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Oscars 2019: Das letzte Aufbäumen des weißen Amerikas

"Greenbook" ist mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet worden. Doch die Tragikkomödie ist nur vordergründig ein Anti-Rassismus-Film. Außerdem: In Doha verhandeln die USA wieder direkt mit den Taliban um einen Frieden in Afghanistan. Was denken die Afghanen selbst darüber?

Von Philipp May | 25.02.2019
Rami Malek, Olivia Coleman, Regina King und Mahershala Ali bei der 91. Oscar Verleihung in Los Angeles
91. Oscar Verleihung / Gewinner (imago stock&people (Kevin Sullivan))
Greenbook, ein Film über die Freundschaft eines schwarzen Pianisten mit seinem weißen Chauffeur in den rassistischen Südstaaten der 60er Jahre, ist mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet worden. Was auf den ersten Blick wie eine klassische politische Botschaft gegen Rassismus aussieht, ist für Deutschlandfunk-Kultur-Filmkritiker Patrick Wellinski das Gegenteil. Für ihn ist Greenbook "veraltetes Kino, das bei der Oscar-Verleihung seinen letzten großen Moment erlebt hat". Er glaubt: "Das war das letzte Mal, dass sich da eine konservative Mehrheit in der US-Filmakademie durchgesetzt hat."
Donald Trump will so schnell wie möglich aus Afghanistan abziehen. Deswegen verhandeln die USA mittlerweile ohne die afghanische Regierung mit den Taliban. Martin Gerner, freier Journalist und Afghanistan-Kenner ist skeptisch. Für ihn ist das eine Form von Parallel-Diplomatie. "Und je mehr Parallel-Diplomatien wir haben, desto schwerer ist es, zu einem halbwegs stabilen Abkommen zukommen."