Archiv


Der Traum vom Bauernhaus

Einen Fachwerkhof kaufen - für viele ein Traum. Doch das alte, vielleicht sogar denkmalgeschützte Gebäude fachgerecht zu renovieren, ist keine leichte Aufgabe. Helfen kann da die Interessengemeinschaft Bauernhaus, kurz IGB. Der Verein zählt 7000 Mitglieder und verrät in seinen zahlreichen Kontaktstellen Tipps und Tricks.

von Elke Drewes |
    Wir sind in der großen Scheune dabei, wieder Fächer mit Lehm und Tuffstein auszumauern. Innen wird Lehmputz aufgebracht, von außen werden Zwischenräume mit Kalkputz ausgefüllt. Da verwenden wir Material, was wir vorgefunden haben. Wir haben einen Teich ausgehoben und nehmen den Lehm, weil das ökologisch das Sinnvollste und Preiswerteste ist. Wir haben bewusst den Hof hier gekauft und wollten ihn in der alten Art wieder herstellen.

    Vor einigen Jahren hat Annette Braun Lüllemann einen 300 Jahre alten Fachwerkhof gekauft, in Hohengandern im Eichsfeld: einen Dreiseithof mit Torhäuschen, Wohngebäuden und angebauten Ställen. Die Renovierungsarbeiten liegen in den letzten Zügen: die Wohngebäude sind schon gelb verputzt, die Eichenbalken leuchten rot. Eigentlich braucht das Holz gar keinen Anstrich, doch die alte braune Farbe ließ sich nicht entfernen.

    Wir haben uns für Leinölstandölfarbe nach traditioneller Machart entschieden, selbstangesetzt: rot ist ein Eisenoxidpigment, in mehreren Schichten aufgetragen. Dass das Öl konzentrierter wird von innen nach außen, ist wichtig, damit die Balken nicht faulen.

    Welche Materialien die Richtigen sind, wo man sie günstig bekommt und welche Handwerker noch die alten Techniken kennen, das hat die Hofbesitzerin bei der Interessengemeinschaft Bauernhaus, kurz IGB, erfahren. Karin Schade von der IGB Außenstelle Göttingen Eichsfeld berät Mitglieder ehrenamtlich. Sie selbst wohnt auch in einem alten Fachwerkhaus.

    Wir hätten gerne Leute gehabt, die sagen wie wir mit Lehm arbeiten können oder woher wir den beziehen. Ich habe auch Fenster bauen lassen für teueres Geld, Sprossenfenster, die viel Licht schlucken. Heute weiß ich Handwerker, die das besser machen. wir besichtigen auch Baustellen: sagen das hat sich bewährt, das macht bloß nicht .’

    Zum Beispiel brauchen Eichenbalken keinen Anstrich. Der kann sogar schädlich sein, wenn er keine Luft durchlässt. Auch die Wärmedämmung ist bei Fachwerkbauten ein heikles Thema. Annette Braun Lüllemann hatte die Lehmwände ihres Bauernhauses mit Holzfaserplatten isoliert, doch leider einen Zwischenraum gelassen zwischen Platte und Wand.

    Das würde ich heute nicht mehr machen, weil die Gefahr groß ist, dass man feuchte Wände bekommt, denn im Zwischenraum kondensiert Feuchtigkeit. Aber wir haben eine Holzheizung und starken Luftaustausch und deshalb keine Probleme.

    Annette Braun Lüllemanns Hof steht unter Denkmalschutz, und das ist sogar ein Vorteil, sagt sie. Zwar muss sie alle Renovierungsmaßnahmen mit der Denkmalschutzbehörde absprechen. Aber wenn die Maßnahmen genehmigt sind, dann kann sie die Kosten von der Steuer absetzen.

    Meist sind es einfache Bestimmungen: Sprossenfenster einbauen, Haustüren farbig streichen, Fenster weiß, mit Lehm ausfachen, kein Kunststoffputz, aber man hat auch Freiraum beim Renovieren.

    So ist ein Teil des Wohngebäudes zum Innenhof hin frei gestaltet und wirkt wie ein durchsichtiges Atelier: statt Lehm füllen Glasscheiben die Gefache. Auch das Dach ist nicht mit roten Ziegeln, sondern mit Glasscheiben gedeckt.

    Wir hätten das Gebäude sonst nicht nutzen können, denn in der Ecke ist es sehr dunkel. Und so viel ist hier nicht verändert worden, die ganze Konstruktion blieb erhalten, nur ist die kleine Seite zum Hof hin eben verglast. Den Teil möchten wir als Wintergarten nutzen, ist ja sieben Meter hoch, und eine Palme passt da schon rein.

    Weitere Informationen zum Renovieren alter Bauernhäuser, Steuerspartipps und Kontaktadressen gibt es bei der IG Bauernhaus im Internet unter www.igbauernhaus.de und im IGB Mitteilungsblatt "Der Holznagel".