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Der Unterschied ist hörbar

Schon in wenigen Jahren wird an hochauflösenden Flachbildschirmen kein Weg mehr vorbeiführen. Ihre Bildauflösung ist fünfmal besser als bei herkömmlichen Fernsehern. Doch die größten Bildschirmdiagonalen nutzen nichts, wenn das Bild- und Tonsignal auf seinem Weg behindert wird. Die Firma Oehlbach aus Stutensee bei Karlsruhe sorgt mit ihren Kabeln dafür, dass das Kino im Wohnzimmer das hält, was auf der Funkausstellung versprochen wird.

Von Theo Geers |
    "Es gibt Unterschiede. "

    ... .versichert Marketingchef Ingo Lindner.

    "Grundsätzlich ist es immer Physik. Es ist nicht Zauber und Woodoo, sondern es ist immer Physik. "

    ... ergänzt Firmenchef Manfred Oehlbach.

    Und damit daran erst gar kein Zweifel aufkommt, lässt der selbstbewusste Mittelständler den skeptischen wie neugierigen Besucher erst einmal in den Vorführraum bringen. An der nackten Betonwand zwei identische Flachbildschirme, davor zwei identische DVD-Spieler, beides jeweils verbunden mit zwei gleichlangen Kabeln. Der entscheidende Unterschied in dieser Installation: Der linke Bildschirm wird durch ein Scart-Kabel aus dem Baumarkt mit dem Bildsignal versorgt, der rechte mit einem Kabel aus dem Hause Oehlbach. Grundsätzlich könne natürlich jeder Kabel herstellen, sagt der Firmenchef noch, aber ...

    "Es ist immer eine Frage der Qualität des Kupfers, der Isolation und des know how. "

    ... das sogar der Laie erkennt. Oehlbach-Kabel sind nicht nur deutlich dicker. Auch die Stecker an den Enden sind robuster. Beides zusammen zaubert erst das brillantere und in den Konturen sichtbar schärfere Bild auf die Mattscheibe.

    "Es ist sehr deutlich zu sehen: Wir haben einerseits sehr unscharfe Kantenlinien auf dem linken Bildschirm, wir haben einen sehr großen grauen Fleck, der kommt durch Grieseln, durch fehlende Farbanteile, und auch der grüne Teil ist längst nicht so farbkräftig wie auf dem rechten Bild. "

    Wer besser sehen und hören möchte, muss bei Oehlbach tatsächlich tief in die Tasche greifen. Das zwei Meter lange Scart-Kabel kostet etwas mehr als 40 Euro. Fast dreimal so viel wie ein anderes Markenkabel und über zehnmal so viel wie ein Billigkabel aus der Kategorie Chinaschrott. Dabei lässt auch Manfred Oehlbach seine Kabel längst in China produzieren. Doch mit den Billigheimern aus Fernost in eine Schublade stecken lässt er sich nicht:

    "Es ist eine Frage des Preises."

    Damit meint er die Qualität und dann greift er zu einem neuen Stecker: Seiner Messeneuheit für die Funkausstellung in Berlin:

    "Bei uns ist es grundsätzlich mit 24 Karat vergoldet, es ist eine hohe Präzision. in Beispiel hier: Alle Verbindungsteile haben ein Patent, das nur von uns ist natürlich. Alle Innenteile an dem Kontaktpin sind mit Silikon aufgeschäumt, d.h wenn sie eine Verbindung herstellen, zieht sich das Metall zusammen und wenn es in der Verbindung drin ist geht es wieder auseinander, es hat eine wesentlich höhere Kontaktfläche als wenn sie einen 0815-Stecker reinschieben."

    Drei bis vier Prozent seines Umsatzes steckt Manfred Oehlbach in Forschung und Entwicklung. So gern Manfred Oehlbach über seine Kabel spricht so bedeckt hält er sich, wenn es um konkrete Zahlen geht. Nur so viel:

    "Wir hatten noch nie ein Jahr mit Umsatzproblemen."

    Typisch Mittelständler eben. Aktuell liegt der Jahresumsatz im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Doch er wächst derzeit mit einer Rate von 20 bis 25 Prozent. Oehlbach profitiert gleich von mehreren Trends: Wer als Kneipenwirt sicher gehen will, dass beim public-viewing die Gäste beim Fußball nicht in die Röhre gucken, der kauft ein Kabel von Oehlbach. Der Preis ist dann schon fast Nebensache. Gleiches gilt im Endkundengeschäft. Da profitiert Oehlbach vom Trend zum Heimkino, dem Boom bei Flachbildschirmen und - Geiz-ist-geil sei Dank - vom Preiskampf, der bei diesen Geräten tobt:

    "Wenn die Leute die Hardware preiswert bekommen haben, sagen Sie 'Das hab ich jetzt preiswert bekommen, jetzt leiste ich mir das passende Kabel dazu. Das sehe ich für uns sehr positiv."

    ... wobei hier das Wörtchen "Noch" anzufügen wäre. Denn zu billig dürfen die Endgeräte auch nicht werden. Oehlbach käme in die Klemme. wenn sich die Preise für Kupfer, Gold oder des PVC für die Ummantelung seiner Kabel weiter verdoppeln und verdreifachen.

    "Es wäre wirklich tödlich, wenn die Zubehörkabel in Dimensionen vorrücken, die beim Preisverfall von Fernsehern zu einem Pari kommen würden. Dann müssten sie so viel für ein Kabel wie für einen Fernseher bezahlen. Das könnte man niemandem vermitteln."

    Doch so schlimm ist es noch nicht. Vielmehr lässt das Zusammenwachsen von PC und klassischer Unterhaltungselektronik den Bedarf an neuen Kabeln nur noch weiter steigen. 800 Kabel und Stecker hat der Herrscher in der Hochpreis-Nische im Programm, Maßanfertigungen werden binnen zwei Tagen geliefert. Doch für den Kunden wird der Kabelsalat immer unübersichtlicher. Aber auch hier hat sich der pfiffige Mittelständler schon längst wieder etwas einfallen lassen, was den Vorsprung vor der Konkurrenz sichern soll. Den Kabelkonfigurator im Internet:

    "Hier kann der Verbraucher seine komplette Anlage marken- und typengerecht in Echtzeit dreidimensional verkabeln, das heißt mit dem Computer stellt er seine Geräte, die er hat, auf die Rückseite und verbindet die miteinander und druckt sich das aus und bestellt sie bei seinem Händler. Das ist eine revolutionäre Geschichte, die das komplexe Verkabeln einer Heimkinoanlage sehr sehr einfach macht. Das ist ein Geschäftsfeld, das expansiv und stark ansteigend ist. Wir könnten auf dieses Geschäft nicht mehr verzichten. "