Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe oder vielmehr ihr Direktor Klaus Schrenk haben diese Blätter aus verschiedenen Museen wieder zu einem Zyklus zusammengefügt – keine kleine Leistung.
Die Besonderheit, die Delacroix bei Faust anwandte, oder auch bei Macbeth, bei den Hexen, das ist, dass er den Litho-Stein mit schwarzer Tusche einrollte und aus der schwarzen Oberfläche dann die Gestaltung herausritzte. Und das passt natürlich zum Dämonischen des Themas. Also Macbeth bei den Hexen, wunderbar, die Landschaft, die Lichtdurchblicke. Wie auch natürlich bei Faust, der große Kampf zwischen Gut und Böse, die Versuchung des Teufels wird an den Menschen herangetragen; das passt natürlich wunderbar.
Aber auch sonst haben die Karlsruher Delacroix-Werke aus allen Schaffensphasen zusammengetragen. Zwar sieht man sofort, was alles fehlt – aber ein Bild wie die riesenformatige barbusige, eher jakobinisch konzipierte "Freiheit auf den Barrikaden" von 1830 kann aus konservatorischen Gründen nicht reisen, noch würde der Pariser Louvre so ein Werk je ausleihen; man lässt ja auch nicht die Mona Lisa auf Tournee gehen.
Immerhin ist die Karlsruher Schau die erste umfassende Delacroix-Ausstellung im deutschsprachigen Raum, seit Harald Szeemann 1986/87 Delacroix zuerst in Zürich und dann am Frankfurter Städel zeigte. Und die Karlsruher haben alle Techniken, von Stift, Tusche, Gouache, Aquarell bis Öl, und alle Genres, vom Portrait der Pariser Gesellschaftsdamen und Kokotten über literarische, mythologische und religiöse Themen wie den stets kahl und in Untersicht himmelwärts gewandten Kreuzigungen bis zu überraschend impressionistisch aufgefassten Landschaften und den Kämpfen zwischen Mensch und Tier, das heißt also zwischen Mensch und Natur, ein Thema, das zu Beginn des 19.Jahrhunderts das Publikum besonders beschäftigte. Die Charakterköpfe von Pferden oder Löwen verraten, dass sie Stellvertreter des Humanum sind und dass auch die brutalen Kampforgien im Tierreich die Frage nach der Gesellschaft und ihrer Zivilisation stellen.
Die seltsame Attraktivität des Animalischen, des Muskel- und Nervenzitterns, des Sensuellen und Brutalen ist eben die Kehrseite unserer Zähmung, und Delacroix’ größter Lobredner war charakteristischerweise Charles Baudelaire, der über seine im Salon ausgestellten Bilder enthusiastische Kritiken schrieb.
Delacroix ist der Maler der Bewegung, der Farbkontraste, der kurzen Pinselstriche. Bei ihm wird die Farbigkeit autonom, sie löst sich vom Gegenstand und wird Ausdruck, die Schatten werden komplex und schillernd, die Gegenstände und Menschen sind theatralisch arrangiert. Im Gegensatz zur meditativen, auch resignativen Innerlichkeit der deutschen Romantiker ist die französische Romantik gerade in ihrer politischen Attitüde von dramatischem Pathos. Man muss das nicht mögen. Aber hier ist eine Gesellschaft in Bewegung, in der Klassengegensätze ausgetragen werden. Der (allerdings fanatisch arbeitende) Bohémien Delacroix ist ihr Chronist und Allegoriker, und er hebt sich malerisch wohltuend ab von der akademischen Glätte der Klassizisten à la Ingres.
Drei Abteilungen bietet uns Karlsruhe: die Frühphase mit den mehr literarisch orientierten Werken, Tasso im Irrenhaus, der blinde Milton diktiert sein "Paradise Lost", das Unheimliche in den Erzählungen des Lord Byron. Dann Delacroix’ 1831 stattfindende Marokko-Reise, die bei ihm, ähnlich wie später bei Macke und Klee, eine völlig neue Auffassung vom Licht zur Folge hat. Noch Jahrzehnte später führt Delacroix in Öl jene Skizzen aus, die er auf der Reise anfertigte: arabische Gaukler, Landschaften in tonigem Licht, Müßiggänger, Eingeborene grüßen französische Soldaten.
Schließlich gibt es grandiose Beispiele von Delacroix’ an Rubens geschulter Hell-Dunkel-Malerei, ein virtuoses, fast schwarzes Massenbild aus der Französischen Revolution, das Eindringen der Aufständischen in den Konvent, als Kontrast dann großformatige Blumenstilleben und immer wieder die ineinandergeknäuelten, wirbelnden Leiber miteinander kämpfender Pferde, Löwen und Tiger.
Es ist ein – von heute aus gesehen – manchmal bizarres Panoptikum dramatischer Szenen, das nebenbei auch einen Blick ins Seelenleben unserer französischen Nachbarn gestattet. Denn dort ist Delacroix fast schon heiliggesprochen.
Die Besonderheit, die Delacroix bei Faust anwandte, oder auch bei Macbeth, bei den Hexen, das ist, dass er den Litho-Stein mit schwarzer Tusche einrollte und aus der schwarzen Oberfläche dann die Gestaltung herausritzte. Und das passt natürlich zum Dämonischen des Themas. Also Macbeth bei den Hexen, wunderbar, die Landschaft, die Lichtdurchblicke. Wie auch natürlich bei Faust, der große Kampf zwischen Gut und Böse, die Versuchung des Teufels wird an den Menschen herangetragen; das passt natürlich wunderbar.
Aber auch sonst haben die Karlsruher Delacroix-Werke aus allen Schaffensphasen zusammengetragen. Zwar sieht man sofort, was alles fehlt – aber ein Bild wie die riesenformatige barbusige, eher jakobinisch konzipierte "Freiheit auf den Barrikaden" von 1830 kann aus konservatorischen Gründen nicht reisen, noch würde der Pariser Louvre so ein Werk je ausleihen; man lässt ja auch nicht die Mona Lisa auf Tournee gehen.
Immerhin ist die Karlsruher Schau die erste umfassende Delacroix-Ausstellung im deutschsprachigen Raum, seit Harald Szeemann 1986/87 Delacroix zuerst in Zürich und dann am Frankfurter Städel zeigte. Und die Karlsruher haben alle Techniken, von Stift, Tusche, Gouache, Aquarell bis Öl, und alle Genres, vom Portrait der Pariser Gesellschaftsdamen und Kokotten über literarische, mythologische und religiöse Themen wie den stets kahl und in Untersicht himmelwärts gewandten Kreuzigungen bis zu überraschend impressionistisch aufgefassten Landschaften und den Kämpfen zwischen Mensch und Tier, das heißt also zwischen Mensch und Natur, ein Thema, das zu Beginn des 19.Jahrhunderts das Publikum besonders beschäftigte. Die Charakterköpfe von Pferden oder Löwen verraten, dass sie Stellvertreter des Humanum sind und dass auch die brutalen Kampforgien im Tierreich die Frage nach der Gesellschaft und ihrer Zivilisation stellen.
Die seltsame Attraktivität des Animalischen, des Muskel- und Nervenzitterns, des Sensuellen und Brutalen ist eben die Kehrseite unserer Zähmung, und Delacroix’ größter Lobredner war charakteristischerweise Charles Baudelaire, der über seine im Salon ausgestellten Bilder enthusiastische Kritiken schrieb.
Delacroix ist der Maler der Bewegung, der Farbkontraste, der kurzen Pinselstriche. Bei ihm wird die Farbigkeit autonom, sie löst sich vom Gegenstand und wird Ausdruck, die Schatten werden komplex und schillernd, die Gegenstände und Menschen sind theatralisch arrangiert. Im Gegensatz zur meditativen, auch resignativen Innerlichkeit der deutschen Romantiker ist die französische Romantik gerade in ihrer politischen Attitüde von dramatischem Pathos. Man muss das nicht mögen. Aber hier ist eine Gesellschaft in Bewegung, in der Klassengegensätze ausgetragen werden. Der (allerdings fanatisch arbeitende) Bohémien Delacroix ist ihr Chronist und Allegoriker, und er hebt sich malerisch wohltuend ab von der akademischen Glätte der Klassizisten à la Ingres.
Drei Abteilungen bietet uns Karlsruhe: die Frühphase mit den mehr literarisch orientierten Werken, Tasso im Irrenhaus, der blinde Milton diktiert sein "Paradise Lost", das Unheimliche in den Erzählungen des Lord Byron. Dann Delacroix’ 1831 stattfindende Marokko-Reise, die bei ihm, ähnlich wie später bei Macke und Klee, eine völlig neue Auffassung vom Licht zur Folge hat. Noch Jahrzehnte später führt Delacroix in Öl jene Skizzen aus, die er auf der Reise anfertigte: arabische Gaukler, Landschaften in tonigem Licht, Müßiggänger, Eingeborene grüßen französische Soldaten.
Schließlich gibt es grandiose Beispiele von Delacroix’ an Rubens geschulter Hell-Dunkel-Malerei, ein virtuoses, fast schwarzes Massenbild aus der Französischen Revolution, das Eindringen der Aufständischen in den Konvent, als Kontrast dann großformatige Blumenstilleben und immer wieder die ineinandergeknäuelten, wirbelnden Leiber miteinander kämpfender Pferde, Löwen und Tiger.
Es ist ein – von heute aus gesehen – manchmal bizarres Panoptikum dramatischer Szenen, das nebenbei auch einen Blick ins Seelenleben unserer französischen Nachbarn gestattet. Denn dort ist Delacroix fast schon heiliggesprochen.