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Der Werdegang von Pädagogik-Studierenden

Zum dritten Mal haben die Erziehungswissenschaftler einen Datenreport vorgestellt, in dem sie den Stand ihres Fachs an den deutschen Hochschulen aufgelistet haben. Und der sei gar nicht so schlecht, meint Rudolf Tippelt, einer der Herausgeber des Reports. Mit rund 5500 Diplom- und Magister-Absolventen stehen sie in der Statistik an fünfter Stelle.

Von Karl-Heinz Heinemann |
    Erziehungswissenschaft ist einer der größeren Produzenten von sozialwissenschaftlich ausgebildeten Universitätsabsolventen. Das weiß man häufig nicht, weil auf dem Arbeitsmarkt die Fächer recht gute Chancen haben im Vergleich zu anderen Fächern, weil reale Praxisfelder gegeben sind.

    Nein, sie werden nicht alle Taxifahrer, aber sie müssen schon findig sein und sich neue Praxisfelder erschließen. Die Absolventenquote sei gut, sagt Rudolf Tippelt: 40 Prozent der Anfänger im Diplomstudiengang erreichen ihr Ziel, nicht einmal 20 Prozent der Magisterstudierenden. Anderswo sehe es noch schlimmer aus, beruhigt der Datenreport. Nur an wenigen Hochschulen hat man sich bisher auf die neuen gestuften Studiengänge Bachelor und Master eingelassen - man sei mit dem Diplompädagogen sehr zufrieden, meint Rudolf Tippelt. Die Professoren sehen die Diplomstudenten gern in ihren Seminaren, doch viel häufiger sitzen dort angehende Lehrer, die Erziehungswissenschaften nur nebenbei studieren. Im Gastgeberland Schweiz gibt es eine eigene Fachgesellschaft, die sich nur mit der Lehrerbildung beschäftigt. Hier ist dieses größte Praxisfeld der Pädagogen schon stark reformiert worden.

    Macht Bildung schlank? Ja, zu dieser erfreulichen Erkenntnis kommt der Zürcher Erziehungswissenschaftler Helmut Fend. Akademiker treiben mehr Sport, nähren sich gesünder als Hauptschulabsolventen. Doch als er feststellte, dass Akademiker erheblich mehr Alkohol konsumieren als Hauptschulabsolventen, wurde es minutenlang unruhig im Hörsaal 118 der Zürcher Universität - denn dort saßen nur akademisch geadelte Erziehungswissenschaftler, die sich schon auf den feucht-fröhlichen Abend mit ihren Kolleginnen und Kollegen freuten. Helmut Fend stellte erste Ergebnisse einer bislang einmaligen Langzeitstudie vor: Er hat 1500 Mittdreißiger befragt, die Ende der Siebzigerjahre als 15-Jährige an einer großen Jugendstudie von ihm teilgenommen hatten. Die Erwartung, dass die Schulbildung den Lebensweg determiniert, wurde nur teilweise bestätigt. Von der Schule bis zur heutigen Berufsposition hat es viele Brüche gegeben.

    Wir haben die Mädchen im 9. Schuljahr, also im besten Pisa-Alter verlassen und dann geschaut, wie ihre weiteren Bildungsberufswege aussehen. Wenn wir die Mädchen im Gymnasium in der 9. Schulstufe haben, dann sehen wir, dass nur ein Viertel von diesen Mädchen dann tatsächlich einen Hochschulabschluss macht. Bei den Männern sind es nicht ganz 40 Prozent. Die Fachhochschulabschlüsse machen noch einmal etwa 15 Prozent aus.

    Große Unterschiede zwischen ehemaligen Hauptschülern und Gymnasiasten gibt es in der Bereitschaft, sich weiter zu bilden, bei der Teilnahme an der Hochkultur, also Musik und Theater und in der politischen Aktivität. Jedoch so gut wie keine Auswirkungen hatte die Schulbildung auf das berufliche Engagement und die Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit oder auf die Dauer der Arbeitslosigkeit - in allen Gruppen hatten gut ein Drittel Erfahrungen mit der Arbeitslosigkeit gesammelt. Ist also die Bildung gar nicht so wichtig, um im Leben glücklich zu werden? Nein, so ist es nicht. Aber besonders die besser ausgebildeten Frauen werden nach wie vor daran gehindert, ihre Erwartungen auch umzusetzen. Sie sind mit ihrer Lage besonders unzufrieden - so hat zum Beispiel die Hälfte der Akademikerinnen mit 35 Jahren noch den Wunsch, ein Kind zu bekommen, den sie sich aufgrund ihrer beruflichen Situation nicht realisieren konnte.