
Offene Münder auf der Canal Street in Manhattan. Gut möglich, dass die Menschen Hunger haben. Was die Kinnlade jedoch nach unten klappen lässt, sind die zwei Schubkarren, die sich einen Weg durch die Menge bahnen.
"Das sieht aus wie eine Küche! Aber wo fahren die denn damit hin?"
Gute Frage! Normalerweise bekocht das Designer-Duo Chmara.Rosinke wildfremde Menschen im öffentlichen Raum und das noch dazu gratis. Doch New York ist eine strenge Stadt. Eine Genehmigung für das Kochen auf der Straße haben die zwei mobilen Wirte nicht bekommen. Davon lassen sie sich aber nicht abhalten.
Interaktiv ohne Strom
"Wir müssen es an halbprivaten Orten machen. In Garagen, auf Rooftops und so weiter."
Anja Roskinke schiebt den Esstisch. Maciej Chamara die Küche. Unweit vom Broadway verschwinden die beiden mit ihren selbst gebauten Möbeln in der Galerie "Stillfried". Dort wird heute gekocht. Wenn der öffentliche Raum gesperrt ist, muss man den privaten öffentlich machen, so Maciej:
"Uns ist sehr wichtig, welchen Einfluss Objekte auf das Leben von Menschen haben - egal ob im Innen- oder Außenbereich. Uns ist also die Interaktion mit den Objekten wichtiger als die Objekte an sich."
Sowohl Küche als auch Esstisch sind aus Holz gefertigt. Die zwei Schubkarren sind leicht und lassen sich bequem in einen Kleintransporter packen. Das Design ist funktional und kommt ohne jeden Tand aus. Die Küche-Esszimmer-Kombination ist auch ohne Strom- und Wasseranschluss voll funktionsfähig. Es gibt einen Gasherd, eine Anrichte und sogar eine Spüle. Maciej:
"Wir haben einen Abfluss und eine Gießkanne. Es ist eh sehr naheliegend, das heißt, wenn wir zum Beispiel Nudeln abgießen oder so, dann geht das Wasser in die Gießkanne und wir können das dann irgendwo wegschütten."
Gemeinsam kochen und essen
Gegen 19 Uhr treffen die ersten Gäste ein. Insgesamt zwölf Personen finden Platz an diesem Tisch. Es sind überwiegend Fremde. Sie haben die Dinner-Einladung gewonnen - per Verlosung auf der Facebook-Page von Chmara.Rosinke. Die "Mobile Hospitality" war über die fünf Wochen der Aktion fast immer ausgebucht, erzählt Anja Rosinke:
"Wir machen eine Tomatensuppe und Pierogi, das sind Teigtaschen, ein polnisches Gericht aus Topfen und Kartoffeln.
Die Gäste sind begeistert.
"Es übertrifft meine Erwartungen. Es macht Spaß und wir haben uns gut unterhalten. Natürlich über Essen und Wein".
"Hervorragend, einfach wunderbar!"
Chmara.Rosinke haben die Küche in einer Werkstatt in Brooklyn gebaut und nach Ende der Aktion versteigert. Gesotten, gebraten und gekocht wurde auf Dachterrassen in Brooklyn, auf einer Biofarm in New Jersey und auf der New Yorker Designmesse ICFF. Die beiden Polen mit Wohnsitz Wien sind ausgezeichnete Köche. Das schadet natürlich auch nicht, wirklich wichtig war ihnen aber etwas anderes, sagt Maciej:
"Es war sehr schön, die Leute waren sehr offen. Am Anfang sitzen alle etwas steif am Tisch und wissen nicht so recht. Und am Ende reden alle so miteinander, als ob sie sich schon ewig kennen würden."
Essen auf zwei Schubkarren. In New York ein voller Erfolg. Mittlerweile sind die beiden Designer-Wirte wieder in Europa. Demnächst geht es nach Tokio.