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Der Wolf pirscht sich heran

In diesen Nächten kriecht ein eher unbekanntes Sternbild tief über den Südhimmel. Der Wolf lugt in den Stunden nach Mitternacht vorsichtig aus dem Horizontdunst. Noch vor Sonnenaufgang schlägt er sich im Südwesten wieder in die Büsche.

Von Dirk Lorenzen |
    Er zeigt sich genau unterhalb der Waage und rechts unterhalb von Antares, dem Hauptstern im Skorpion. Allerdings gibt es im Wolf nur recht schwache Sterne - das scheue Tier ist also auch am Himmel bestens getarnt.

    Dennoch gehört diese Figur zu den klassischen Sternbildern, die schon in der Antike bekannt waren. Damals war sie in Europa noch besser zu sehen als heute.

    Die Bezeichnung Wolf kam wohl erst im Mittelalter auf. Die Griechen sahen in dieser Himmelsgegend einfach ein wildes Tier. Die Römer sprachen von der Bestie.

    Oft wurde der Wolf mit dem angrenzenden Zentaur in Verbindung gebracht. Demnach hatte dieses Fabelwesen aus Mensch und Pferd das wilde Tier aufgespießt und brachte es als Opfergabe zum Altar. Auch dieses Sternbild, der Altar, steht in der Nähe, ist allerdings von Deutschland aus nicht zu sehen.

    Mag der Wolf heute ein eher unscheinbares Dasein fristen: Vor gut eintausend Jahren muss er alle Blicke auf sich gezogen haben. Im Jahr 1006 flammte in seinen Grenzen eine Supernova auf, die wochenlang fast so hell wie der Vollmond leuchtete. Es dürfte sich dabei um das hellste Objekt außerhalb unseres Sonnensystems handeln, das während der überlieferten Menschheitsgeschichte am Himmel zu sehen war.

    Blicken Sie nach Mitternacht an den Südhorizont. Der Wolf ist gut getarnt - aber vielleicht blitzt wieder eines seiner Augen auf.

    Das Sternbild Wolf

    Informationen zum Sternbild Wolf und seinem mythologischen Hintergrund