Zwickau - eine alte Bergbau-Stadt, gelegen an der Kreuzung zweier historischer Handelsstraßen. Mit Bergbau und Handel brachte es die Stadt über Jahrhunderte hinweg zu Reichtum. Der Bergbau wurde 1970 eingestellt die Hochzeit Zwickaus war da längst vorbei. Doch im Herzen der Innenstadt zeugt der Dom St. Marien von goldenen Zeiten. Mitte des 15. Jahrhunderts ließen sich die Zwickauer Bürger einen Altar anfertigen.
Damals wie heute, einer der größten in Sachsen. Wer die spätgotische Hallenkirche durch das Portal betritt muss seinen Blick einfach nur geradewegs nach vorne richten. Da steht er, der Wolgemutaltar. Sieben Meter breit, neun geschnitzte Heiligenfiguren, in ihrer Mitte Maria, auf dem Arm das Jesuskind und dahinter ein goldener Strahlenkreis. Diese Pracht hatte der Altar fast verloren. Doch wenn Restauratorin Steffi Bodechtel nun nach fünf Jahren Arbeit auf die Altarfiguren blickt gerät Sie ins Schwärmen:
"Die Malerei ist einfach ganz hervorragend. Man muss mal herantreten und sich die Gesichter genau betrachten. Und auch die Figuren sind von ganz besonderer Qualität. Das sind neun weibliche Heilige nebeneinander gestellt, Maria im Zentrum und die anderen sind also einfach von hoher künstlerischer Qualität. Das ist einfach der besondere Faltenwurf, diese grazile Haltung, was das Spätmittelalter ausmacht, dieser weiche Stil der Figuren, die von besonderer Schönheit sind, also ideal auch sind."
Im Laufe des Kirchenjahres wandelt der Altar seine Gestalt. Mit geschlossenen Flügeln zeigt er die Passionsgeschichte Jesu bis zur Kreuzigung. Öffnet man die Flügel treten vier Szenen aus dem Leben Marias hervor und erst eine weitere Wandlung bringt die ganze Pracht der Festagsseite mit Maria und den Heiligen zum Vorschein.
Wolgemut ist der einzige Künstlername, der zuverlässig überliefert ist, dennoch hat der Nürnberger Künstler dieses prachtvolle Werk keineswegs allein erschaffen:
"Michael Wolgemut der den Altar gemacht hat ist Maler und er stammt aus Nürnberg und hat als Maler diesen Auftrag übernommen, von den Zwickauer Bürgern und hat vielleicht den Entwurf mitgestaltet, in Zusammenarbeit mit den Eigentümern und hat auch selbst gemalt. Alle anderen Arbeiten, er brauchte ja noch Schreiner und Kistler und Bildschnitzer, da musste er sich Künstler und Handwerker engagieren, die für ihn diese Arbeit getan haben und das waren Handwerker und Künstler die bei ihm in der Werkstatt arbeiten konnten oder er hat die Dinge auch außerhalb bestellt."
Seither haben sich immer wieder Künstler und Restauratoren an dem rund 530 Jahre alten Werk zu schaffen gemacht. Sei es um den Altar an die jeweilige Zeit anzupassen oder schlicht um ihn zu erhalten, zu restaurieren. So wurden Anfang des letzten Jahrhunderts Stahlbänder eingearbeitet um die Flügel zu stabilisieren. Das zusätzliche Gewicht verkehrte die Maßnahme jedoch ins Gegenteil. Restauratorin May Schoder hofft deshalb, dass ihre eigene Arbeit künftigen Generationen nicht ähnliche Sorgen bereiten wird:
"Na ja, jede Zeit hat eigentlich das eingebracht, wovon sie überzeugt waren, dass das was Gutes ist und im Laufe der Zeit hat sich dann eben herausgestellt, dass das nicht immer nur zum Vorteil des Altars sein konnte und das Öl ist wahrscheinlich in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts eingebracht worden, im guten Glauben, dass man das Holz festigt. Und zwar hat man da die Figuren, also gerade die kleinen Figuren, die zwischen den großen Figuren stehen richtig getaucht und die großen Figuren wurden ganz satt eingestrichen. Und vermutlich ist das Öl am Anfang ganz klar gewesen, ist aber mit der Zeit sehr braun geworden und es tritt aus dem Holz wieder aus. Und das hat sich so dargestellt, dass dann die Figuren regelrecht geweint haben, dass dann braune Tropfen herunter liefen und das war eben für uns jetzt ein Problem diese Öl anzulösen und von der Oberfläche zu entfernen, ohne das Öl was noch im Holz ist mit anzuweichen, nicht, dass das dann alles nachläuft."
Die Restaurierungen der letzten Jahre setzten auf Hightech. Die Technische Universität Dresden testete dafür eigens spezielle Kohlefaserverbundstoffe. Die Restauratoren wollen den Altarflügeln mit dieser Technik endlich wieder die nötige Stabilität geben. Zu sehen sein soll dieses Material dabei nicht, denn für den Pfarrer des Doms, Frank Bliesener ist die Frage nach Stahlbändern, konservierenden Ölen oder anderen Materialien Nebensache:
"Für mich ist der Altar schon ein theologisches Programm. Auf der Rückseite des Altars ist das Weltgericht zu sehen, wo Christus als Richter wieder kommt. Auch umgeben von den Aposteln und, wie in der Bibel beschrieben, die einen zur Verdammnis gehen und die anderen durch die schmale Pforte zum Leben gelangen, dort steht Petrus mit dem Schlüssel und öffnet denen, die gerade aus den Gräbern auferstanden sind, die schmale Tür zum Heil."
Dem flüchtigen Besucher und selbst vielen Gläubigen bleibt die Rückseite jedoch verborgen. Denn Zwickaus mittelalterliche Bürger wollten dem Kirchgänger erst einmal etwas anderes zeigen.
"Wer die Kirche betritt, der sieht die Seite der frohen Botschaft, des Evangeliums, nämlich wie Gott allen Menschen sein Heil, sein Leben schenken will und alle einlädt diesen Weg zum Leben zu gehen und zu finden. Wir sehen also die Mutter Gottes, Maria, mit dem Christuskind. Jeder Besucher der die Kirche betritt, sieht das zu erst und wird damit eingeladen und bekommt vor Augen gehalten, auf Christus zu schauen und ihm sein Leben zu überlassen."
Ob Gäste seine Kirche wegen dieser Botschaft und wegen des Glaubens betreten, einfach Ruhe suchen oder die Kunstwerke betrachten wollen, Pfarrer Bliesener heißt alle willkommen. Er freue sich, sagt er, über jeden der sich Zeit für den Mariendom nimmt. Und er ist überzeugt davon, dass die Botschaft des Wolgemutaltars die Jahrhunderte überdauert hat.
"Die Heiligen sind eben Leute die sagen seht, wir haben es erlebt, wir haben diese Botschaft für unser Leben entdeckt, wir haben sie ergriffen, und auch unter schwierigen Bedingungen daran festgehalten, weil wir gesehen haben, das ist das Leben und sie sagen, Leute haltet das wunderbare Geschenk Gottes, das euch immer wieder vor Augen gehalten wird fest. Und da bekommt der Altar für mich eine ganz aktuelle Bedeutung. Er ist wie eine eigene Predigt, er ist Verkündigung an die Menschen die diese Kirche besuchen, die zum Gebet hier her kommen oder auch um des Kunstwerkes Willen. Aber das Kunstwerk ist lebendig, es spricht. Damals wie heute."
Damals wie heute, einer der größten in Sachsen. Wer die spätgotische Hallenkirche durch das Portal betritt muss seinen Blick einfach nur geradewegs nach vorne richten. Da steht er, der Wolgemutaltar. Sieben Meter breit, neun geschnitzte Heiligenfiguren, in ihrer Mitte Maria, auf dem Arm das Jesuskind und dahinter ein goldener Strahlenkreis. Diese Pracht hatte der Altar fast verloren. Doch wenn Restauratorin Steffi Bodechtel nun nach fünf Jahren Arbeit auf die Altarfiguren blickt gerät Sie ins Schwärmen:
"Die Malerei ist einfach ganz hervorragend. Man muss mal herantreten und sich die Gesichter genau betrachten. Und auch die Figuren sind von ganz besonderer Qualität. Das sind neun weibliche Heilige nebeneinander gestellt, Maria im Zentrum und die anderen sind also einfach von hoher künstlerischer Qualität. Das ist einfach der besondere Faltenwurf, diese grazile Haltung, was das Spätmittelalter ausmacht, dieser weiche Stil der Figuren, die von besonderer Schönheit sind, also ideal auch sind."
Im Laufe des Kirchenjahres wandelt der Altar seine Gestalt. Mit geschlossenen Flügeln zeigt er die Passionsgeschichte Jesu bis zur Kreuzigung. Öffnet man die Flügel treten vier Szenen aus dem Leben Marias hervor und erst eine weitere Wandlung bringt die ganze Pracht der Festagsseite mit Maria und den Heiligen zum Vorschein.
Wolgemut ist der einzige Künstlername, der zuverlässig überliefert ist, dennoch hat der Nürnberger Künstler dieses prachtvolle Werk keineswegs allein erschaffen:
"Michael Wolgemut der den Altar gemacht hat ist Maler und er stammt aus Nürnberg und hat als Maler diesen Auftrag übernommen, von den Zwickauer Bürgern und hat vielleicht den Entwurf mitgestaltet, in Zusammenarbeit mit den Eigentümern und hat auch selbst gemalt. Alle anderen Arbeiten, er brauchte ja noch Schreiner und Kistler und Bildschnitzer, da musste er sich Künstler und Handwerker engagieren, die für ihn diese Arbeit getan haben und das waren Handwerker und Künstler die bei ihm in der Werkstatt arbeiten konnten oder er hat die Dinge auch außerhalb bestellt."
Seither haben sich immer wieder Künstler und Restauratoren an dem rund 530 Jahre alten Werk zu schaffen gemacht. Sei es um den Altar an die jeweilige Zeit anzupassen oder schlicht um ihn zu erhalten, zu restaurieren. So wurden Anfang des letzten Jahrhunderts Stahlbänder eingearbeitet um die Flügel zu stabilisieren. Das zusätzliche Gewicht verkehrte die Maßnahme jedoch ins Gegenteil. Restauratorin May Schoder hofft deshalb, dass ihre eigene Arbeit künftigen Generationen nicht ähnliche Sorgen bereiten wird:
"Na ja, jede Zeit hat eigentlich das eingebracht, wovon sie überzeugt waren, dass das was Gutes ist und im Laufe der Zeit hat sich dann eben herausgestellt, dass das nicht immer nur zum Vorteil des Altars sein konnte und das Öl ist wahrscheinlich in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts eingebracht worden, im guten Glauben, dass man das Holz festigt. Und zwar hat man da die Figuren, also gerade die kleinen Figuren, die zwischen den großen Figuren stehen richtig getaucht und die großen Figuren wurden ganz satt eingestrichen. Und vermutlich ist das Öl am Anfang ganz klar gewesen, ist aber mit der Zeit sehr braun geworden und es tritt aus dem Holz wieder aus. Und das hat sich so dargestellt, dass dann die Figuren regelrecht geweint haben, dass dann braune Tropfen herunter liefen und das war eben für uns jetzt ein Problem diese Öl anzulösen und von der Oberfläche zu entfernen, ohne das Öl was noch im Holz ist mit anzuweichen, nicht, dass das dann alles nachläuft."
Die Restaurierungen der letzten Jahre setzten auf Hightech. Die Technische Universität Dresden testete dafür eigens spezielle Kohlefaserverbundstoffe. Die Restauratoren wollen den Altarflügeln mit dieser Technik endlich wieder die nötige Stabilität geben. Zu sehen sein soll dieses Material dabei nicht, denn für den Pfarrer des Doms, Frank Bliesener ist die Frage nach Stahlbändern, konservierenden Ölen oder anderen Materialien Nebensache:
"Für mich ist der Altar schon ein theologisches Programm. Auf der Rückseite des Altars ist das Weltgericht zu sehen, wo Christus als Richter wieder kommt. Auch umgeben von den Aposteln und, wie in der Bibel beschrieben, die einen zur Verdammnis gehen und die anderen durch die schmale Pforte zum Leben gelangen, dort steht Petrus mit dem Schlüssel und öffnet denen, die gerade aus den Gräbern auferstanden sind, die schmale Tür zum Heil."
Dem flüchtigen Besucher und selbst vielen Gläubigen bleibt die Rückseite jedoch verborgen. Denn Zwickaus mittelalterliche Bürger wollten dem Kirchgänger erst einmal etwas anderes zeigen.
"Wer die Kirche betritt, der sieht die Seite der frohen Botschaft, des Evangeliums, nämlich wie Gott allen Menschen sein Heil, sein Leben schenken will und alle einlädt diesen Weg zum Leben zu gehen und zu finden. Wir sehen also die Mutter Gottes, Maria, mit dem Christuskind. Jeder Besucher der die Kirche betritt, sieht das zu erst und wird damit eingeladen und bekommt vor Augen gehalten, auf Christus zu schauen und ihm sein Leben zu überlassen."
Ob Gäste seine Kirche wegen dieser Botschaft und wegen des Glaubens betreten, einfach Ruhe suchen oder die Kunstwerke betrachten wollen, Pfarrer Bliesener heißt alle willkommen. Er freue sich, sagt er, über jeden der sich Zeit für den Mariendom nimmt. Und er ist überzeugt davon, dass die Botschaft des Wolgemutaltars die Jahrhunderte überdauert hat.
"Die Heiligen sind eben Leute die sagen seht, wir haben es erlebt, wir haben diese Botschaft für unser Leben entdeckt, wir haben sie ergriffen, und auch unter schwierigen Bedingungen daran festgehalten, weil wir gesehen haben, das ist das Leben und sie sagen, Leute haltet das wunderbare Geschenk Gottes, das euch immer wieder vor Augen gehalten wird fest. Und da bekommt der Altar für mich eine ganz aktuelle Bedeutung. Er ist wie eine eigene Predigt, er ist Verkündigung an die Menschen die diese Kirche besuchen, die zum Gebet hier her kommen oder auch um des Kunstwerkes Willen. Aber das Kunstwerk ist lebendig, es spricht. Damals wie heute."