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Design aus dem Zitronenland

Ein neues Gebäude hängt sehr von seinem architektonischem Umfeld ab. Genauso ist das auch bei Designobjekten. Ich entwerfe Häuser, aber auch Lampen und andere Gegenstände, die alle in einer Beziehung zu ihrem Umfeld und zum Kunden stehen. Dass diese Beziehungen endlich zu einem Forschungsgegenstand geworden sind, kann ich nur begrüßen.

    Die italienische Stararchitektin Gae Aulenti findet die Idee für das IDI ausgezeichnet - hat es doch weltweit so ein Forschungsinstitut noch nicht gegeben. IDI steht für Interaction Design Institute . Ein englischer Name, und auch die Unterrichtssprache ist englisch. Wer sich außerhalb der Seminare in Italienisch unterhalten will, der kann das tun, aber es empfiehlt sich nicht: ein Großteil der Studierenden beherrscht nicht die Sprache von Bella Italia. Am IDI im nordwestlichen Ivrea studieren 45 junge Leute aus 22 Staaten, vor allem aus Europa, aber auch aus den USA und Japan.

    Auch das Lehrperson ist nicht nur auf Italien beschränkt: die Direktorin des IDI zum Beispiel ist die Britin Gillian Crampton Smith, die 1990 am Royal College of Art in London den Studiengang Computer Related Design gründete.

    Ein internationales Institut also, dem es darum geht, Experten heranzubilden, die Architektur und Design - eine Unterscheidung, die, siehe Gae Aulenti, immer irrelevanter wird - via Kommunikation mit den Konsumenten zusammenbringen. Dazu der Designstudent Danilo Selvaggi:

    In unseren Städten, in unserem Leben finden wir immer mehr Design. Das Design kennt keine Limits mehr. Häuser und Autos, alltägliche Gebrauchsgegenstände und selbst Kunst wird designt. Da wird viel Unfug auf den Markt gebracht. Das IDI hingegen will konsumentenfreundliches Design sowie die Kommunikationswege erforschen, die die Produkte auf den Markt bringen können. Design, das nicht benutzerfreundlich ist, schafft Probleme.

    Es sieht schön aus kann aber nicht benutzt werden. Der französische Designer Philippe Stark forderte deshalb schon seit Jahren ein Forschungsinstitut, an dem benutzerfreundliches Design entwickelt, an dem die Interaktivität zwischen Designer und Benutzer studiert wird.

    Das IDI wird von der Telecom Italia und dem Unternehmen Olivetti finanziert. Es ist in nagelneuen Gebäuden untergebracht, die in ihrer für Italien ungewohnten Modernität eher an einen US-amerikanischen Campus erinnern. Das Institut wendet sich an Studierende mit einem Hochschulabschluss, die in einem zweijährlichen Studiengang zu Interaction Design-Experten ausgebildet werden. Sie lernen, wie man Produkte und Dienstleistungen via Internet und andere Kommunikationswege für möglichst viele Menschen verständlich machen kann. Dem IDI geht es vor allem darum, Vermittler zwischen Produkten und Konsumenten auszubilden, die - wie es heißt - das designte Produkt interaktiv, also verständlich und benutzerfreundlich machen sollen.

    Ein Produkt wie zum Beispiel die höchst komplizierten Lampensysteme eines italienischen Unternehmens, deren Beleuchtungsgrade durch Computer und über das Internet gesteuert werden können, um der vor allem in nordeuropäischen Ländern gesundheitsgefährdenden Unterbeleuchtung während des Winters vorzubeugen. Die Studierenden entwickeln Kommunikationsmodelle zur Vermittlung eines solchen komplexen Beleuchtungssystems. Gleichzeitig entwerfen sie auch das Design für diese Kommunikationsmodelle, von denen es abhängt, ob die Bedeutung eines Produkts dem Konsumenten einleuchtet oder aber nicht. Danilo Selvaggio:

    Es werden Situationen simuliert, für die die Studierenden Lösungen finden müssen. Unsere Aufgabe ist es, Design und sämtlich verfügbaren Kommunikationsmöglichkeiten uusammenzubringen, um ein komplexes Produkt zu entwickeln. Im ersten Teil des Studiengangs zum Beispiel wird man im Visual Design ausgebildet, also in den Grundlagen des Designs: Entwicklungen und Anwendungen innerhalb der Gesellschaft. All das können wir hier in einer sehr angenehmen Umgebung machen.

    Die Studierenden kommen aus den verschiedensten Fachbereichen: Architekten, Informatiker, Künstler und Designer. Ihr vorhandenes Wissen wird auf eine sogenannte Meta-Ebene gehoben: das heißt zusammengefasst und mit dem entsprechenden technologischen Know how ausgestattet, damit angewandtes Design via Kommunikation Konsumenten erreichen kann.

    Das Design erreicht nur dann den Konsumenten, so die Philosophie des Interaction Design Institute , wenn das Produkt anwenderfreundlich ist. Die Studierenden haben die Aufgabe, alle Phasen vom Entwurf eines Designobjektes bis zu seinem Benutzen durch einen Konsumenten zu studieren und diese Phasen interaktiv zu verknüpfen. Mit Hilfe des Internet beispielsweise können Konsumenten und Designer sowie die Hersteller der Designprodukte miteinander kommunizieren. Die Studierenden im IDI lernen, wie diese Kommunikationsprozesse ablaufen und gesteuert werden können: Vorgänge, die bei jedem Produkt anders aussehen, weshalb der Lehrplan des IDI die unterschiedlichsten Fachbereiche umfasst: von der Architektur bis zur Telefontechnologie, von Glasprodukten bis zu Möbeln - einfach alles, was unter den weiten Begriff des Design fällt.