
Vor 160 Jahren kam Radó von Kövesligethy in Verona zur Welt – „das damals noch zu Österreich-Ungarn gehörte und wo sein Vater als Offizier mit seiner Familie vorübergehend garnisonierte“, wie es in einem Nachruf heißt. Nach seinem Studium in Wien war Radó von Kövesligethy an der Sternwarte Ógyalla in der heutigen Slowakei tätig. Dort beobachtete er die Spektren von mehr als zweitausend Sternen.
Erforschung physikalischer Eigenschaften der Sterne
Er versuchte, aus der Lichtverteilung auf die physikalischen Eigenschaften der Sterne zu schließen. In den 1880er Jahren entwickelte er eine Theorie der Strahlung von Sternen. Je heißer ein Stern ist, desto kürzer ist die Wellenlänge, bei der er am hellsten leuchtet – so wie Eisen mit steigender Temperatur erst rot und dann blauweiß glüht. Radó von Kövesligethy erkannte zudem, dass ein Stern nicht unendlich viel Strahlung abgibt – damals epochale Erkenntnisse, denn der Aufbau der Sterne war noch völlig rätselhaft.
Doch seine erst auf Ungarisch und später auf Deutsch veröffentlichten Arbeiten blieben weitgehend unbeachtet. Er wechselte an die Universität Budapest und widmete sich dort vor allem der Seismologie.
Kövesligethy nahezu vergessen
Einige Jahre nach ihm formulierten die Physiker Wilhelm Wien und Max Planck seine Erkenntnisse neu. Das Wiensche Verschiebungsgesetz und das Plancksche Strahlungsgesetz sind heute Grundwissen der Physik. Radó von Kövesligethy, der 1934 in Budapest starb, ist dagegen nahezu vergessen. Selbst im Brockhaus sucht man den Namen dieses Pioniers der Astrophysik vergeblich.