"Am Samstag bin ich dabei, gar keine Frage. Da kann man die Temperatur messen, die in Sachen Atomenergie in der Bundesrepublik herrscht."
Jo Leinen gehört zum Urgestein der deutschen Anti-Atom-Bewegung. Ende der 1970er- bis Mitte der 1980er Jahre war der SPD-Europaparlamentarier Sprecher der BBU, des Bundesverbandes Bürgerinitiative Umweltschutz. Und wenn es am Samstag im Dreiländereck zwischen Frankreich, Deutschland und Luxemburg gegen die Kernenergie geht, dann wird er sich wieder einmal aufraffen. Wie viele andere auch. Jo Leinen:
"Der Frust, auch zum Teil die Aggressivität gegen eine Renaissance der Atomenergie der ist da."
Die Laufzeitverlängerung für die Atommailer werde als Aufkündigung eines lang erkämpften gesellschaftlichen Kompromisses empfunden. Der Protest werde deshalb auch von breiten Gesellschaftsschichten getragen. Jo Leinen:
"Die Ablehnung der Atomkraft ist in der Mitte der Gesellschaft vorhanden und keine Randgruppenerscheinung."
Leinen ist sich sicher, dass er am Wochenende auf der Schengener Moselbrücke eine Reihe inzwischen ergrauter Mitstreiter von einst treffen wird. Andererseits zeigten der andauernde Widerstand in Gorleben oder die Menschenkette, die sich aus Protest gegen die Atompolitik der Bundesregierung im Frühjahr durch Schleswig –Holstein und Hamburg zog, dass besorgte Familien und junge Leute in die Anti-Atomkraft-Bewegung hineinfänden. Zu den Jungen zählt auch die saarländische Umweltministerin von den Grünen, Simone Peter. Sie hat ihre Schuhe für den Protestmarsch im Dreiländereck bereits geschnürt. Simone Peter:
"Für Samstag, ja natürlich."
Die Vertreter der Christdemokraten, die an der Saar gemeinsam mit Grünen und Liberalen regieren, werden dem von Luxemburgern, Deutschen und französischen "Ökologistes" organisierten Protest gegen das in die Jahre gekommene französische Kernkraftwerk fernbleiben. CDU-Innenminister Stephan Toscani:
"Nein, da werde ich nicht teilnehmen.""
CDU-Ministerpräsident Peter Müller wohl auch nicht. Obwohl er sich unter dem Einfluss der Grünen vom Befürworter längerer Laufzeiten zum Gegner einer Laufzeitverlängerung gewandelt hat. Müller befürwortet eine Abstimmung über das Thema im Bundesrat. Das Saarland wird gegen eine Verlängerung der Laufzeiten stimmen, sollte die bislang nicht vorgesehene Beteiligung der Länderkammer vor dem Bundesverfassungsgericht erstritten werden.
Seit der erste von vier Reaktorblöcken 1986 in Cattenom in Betrieb ging, hat es Widerstand dagegen gegeben. Immer wieder ist es zu Pannen gekommen, die nur selten zeitnah an die Behörden in den benachbarten Ländern gemeldet wurden. Obwohl auch der EDF klar sein müsste, dass bei einem etwaigen Störfall die Mosel die radioaktive Fracht direkt nach Luxemburg und Deutschland leiten würde und die Windverhältnisse im Südwesten dafür sorgen, dass die deutschen Anrainer die ersten sind, die von einem radioaktiven Unfall betroffen wären. Die Entscheidung der Bundesregierung, die Laufzeiten zu verlängern, stärke nun erneut das Bewusstsein für die problematische Technik. Joachim Götz ist Physiker und hat seine Ausbildung am Kernforschungszentrum in Jülich genossen.18 Jahre lang hat er allein als Vorsitzender des BUND-Saar gegen die Nutzung der Kernenergie gekämpft. Er hält sie für eine verlorene Technik. Joachm Götz:
""Weil sie keine Zukunft hat, weil sie mehr Probleme bringt, als sie uns Lösungen anbietet."
Die ungelösten Probleme von der Endlichkeit des erforderlichen Rohstoffes, über Materialermüdung und Sicherheitsprobleme durch äußere Einflüsse, bis hin zur Entsorgungsfrage, all das sei ungeklärt und hinreichend bekannt. Vor diesem Hintergrund sei es im Grunde erstaunlich, welches Stehvermögen diese Technik an den Tag lege, sagt der alt gediente Anti-Atom-Aktivist Jo Leinen:
"Ich hätte das Ende schon eher gewünscht und gedacht, dass es kommt. Aber es ist auch viel erreicht worden. Der Einstieg in die Plutonium-Wirtschaft ist nicht gekommen. Der Brüter wurde verhindert und die Wiederaufbereitung, die für den Schnellen Brüter dagewesen wäre, wurde verhindert. Also die zweite Generation der Atomanlagen ist nicht gekommen und jetzt gibt es ja bereits seit vielen Jahren einen Baustopp. Man merkt, es geht dem Ende entgegen aber es ist sehr zäh."
In Leinen werden Erinnerungen wach an den Februar 1981. Über 100.000 Menschen hatten sich in Schleswig-Holstein in der Wilstermarsch an der Unterelbe versammelt, um gegen die Aufhebung des Baustopps für das Kernkraftwerk Brokdorf zu demonstrieren.
"Weg mit dem Atomprogramm der Bundesregierung."
Ein Massenaufgebot an Polizei stand den Demonstranten gegenüber. Leinen versuchte, die Situation zu entschärfen. Die Szene verlieh ihm danach den Titel: Container- Jo.:
"Weil ich auf einem Container an einer Polizeisperre für einen friedlichen Umgang geworben habe, gegen Steinewerfer und noch mehr."
Es half wenig, Brokdorf endete gewaltsam. Leinen wurde vom damaligen schleswig-holsteinischen CDU-Innenminister Uwe Barschel als Rädelsführer angeklagt, weil er zu einer nicht genehmigten Demonstration aufgerufen haben soll. Der Prozess endete mit einem Freispruch für Leinen. Und wenig später bestätigte das Bundesverfassungsgericht im sogenannten Brokdorf-Urteil das Recht der Bürger auf spontane Demonstrationen. Brokdorf ist Geschichte, aber eine Renaissance des Widerstandes hält der ehemalige Öko- und Friedensaktivist für möglich. Jo Leinen:
"Der Widerstand ist nicht untergegangen seit 35 Jahren, so lange gibt es ja schon den Protest gegen die Atomkraft, er lebt."
Jo Leinen gehört zum Urgestein der deutschen Anti-Atom-Bewegung. Ende der 1970er- bis Mitte der 1980er Jahre war der SPD-Europaparlamentarier Sprecher der BBU, des Bundesverbandes Bürgerinitiative Umweltschutz. Und wenn es am Samstag im Dreiländereck zwischen Frankreich, Deutschland und Luxemburg gegen die Kernenergie geht, dann wird er sich wieder einmal aufraffen. Wie viele andere auch. Jo Leinen:
"Der Frust, auch zum Teil die Aggressivität gegen eine Renaissance der Atomenergie der ist da."
Die Laufzeitverlängerung für die Atommailer werde als Aufkündigung eines lang erkämpften gesellschaftlichen Kompromisses empfunden. Der Protest werde deshalb auch von breiten Gesellschaftsschichten getragen. Jo Leinen:
"Die Ablehnung der Atomkraft ist in der Mitte der Gesellschaft vorhanden und keine Randgruppenerscheinung."
Leinen ist sich sicher, dass er am Wochenende auf der Schengener Moselbrücke eine Reihe inzwischen ergrauter Mitstreiter von einst treffen wird. Andererseits zeigten der andauernde Widerstand in Gorleben oder die Menschenkette, die sich aus Protest gegen die Atompolitik der Bundesregierung im Frühjahr durch Schleswig –Holstein und Hamburg zog, dass besorgte Familien und junge Leute in die Anti-Atomkraft-Bewegung hineinfänden. Zu den Jungen zählt auch die saarländische Umweltministerin von den Grünen, Simone Peter. Sie hat ihre Schuhe für den Protestmarsch im Dreiländereck bereits geschnürt. Simone Peter:
"Für Samstag, ja natürlich."
Die Vertreter der Christdemokraten, die an der Saar gemeinsam mit Grünen und Liberalen regieren, werden dem von Luxemburgern, Deutschen und französischen "Ökologistes" organisierten Protest gegen das in die Jahre gekommene französische Kernkraftwerk fernbleiben. CDU-Innenminister Stephan Toscani:
"Nein, da werde ich nicht teilnehmen.""
CDU-Ministerpräsident Peter Müller wohl auch nicht. Obwohl er sich unter dem Einfluss der Grünen vom Befürworter längerer Laufzeiten zum Gegner einer Laufzeitverlängerung gewandelt hat. Müller befürwortet eine Abstimmung über das Thema im Bundesrat. Das Saarland wird gegen eine Verlängerung der Laufzeiten stimmen, sollte die bislang nicht vorgesehene Beteiligung der Länderkammer vor dem Bundesverfassungsgericht erstritten werden.
Seit der erste von vier Reaktorblöcken 1986 in Cattenom in Betrieb ging, hat es Widerstand dagegen gegeben. Immer wieder ist es zu Pannen gekommen, die nur selten zeitnah an die Behörden in den benachbarten Ländern gemeldet wurden. Obwohl auch der EDF klar sein müsste, dass bei einem etwaigen Störfall die Mosel die radioaktive Fracht direkt nach Luxemburg und Deutschland leiten würde und die Windverhältnisse im Südwesten dafür sorgen, dass die deutschen Anrainer die ersten sind, die von einem radioaktiven Unfall betroffen wären. Die Entscheidung der Bundesregierung, die Laufzeiten zu verlängern, stärke nun erneut das Bewusstsein für die problematische Technik. Joachim Götz ist Physiker und hat seine Ausbildung am Kernforschungszentrum in Jülich genossen.18 Jahre lang hat er allein als Vorsitzender des BUND-Saar gegen die Nutzung der Kernenergie gekämpft. Er hält sie für eine verlorene Technik. Joachm Götz:
""Weil sie keine Zukunft hat, weil sie mehr Probleme bringt, als sie uns Lösungen anbietet."
Die ungelösten Probleme von der Endlichkeit des erforderlichen Rohstoffes, über Materialermüdung und Sicherheitsprobleme durch äußere Einflüsse, bis hin zur Entsorgungsfrage, all das sei ungeklärt und hinreichend bekannt. Vor diesem Hintergrund sei es im Grunde erstaunlich, welches Stehvermögen diese Technik an den Tag lege, sagt der alt gediente Anti-Atom-Aktivist Jo Leinen:
"Ich hätte das Ende schon eher gewünscht und gedacht, dass es kommt. Aber es ist auch viel erreicht worden. Der Einstieg in die Plutonium-Wirtschaft ist nicht gekommen. Der Brüter wurde verhindert und die Wiederaufbereitung, die für den Schnellen Brüter dagewesen wäre, wurde verhindert. Also die zweite Generation der Atomanlagen ist nicht gekommen und jetzt gibt es ja bereits seit vielen Jahren einen Baustopp. Man merkt, es geht dem Ende entgegen aber es ist sehr zäh."
In Leinen werden Erinnerungen wach an den Februar 1981. Über 100.000 Menschen hatten sich in Schleswig-Holstein in der Wilstermarsch an der Unterelbe versammelt, um gegen die Aufhebung des Baustopps für das Kernkraftwerk Brokdorf zu demonstrieren.
"Weg mit dem Atomprogramm der Bundesregierung."
Ein Massenaufgebot an Polizei stand den Demonstranten gegenüber. Leinen versuchte, die Situation zu entschärfen. Die Szene verlieh ihm danach den Titel: Container- Jo.:
"Weil ich auf einem Container an einer Polizeisperre für einen friedlichen Umgang geworben habe, gegen Steinewerfer und noch mehr."
Es half wenig, Brokdorf endete gewaltsam. Leinen wurde vom damaligen schleswig-holsteinischen CDU-Innenminister Uwe Barschel als Rädelsführer angeklagt, weil er zu einer nicht genehmigten Demonstration aufgerufen haben soll. Der Prozess endete mit einem Freispruch für Leinen. Und wenig später bestätigte das Bundesverfassungsgericht im sogenannten Brokdorf-Urteil das Recht der Bürger auf spontane Demonstrationen. Brokdorf ist Geschichte, aber eine Renaissance des Widerstandes hält der ehemalige Öko- und Friedensaktivist für möglich. Jo Leinen:
"Der Widerstand ist nicht untergegangen seit 35 Jahren, so lange gibt es ja schon den Protest gegen die Atomkraft, er lebt."