Donnerstag, 02. Mai 2024

Archiv


Der übersehene Fleckenzyklus

Die Entdeckung Galileis und anderer zeitgenössischer Fernrohrbeobachter, dass die Oberfläche der Sonne von Makeln bedeckt sei, hat maßgeblich zum Ende des antiken Weltbildes beigetragen. Glaubte man zuvor, alle Himmelskörper seien vollkommen, rein und unveränderlich, quasi "nicht von dieser Welt", so machten die Sonnenflecken diese überkommene Trennung zwischen Himmel und Erde unnötig.

Von Hermann-Michael Hahn | 28.11.2009
    Nachdem der Dessauer Apotheker und Amateurastronom Samuel Heinrich Schwabe um 1843 eine Regelmäßigkeit im Auftreten der Sonnenflecken gefunden hatte, begann der Schweizer Astronom Johann Rudolf Wolf wenige Jahre später, die Zahl der Sonnenflecken systematisch aufzuzeichnen. Die von ihm entwickelte Sonnenflecken-Relativzahl wird noch heute genutzt, um die Sonnenaktivität zu quantifizieren.

    Wolf nutzte auch die ihm zugänglichen historischen Aufzeichnungen, um die Sonnenaktivität zurückliegender Jahrzehnte zu rekonstruieren. So kennen wir heute die Abfolge der Fleckenzyklen seit 1755 lückenlos. Einer dieser Zyklen hob sich jedoch von allen anderen ab: Er dauerte anscheinend von 1784 bis 1798, also rund 15 Jahre.

    Jetzt konnte eine deutsch-finnische Astronomengruppe anhand wieder gefundener Originalzeichnungen aus der damaligen Zeit feststellen, dass am Ende des 18. Jahrhunderts statt des vermeintlich überlangen Zyklus in Wirklichkeit zwei kurze Zyklen aufeinanderfolgten. Vor allem Zeichnungen des Nürnberger Amateurastronomen Johann Staudacher haben zur Auffindung des übersehenen Fleckenzyklus beigetragen.

    Der Sonnenfleckenzyklus

    Warum die Sonnenflecken ausbleiben