Archiv


Der Wille, die Welt in Bilder zu fassen

Die Photokina beginnt, der Markt präsentiert die neuesten, exaktesten Kameras. Die teuerste Ausrüstung und die beste Ausbildung helfen aber nicht, wenn der fotografische Blick fehlt. Professor Gottfried Jäger, Emeritus der Fachhochschule in Bielefeld, kennt sich damit aus. Er war dafür zuständig, den Studenten die künstlerischen Grundlagen beizubringen.

    Der Fachmann weiß, dass nicht jeder ein begnadeter Fotograf ist, auch wenn er das entsprechende Fach studiert:

    Das Studium der Fotografie ist eine Investition in die Zukunft, in einen Beruf, der sich ständig wandelt. Wie sinnvoll so ein Studium ist, ist schwer zu beantworten. Da geht es um das Engagement am Bild, um die Neugier am Bild und den Willen, die Welt in Bildern zu erfassen und neu zu interpretieren.

    Das Studium der Fotografie reicht inzwischen in viele Bereiche hinein, in die Werbung, den Journalismus oder auch in den Bereich der Kunst. So lässt sich die Fotografie mittlerweile auch in den Bereich der neuen Medien einordnen. Gleichzeitig bleibt Fotografieren ein technisches Verfahren.

    Die Digitalisierung bringt eine Menge Innovation, das Bild hat sich noch einmal beschleunigt: Zwischen Aufnahme, Entwicklung und Bildkonsum liegt immer weniger Zeit. Trotz neuer Möglichkeiten auch der Manipulation, gehört es immer noch dazu, dass man etwas von dem Bild versteht. Wir sprechen heute mehr denn je von der Kunst des Fotografie. Es geht darum, wie ich die Welt betrachte, als Autor, als jemand, der die Welt kommentiert.

    Da reicht der Druck auf den Auslöser nicht aus. Dass heute auch Fotos digital sind, sorgt außerdem nicht nur für Verfälschungen, sondern auch für einen breiter gefächerten Markt:

    Da sind hauptsächlich Leute, die aufgrund einer freien Entscheidung Bilder machen und auf den Markt bringen. Man spricht häufiger von Autoren und Autorenbildern als früher, weil die Leute von sich aus die Bilder machen.

    Der Markt ist also offen. Gleichzeitig ist er aber auch überfüllt, das Geld Verdienen ist nicht leicht für Nachwuchs-Fotografen, die in der Regel selbständig ihre Motive und Kunden suchen müssen. Damit der Erfolg nicht ausbleibt, versuchen Professoren wie Gottfried Jäger, seinen Studierenden beizubringen einen eigenen Blick zu entwickeln. Und mittlerweile gehört auch die Verbreitung der Bilder zum Studienplan.

    Literatur zum Thema:

    Gottfried Jäger (Hrsg.): Die Kunst der abstrakten Fotografie, Arnoldsche Verlagsanstalt, Stuttgart 2002.