Draußen stehen sie mit ihren Plakaten, die eine bessere Aids-Politik fordern oder die bösen USA geißeln; drinnen handverlesene Gäste, Uni-Professoren, Politiker, ausgesuchte Alibi-Studenten als Vertreter der Jugend, Journalisten. Hans Küng, der trotz aller heiligen Kriege noch immer an das weltethische Moment ausgerechnet der Religionen glaubt, stellt Kofi Annan vor als "a unique person in a unique position". Und in der Tat ist er außerordentlich sympathisch, wenn man ihn mal live sieht, der gute Onkel von der UNO, der in allen Aussagen so hinreichend allgemein bleibt, dass ihn fast alle mögen können.
Ja, natürlich gebe es universelle Werte, sagt Annan, und liest sie kurz mal aus der Charta der Vereinten Nationen vor: Frieden, Freiheit, sozialer Fortschritt, Gleichberechtigung, Menschenwürde. Das hat damals, vor 50 Jahren, auch die stalinistische Sowjetunion unterschrieben. Aber die Welt sei besser geworden, sagt Annan, und die UNO habe das ihre dazu getan.
Diese Einschätzung insofern erstaunlich, als Annan die vollkommene Bedeutungslosigkeit seiner Organisation doch gerade erst vorgeführt worden ist - als die USA den Irak-Krieg begannen. Zudem: etwa die Hälfte der UNO-Mitgliedstaaten genügen nicht den Ansprüchen von Demokratie und Rechtstaatlichkeit. Universelle Werte? Vielleicht durfte man von Kofi Annan nicht gerade eine philosophische Herleitung der Menschenrechte erwarten; aber eine Stellungnahme zu grundlegenden Widersprüchen hätte man schon gern gehabt, als da sind: die Ambivalenz der Globalisierung, die die Menschen zwar einander näher bringt, aber die dritte Welt wirtschaftlich immer weiter verarmen lässt; der Konflikt der Zivilisationen, der religiös und ökonomisch ausgetragen wird; der hohe Wert der Toleranz, der absurderweise bisweilen mit Waffengewalt geschützt werden muss.
Zu all dem hat Kofi Annan nichts Konkretes zu sagen. Obwohl er studierter Ökonom ist, betrachtet er die Welt jenseits der Märkte, stets formuliert er aus der Sicht des Diplomaten. "Toleranz und Dialog sind unverzichtbar", heißt es dann, nach innen und außen, am besten institutionell geregelt. Vorsichtige Kritik an den USA: der 11.September dürfe nicht dazu führen, dass die muslimische Welt als Ganze Gegenstand von Schikanen und Verdächtigungen werde. Weise Neutralität dann im Nahost-Konflikt: sowohl, als auch. Für Palästinenser, aber auch für Israelis. Gegen die Armut, aber auch für Globalisierung. Den anderen achten, keine Religion, kein Gesellschaftssystem, keine Kultur diskriminieren.
Ja, was denn nun? Wie lassen sich Partikularinteresse und Universalien versöhnen? Durch fortwährende Kommunikation, wie Jürgen Habermas glaubt? Durch ständige Sitzungen des Sicherheitsrats, der sich dann selbst schachmatt setzt? Wie steht es mit dem hohen Wert der Gewaltlosigkeit? Wann darf man militärisch eingreifen? Müssen die von Annan beschworenen universellen Werte mit der Waffe verteidigt werden?
Dazu nichts Genaues. Dann durften ausgesuchte Fragesteller Fragen stellen, und auch Hans Küng palaverte weitschweifig mit dem Generalsekretär. Der sieht die UNO auch im Irak wieder im Aufwind, ein Büro im jordanischen Amman will sie eröffnen, weil das in Bagdad zerbombt wurde. Aber vielleicht war das alles unwichtiger als das Bild, das die Tübinger Uni heute bot: vorn sitzen zwei alte Männer und unterhalten sich, und tausend Leute gucken zu. Politik heute.
Ja, natürlich gebe es universelle Werte, sagt Annan, und liest sie kurz mal aus der Charta der Vereinten Nationen vor: Frieden, Freiheit, sozialer Fortschritt, Gleichberechtigung, Menschenwürde. Das hat damals, vor 50 Jahren, auch die stalinistische Sowjetunion unterschrieben. Aber die Welt sei besser geworden, sagt Annan, und die UNO habe das ihre dazu getan.
Diese Einschätzung insofern erstaunlich, als Annan die vollkommene Bedeutungslosigkeit seiner Organisation doch gerade erst vorgeführt worden ist - als die USA den Irak-Krieg begannen. Zudem: etwa die Hälfte der UNO-Mitgliedstaaten genügen nicht den Ansprüchen von Demokratie und Rechtstaatlichkeit. Universelle Werte? Vielleicht durfte man von Kofi Annan nicht gerade eine philosophische Herleitung der Menschenrechte erwarten; aber eine Stellungnahme zu grundlegenden Widersprüchen hätte man schon gern gehabt, als da sind: die Ambivalenz der Globalisierung, die die Menschen zwar einander näher bringt, aber die dritte Welt wirtschaftlich immer weiter verarmen lässt; der Konflikt der Zivilisationen, der religiös und ökonomisch ausgetragen wird; der hohe Wert der Toleranz, der absurderweise bisweilen mit Waffengewalt geschützt werden muss.
Zu all dem hat Kofi Annan nichts Konkretes zu sagen. Obwohl er studierter Ökonom ist, betrachtet er die Welt jenseits der Märkte, stets formuliert er aus der Sicht des Diplomaten. "Toleranz und Dialog sind unverzichtbar", heißt es dann, nach innen und außen, am besten institutionell geregelt. Vorsichtige Kritik an den USA: der 11.September dürfe nicht dazu führen, dass die muslimische Welt als Ganze Gegenstand von Schikanen und Verdächtigungen werde. Weise Neutralität dann im Nahost-Konflikt: sowohl, als auch. Für Palästinenser, aber auch für Israelis. Gegen die Armut, aber auch für Globalisierung. Den anderen achten, keine Religion, kein Gesellschaftssystem, keine Kultur diskriminieren.
Ja, was denn nun? Wie lassen sich Partikularinteresse und Universalien versöhnen? Durch fortwährende Kommunikation, wie Jürgen Habermas glaubt? Durch ständige Sitzungen des Sicherheitsrats, der sich dann selbst schachmatt setzt? Wie steht es mit dem hohen Wert der Gewaltlosigkeit? Wann darf man militärisch eingreifen? Müssen die von Annan beschworenen universellen Werte mit der Waffe verteidigt werden?
Dazu nichts Genaues. Dann durften ausgesuchte Fragesteller Fragen stellen, und auch Hans Küng palaverte weitschweifig mit dem Generalsekretär. Der sieht die UNO auch im Irak wieder im Aufwind, ein Büro im jordanischen Amman will sie eröffnen, weil das in Bagdad zerbombt wurde. Aber vielleicht war das alles unwichtiger als das Bild, das die Tübinger Uni heute bot: vorn sitzen zwei alte Männer und unterhalten sich, und tausend Leute gucken zu. Politik heute.