er im ersten Band "Dr. Brumm versteht das nicht" seinen Fernseher zu reparieren versucht oder im jüngsten "Dr. Brumm fährt Zug" eine alte Rangierlok in Bewegung setzt, sein Leben besteht aus einem fortgesetzten Scheitern an den Tücken der Welt. Das zeichnet seit jeher Slapstick-Komik aus, stellt aber zugleich hohe Anforderungen an den Illustrator. Denn Bewegung und Geschwindigkeit, die im ursprünglichen Slapstick auf der Bühne oder im Film automatisch für den komischen Effekt sorgen, müssen hier in der Bilderfolge und durch den Wechsel der Perspektiven erzeugt werden, wie man das vom Comic her kennt:
"Ich habe - wie viele meiner Kollegen - eigentlich so angefangen, dass man eigentlich auch Comiczeichner werden möchte. Ich hab dann festgestellt im Studium, dass es eigentlich sehr schwierig ist, als Comiczeichner zu leben. So bin ich irgendwie erst einmal auf das Kinderbuch gekommen, und hab jetzt auf einmal die Möglichkeit, so diese Comicsachen, die ich immer schon machen wollte, da so ein bisschen einzubauen. Man sollte vielleicht aber auch nicht übertreiben. Es ist schon eine andere Bildsprache. Aber es ist schon gut, wenn man so einige Element da auch reinbringen kann."
Dazu gehören dezent eingesetzte typografische Stilmittel, lautmalerische Lettering-Buchstaben etwa, die die fatalen Kausalitätsverkettungen in Dr. Brumms Leben mit ihrem Comic-Sound unterstreichen. Regelmäßig tauchen in Napps Bilderbüchern auch große, nicht nur Dr. Brumm überfordernde Maschinen auf. Im Supadupa-Schwein gilt es etwa, für einen zerstörten Pullover Ersatz zu finden.
Selber stricken? Wie "unsupermännisch"! Aus dem vorhandenen Schwerstmaschinenpark des Bauernhofs baut Supadupa-Schwein eine vollautomatische Strickmaschine, bei der hinten das Schaf eingeklemmt wird und vorne der fertige Pullover raus fällt. Solche doppelseitigen Tableaus mit ihren vielfältigen Bilderwitzen im Detail treffen ganz den Geschmack der jungen Noch-Nicht-Leser, doch akribischen Hinschauer.
Dass der junge Illustrator neben diesem Zug zum technischen Wunderwerk auch noch andere Vorlieben besitzt, erfährt man dagegen andernorts. Auf seiner Webseite finden sich Landschaftsaquarelle in klassischer Manier. Sind die Kinderbücher der Geld bringende Beruf, die Malerei die nicht marktkonforme Leidenschaft?
"Ja also: Wenn man mal genau hinschaut, dann findet man meine freien Aquarelle auch in den großen Bilderbuchillustrationen wieder, nämlich wenn man sich die Hintergrundgestaltung anschaut, die dann nur noch so ganz frei mit dem Pinsel gemalt ist. Da kann ich dann diese Erfahrung aus meinen Landschaftsmalereien wieder einfließen lassen. Beziehungsweise manchmal ist es dann schon so, dass, wenn ich vielleicht irgendeinen Baum gemalt habe, den ich vorher so noch nicht gemalt hab, dass ich dann auch versuche, in der Geschichte diesen Baum irgendwo reinzuschmuggeln."
Daniel Napp ist erfolgreich. Die Dr.-Brumm-Bände werden nicht nur von deutschen Kindern geliebt, sondern auch in diverse Sprachen übersetzt. Selbst das nagelneue Supadupa-Schwein gibt es schon auf Dänisch, Finnisch und Holländisch. Man vermutet, dass es Bilderbuchmacher mit Auslandsverkäufen etwas einfacher haben müssten als reine Sprachautoren, weil ja die Illustrationen gleich bleiben. Doch das ist durchaus nicht immer der Fall:
"Die machen dann teilweise auch ihr eigenes Layout oder ändern auch mal an der Bildfolge etwas, natürlich mit Absprache mit mir, weil auch in anderen Ländern manchmal der Humor bisschen anders funktioniert, und man muss dann mal was umstellen. Das kann also durchaus vorkommen","
erzählt Daniel Napp.
""Ich hab's jetzt noch nicht oft erlebt, aber es kann schon mal sein, dass ein Bild gespiegelt wird, so dass die wichtigen Dinge, die bei mir auf der rechten Hälfte der Doppelseite sind, dann auf einmal auf der linken Hälfte der Doppelseite stehen."
Man sieht eben nicht überall auf der Welt das Gleiche in einem Bild und - für Komik besonders wichtig - nicht in derselben Reihenfolge. Wo was zu welchem Zeitpunkt passiert, verleiht aber Daniel Napps Bildergeschichten ihren Witz. Daneben stecken sie voller Anspielungen. Doch kann ein Vorschüler das Supadupa-Schwein dem Superheldenuniversum wirklich schon zuordnen?
"Es ist genau umgekehrt! Die Kinder kennen es zwar noch nicht, aber sie wissen, dass es das gibt, eben für die Erwachsenen. Und dass hab ich mir jetzt erzählen lassen neulich von einer Mutter, die mir erzählt hat, dass die Kinder da ganz scharf drauf sind jetzt auf das Supadupa-Schwein, weil es die ersten Superhelden sind, die für sie erlaubt sind! Also, die kennen schon irgendwie Batman und Superman, aber das dürfen sie noch nicht lesen - oder dürfen natürlich auch noch nicht ins Kino. Aber dass es so etwas gibt, das nehmen Kinder natürlich schon wahr durch Plakate und Werbung und alles. Mein Supadupa-Schwein ist jetzt so der Batman für die Fünfjährigen."
"Tonnerwetter!", würde Dr. Brumm sagen, sein Allzweckkommentar in jeder verzwickten Lebenslage. Bliebe die Frage, ob es einen Batman für Fünfjährige braucht. Doch die stellt sich nicht mehr, wenn man Daniel Napps Bilderbücher in den Händen hält: Sie stehen fest auf eigenen Füßen, und wenn sie Kollegen ihre Reverenz erweisen - dazu zählt beispielsweise der Petterson-und-Findus-Schöpfer Sven Nordqvist - dann tun sie das aus Ehrerbietung.
Die wahren Vorbilder Napps kennt man in Deutschland nicht einmal. Zu ihnen gehören die impressionistischen britischen Aquarellmaler John Yardley und James Fletcher Watson, die gar keine Kinderbücher illustrieren. Wenn Dr. Brumm eines Tages, bekennt Daniel Napp, durch solche impressionistischen Wasserfarbenlandschaften stapft, dann habe er sein künstlerisches Ziel erreicht. Auch das kann spannend werden, solange der Illustrator dem Ursprung seinem Namen treu bleibt:
"Soviel ich weiß, kommt der Name Napp von einer langen Generation von Hofnarren. Da würde ich mich dann eher sehen. Also ich glaube, wenn wir jetzt die Zeit zurückdrehen würden und ich müsste irgendwo in einem Hofstaat arbeiten, würde ich wahrscheinlich als Hofnarr den meisten Erfolg haben, ja."
Der Hofnarr wird heute in der Kinderstube gebraucht, und da kann er sich über mangelnde Nachfrage nicht beklagen. Im Gegenzug revanchiert sich Daniel Napp auf seiner Webseite www.daniel-napp.demit ein paar Geschenken, einem Dr.-Brumm-Hampelmann zum Selberbasteln oder einer Supadupa-Schwein-Maske zum Hühnererschrecken.
Übrigens ist Daniel Napp auch ein passabler Erzähler: "Schnüffelnasen an Bord" heißt sein Kinderkrimi von 2007, in dem - wie bei Dr. Brumm und Pottwal - ein sehr unkonventionelles Paar zusammenfindet: ein ausgemusterter Polizeihund und sein Floh. Der ist so klein, dass er Buchstaben "flesen" muss, statt sie zu lesen - sie nämlich auf und ab spaziert, und dem zurückgelegten Weg die Information entnimmt. Da haben wir's doch leichter: Wir kucken einfach hin und freuen uns.
Bibliografische Angaben:
Supadupa-Schwein
Thienemann Verlag 2009
32 Seiten,12,90 Euro
Dr. Brumm fährt Zug
Thienemann Verlag 2008
32 Seiten,12,90 Euro
Dr. Brumm will's wissen
Thienemann Verlag 2007
64 Seiten, 9,90 Euro
Dr. Brumm geht baden
Thienemann Verlag 2006
32 Seiten,12,90 Euro
Dr. Brumm steckt fest
Thienemann Verlag 2005
32 Seiten,12,90 Euro
Dr. Brumm versteht das nicht
Thienemann Verlag 2004
32 Seiten,12,90 Euro
Schnüffelnasen an Bord
Thienemann Verlag 2007
112 Seiten, 9,90 Euro
"Also, es fängt an wie bei Asterix, ist aber dann ein ganz andere Geschichte. Ich glaube, die Grundidee, dass jemand in so einen Zaubertrank fällt und dadurch stark wird, die ist einfach so gut, dass es fast schon schlimmer wäre, so was nicht zu klauen!","
bekennt Daniel Napp, Jahrgang 1974, ganz offenherzig, denn für ein Kind des Medienzeitalters wäre es albern, seine Inspirationsquellen zu verleugnen.
Supadupa-Schwein - das neue, aktuelle Bilderbuch Napps - streitet seine Verwandtschaft mit den Superhelden der Comicwelt gar nicht ab, doch bewegt es sich in einem anderen Bilderkosmos als Super- oder Batman. Es sind den Metropolen ferne und landschaftsbetonte Bilderwelten, die ein "Nappscher" Leser bereits seit einigen Jahren kennt. Denn Daniel Napp hat mit seinen Dr.-Brumm-Bänden schon eine treue Lesergemeinde um sich geschart. Auch diesen Geschichten liegt eine Inspiration zugrunde - freilich eine akustische:
""Es gibt da ja in der Schweiz das Anti-Brumm-Spray, das hat mir immer so gut gefallen, der Name. Und dieses Wort 'Brumm' hatte ich - oder die Schweizer sagen dann ja 'Brömm' - das hatte ich so lange immer schon dann im Hinterkopf, dass ich das irgendwann auch mal benutzen wollte. Und dann ist dann Dr. Brumm draus geworden, also der Name."
Dr. Brumm ist kein Kammerjäger und Insektenvertilger, sondern ein Bär mit braunem Zottelpelz, langer spitzer Schnauze und einem ratlosen Blick, der seinen langsamen Verstand widerspiegelt. Er lebt zusammen mit seinem Freund Pottwal, einem Goldfisch, in einem bescheidenen Holzhäuschen mit Außentoilette irgendwo auf dem Lande - vielleicht sogar im Münsterland, wohin es Daniel Napp verschlagen hat. Das Klingelschild mit dem Doktortitel ist allerdings in markanter Position am Giebel des Hauses angebracht, damit auch alle sehen können: Hier wohnt ein gelehrter Bär! Doch wofür hat Dr. Brumm seinen Titel erworben?
"Das weiß ich leider gar nicht selber, aber da hab ich die Kinder auf meiner Homepage abstimmen lassen. Und ich glaube im Moment führt: 'Für das Amselerschrecken'."
Das würde ganz gut passen, denn Dr. Brumm zeichnet sich nicht gerade durch technische Intelligenz aus. Im Gegenteil, was er anfasst, misslingt ihm. Ob er im ersten Band "Dr. Brumm versteht das nicht" seinen Fernseher zu reparieren versucht oder im jüngsten "Dr. Brumm fährt Zug" eine alte Rangierlok in Bewegung setzt, sein Leben besteht aus einem fortgesetzten Scheitern an den Tücken der Welt. Das zeichnet seit jeher Slapstick-Komik aus, stellt aber zugleich hohe Anforderungen an den Illustrator. Denn Bewegung und Geschwindigkeit, die im ursprünglichen Slapstick auf der Bühne oder im Film automatisch für den komischen Effekt sorgen, müssen hier in der Bilderfolge und durch den Wechsel der Perspektiven erzeugt werden, wie man das vom Comic her kennt:
"Ich habe - wie viele meiner Kollegen - eigentlich so angefangen, dass man eigentlich auch Comiczeichner werden möchte. Ich hab dann festgestellt im Studium, dass es eigentlich sehr schwierig ist, als Comiczeichner zu leben. So bin ich irgendwie erst einmal auf das Kinderbuch gekommen, und hab jetzt auf einmal die Möglichkeit, so diese Comicsachen, die ich immer schon machen wollte, da so ein bisschen einzubauen. Man sollte vielleicht aber auch nicht übertreiben. Es ist schon eine andere Bildsprache. Aber es ist schon gut, wenn man so einige Element da auch reinbringen kann."
Dazu gehören dezent eingesetzte typografische Stilmittel, lautmalerische Lettering-Buchstaben etwa, die die fatalen Kausalitätsverkettungen in Dr. Brumms Leben mit ihrem Comic-Sound unterstreichen. Regelmäßig tauchen in Napps Bilderbüchern auch große, nicht nur Dr. Brumm überfordernde Maschinen auf. Im Supadupa-Schwein gilt es etwa, für einen zerstörten Pullover Ersatz zu finden.
Selber stricken? Wie "unsupermännisch"! Aus dem vorhandenen Schwerstmaschinenpark des Bauernhofs baut Supadupa-Schwein eine vollautomatische Strickmaschine, bei der hinten das Schaf eingeklemmt wird und vorne der fertige Pullover raus fällt. Solche doppelseitigen Tableaus mit ihren vielfältigen Bilderwitzen im Detail treffen ganz den Geschmack der jungen Noch-Nicht-Leser, doch akribischen Hinschauer.
Dass der junge Illustrator neben diesem Zug zum technischen Wunderwerk auch noch andere Vorlieben besitzt, erfährt man dagegen andernorts. Auf seiner Webseite finden sich Landschaftsaquarelle in klassischer Manier. Sind die Kinderbücher der Geld bringende Beruf, die Malerei die nicht marktkonforme Leidenschaft?
"Ja also: Wenn man mal genau hinschaut, dann findet man meine freien Aquarelle auch in den großen Bilderbuchillustrationen wieder, nämlich wenn man sich die Hintergrundgestaltung anschaut, die dann nur noch so ganz frei mit dem Pinsel gemalt ist. Da kann ich dann diese Erfahrung aus meinen Landschaftsmalereien wieder einfließen lassen. Beziehungsweise manchmal ist es dann schon so, dass, wenn ich vielleicht irgendeinen Baum gemalt habe, den ich vorher so noch nicht gemalt hab, dass ich dann auch versuche, in der Geschichte diesen Baum irgendwo reinzuschmuggeln."
Daniel Napp ist erfolgreich. Die Dr.-Brumm-Bände werden nicht nur von deutschen Kindern geliebt, sondern auch in diverse Sprachen übersetzt. Selbst das nagelneue Supadupa-Schwein gibt es schon auf Dänisch, Finnisch und Holländisch. Man vermutet, dass es Bilderbuchmacher mit Auslandsverkäufen etwas einfacher haben müssten als reine Sprachautoren, weil ja die Illustrationen gleich bleiben. Doch das ist durchaus nicht immer der Fall:
"Die machen dann teilweise auch ihr eigenes Layout oder ändern auch mal an der Bildfolge etwas, natürlich mit Absprache mit mir, weil auch in anderen Ländern manchmal der Humor bisschen anders funktioniert, und man muss dann mal was umstellen. Das kann also durchaus vorkommen","
erzählt Daniel Napp.
""Ich hab's jetzt noch nicht oft erlebt, aber es kann schon mal sein, dass ein Bild gespiegelt wird, so dass die wichtigen Dinge, die bei mir auf der rechten Hälfte der Doppelseite sind, dann auf einmal auf der linken Hälfte der Doppelseite stehen."
Man sieht eben nicht überall auf der Welt das Gleiche in einem Bild und - für Komik besonders wichtig - nicht in derselben Reihenfolge. Wo was zu welchem Zeitpunkt passiert, verleiht aber Daniel Napps Bildergeschichten ihren Witz. Daneben stecken sie voller Anspielungen. Doch kann ein Vorschüler das Supadupa-Schwein dem Superheldenuniversum wirklich schon zuordnen?
"Es ist genau umgekehrt! Die Kinder kennen es zwar noch nicht, aber sie wissen, dass es das gibt, eben für die Erwachsenen. Und dass hab ich mir jetzt erzählen lassen neulich von einer Mutter, die mir erzählt hat, dass die Kinder da ganz scharf drauf sind jetzt auf das Supadupa-Schwein, weil es die ersten Superhelden sind, die für sie erlaubt sind! Also, die kennen schon irgendwie Batman und Superman, aber das dürfen sie noch nicht lesen - oder dürfen natürlich auch noch nicht ins Kino. Aber dass es so etwas gibt, das nehmen Kinder natürlich schon wahr durch Plakate und Werbung und alles. Mein Supadupa-Schwein ist jetzt so der Batman für die Fünfjährigen."
"Tonnerwetter!", würde Dr. Brumm sagen, sein Allzweckkommentar in jeder verzwickten Lebenslage. Bliebe die Frage, ob es einen Batman für Fünfjährige braucht. Doch die stellt sich nicht mehr, wenn man Daniel Napps Bilderbücher in den Händen hält: Sie stehen fest auf eigenen Füßen, und wenn sie Kollegen ihre Reverenz erweisen - dazu zählt beispielsweise der Petterson-und-Findus-Schöpfer Sven Nordqvist - dann tun sie das aus Ehrerbietung.
Die wahren Vorbilder Napps kennt man in Deutschland nicht einmal. Zu ihnen gehören die impressionistischen britischen Aquarellmaler John Yardley und James Fletcher Watson, die gar keine Kinderbücher illustrieren. Wenn Dr. Brumm eines Tages, bekennt Daniel Napp, durch solche impressionistischen Wasserfarbenlandschaften stapft, dann habe er sein künstlerisches Ziel erreicht. Auch das kann spannend werden, solange der Illustrator dem Ursprung seinem Namen treu bleibt:
"Soviel ich weiß, kommt der Name Napp von einer langen Generation von Hofnarren. Da würde ich mich dann eher sehen. Also ich glaube, wenn wir jetzt die Zeit zurückdrehen würden und ich müsste irgendwo in einem Hofstaat arbeiten, würde ich wahrscheinlich als Hofnarr den meisten Erfolg haben, ja."
Der Hofnarr wird heute in der Kinderstube gebraucht, und da kann er sich über mangelnde Nachfrage nicht beklagen. Im Gegenzug revanchiert sich Daniel Napp auf seiner Webseite www.daniel-napp.demit ein paar Geschenken, einem Dr.-Brumm-Hampelmann zum Selberbasteln oder einer Supadupa-Schwein-Maske zum Hühnererschrecken.
Übrigens ist Daniel Napp auch ein passabler Erzähler: "Schnüffelnasen an Bord" heißt sein Kinderkrimi von 2007, in dem - wie bei Dr. Brumm und Pottwal - ein sehr unkonventionelles Paar zusammenfindet: ein ausgemusterter Polizeihund und sein Floh. Der ist so klein, dass er Buchstaben "flesen" muss, statt sie zu lesen - sie nämlich auf und ab spaziert, und dem zurückgelegten Weg die Information entnimmt. Da haben wir's doch leichter: Wir kucken einfach hin und freuen uns.
Bibliografische Angaben:
Supadupa-Schwein
Thienemann Verlag 2009
32 Seiten,12,90 Euro
Dr. Brumm fährt Zug
Thienemann Verlag 2008
32 Seiten,12,90 Euro
Dr. Brumm will's wissen
Thienemann Verlag 2007
64 Seiten, 9,90 Euro
Dr. Brumm geht baden
Thienemann Verlag 2006
32 Seiten,12,90 Euro
Dr. Brumm steckt fest
Thienemann Verlag 2005
32 Seiten,12,90 Euro
Dr. Brumm versteht das nicht
Thienemann Verlag 2004
32 Seiten,12,90 Euro
Schnüffelnasen an Bord
Thienemann Verlag 2007
112 Seiten, 9,90 Euro