"In diesem Aufzug verlasse ich mit Ihnen nicht das Haus. – Sollte ich etwa ebenfalls diesen modischen Fauxpas begehen und eine schicke Militäruniform mit einem so scheußlichen, selbst gestrickten Schal kombinieren? – Wie habe ich Sie doch vermisst, Holmes. – Ach ja? Wieso? – Ich habe Ihre Abwesenheit kaum bemerkt."
Eine Unterhaltung zwischen dem genialen Meisterdetektiv Sherlock Holmes und seinem Freund Dr. Watson. Ihre pointierten Gespräche sind schon in den Romanen von Sir Arthur Conan Doyle das Salz in der Suppe gewesen. Allein auf die Kraft geistreicher Dialoge aber will in Hollywood niemand vertrauen. Das gesprochene Wort wird bei der Verfilmung von Literaturklassikern gern mal zur Nebensache. In den Mittelpunkt rückt stattdessen das Spektakel mit Explosionen, Kampfszenen und spektakulären Schauplätzen. Da wird dann auch mal schnell der Forensiker und charismatische Gentleman Holmes zur Witzfigur und Karikatur.
"Ich gebe zu, dies ist nicht meine beste Verkleidung, aber ich musste improvisieren."
Der Sherlock Holmes, wie ihn Robert Downey Jr. verkörpert, weist mehr Ähnlichkeiten auf mit Johnny Depps Captain Jack als mit dem von Doyle vor 125 Jahren erdachten Schnüffler. Das tut der Kurzweil und Unterhaltsamkeit der erneut von Guy Ritchie mit viel Schwung und wenig Charme inszenierten Detektivgeschichte zwar keinen Abbruch. Aber mit der literarischen Vorlage hat dieser Rummel genauso wenig gemeinsam wie die kürzlich entstandene Version von Alexandre Dumas´ "Die drei Musketiere".
"Sherlock Holmes: Spiel im Schatten" von Guy Ritchie – zwiespältig!
"Seit über einem Jahr suche ich den Stoff für eine echte Geschichte. Das ´Weltentheater´. Und jetzt, wo sie uns vor den Toren Salzburgs warten lassen, läuft die Geschichte mir quasi entgegen."
Darauf hat Emanuel Schikaneder, der Leiter der Teutschen Schauspielcompagnie, lange gewartet. Jetzt ist sie endlich da – die Idee für ein neues Stück. Das wird – da ist sich der von Max von Thun gespielte Schikaneder sicher – die kreative und finanzielle Durststrecke beenden. Eigentlich befinden sich er und seine Theatertruppe im Sommer 1780 auf dem Weg nach Salzburg. Dort soll ein Auftritt in Anwesenheit von Mozart den großen Durchbruch bringen. Solange sie aber keine Spielerlaubnis haben, sitzen die Schauspieler in einem kleinen Bergdorf vor den Toren der Stadt fest. Völlig überraschend werden die Ereignisse vor Ort zu Schikaneders Inspirationsquelle.
"Wovon handelt die Geschichte? – Von einem Rebellen. Da draußen treibt er sich rum. Umtriebig und getrieben von der Ungerechtigkeit des Lebens."
Eine Revolte der Bergarbeiter, deren Anführer sich in die Tochter des Minenbesitzers verliebt. Das ist der Stoff für das große "Weltentheater", von dem Schikaneder schon so lange träumt. Regisseur Marcus H. Rosenmüller vermengt historisch verbürgte Figuren und Ereignisse mit fiktiven, märchenhaften Handlungssträngen. Dabei verschwimmen häufig die Ebenen zwischen Bühne und Realität. "Sommer der Gaukler" ist spätbarockes Bauerntheater und freches Historienstück, bei dem augenscheinlich Milos Formans "Amadeus" Pate gestanden hat.
"Sommer der Gaukler" von Marcus H. Rosenmüller – empfehlenswert!
Wärmebildkameras überwachen die slowakisch-ukrainische Grenze. Aus einem Flüchtlingslager in Italien sollen 39 Roma-Familien vertrieben werden. Und in einem Festzelt auf dem Oktoberfest ist die Stimmung auf dem Höhepunkt. Drei Stationen auf einer Reise, die den österreichischen Filmemacher Nikolaus Geyrhalter quer durch Europa geführt hat. Drei Stationen von 21. Was sie miteinander verbindet, verrät der doppeldeutige Titel der Dokumentation.
"Abendland" zeigt nicht nur Momentaufnahmen aus Europa. Es sind auch Bilder einer Nacht. Ein wenig erinnert diese Kompilation an Ridley Scotts YouTube-Filmprojekt "Life in a Day". Statt einen Tag auf der Erde abzubilden, ist es hier das nächtliche Treiben in Europa. Dabei sollen die Bilder für sich sprechen. Einen Kommentar gibt es nicht. Schnell wird deutlich, dass es Nikolaus Geyrhalter um die kulturellen Werte Europas geht und darum, wie diese bewahrt werden – sei es auch um den Preis der Überwachung und der Abschottung vor Eindringlingen. Hier die Vertreibung der Roma, da das dumpfe Partyvolk. Auch unkommentierte Szenen können moralisieren. Und das tun sie ein bisschen zu oft in diesem Bilderbogen über Europa am Beginn des 21. Jahrhunderts.
"Abendland" von Nikolaus Geyrhalter – zwiespältig!
Eine Unterhaltung zwischen dem genialen Meisterdetektiv Sherlock Holmes und seinem Freund Dr. Watson. Ihre pointierten Gespräche sind schon in den Romanen von Sir Arthur Conan Doyle das Salz in der Suppe gewesen. Allein auf die Kraft geistreicher Dialoge aber will in Hollywood niemand vertrauen. Das gesprochene Wort wird bei der Verfilmung von Literaturklassikern gern mal zur Nebensache. In den Mittelpunkt rückt stattdessen das Spektakel mit Explosionen, Kampfszenen und spektakulären Schauplätzen. Da wird dann auch mal schnell der Forensiker und charismatische Gentleman Holmes zur Witzfigur und Karikatur.
"Ich gebe zu, dies ist nicht meine beste Verkleidung, aber ich musste improvisieren."
Der Sherlock Holmes, wie ihn Robert Downey Jr. verkörpert, weist mehr Ähnlichkeiten auf mit Johnny Depps Captain Jack als mit dem von Doyle vor 125 Jahren erdachten Schnüffler. Das tut der Kurzweil und Unterhaltsamkeit der erneut von Guy Ritchie mit viel Schwung und wenig Charme inszenierten Detektivgeschichte zwar keinen Abbruch. Aber mit der literarischen Vorlage hat dieser Rummel genauso wenig gemeinsam wie die kürzlich entstandene Version von Alexandre Dumas´ "Die drei Musketiere".
"Sherlock Holmes: Spiel im Schatten" von Guy Ritchie – zwiespältig!
"Seit über einem Jahr suche ich den Stoff für eine echte Geschichte. Das ´Weltentheater´. Und jetzt, wo sie uns vor den Toren Salzburgs warten lassen, läuft die Geschichte mir quasi entgegen."
Darauf hat Emanuel Schikaneder, der Leiter der Teutschen Schauspielcompagnie, lange gewartet. Jetzt ist sie endlich da – die Idee für ein neues Stück. Das wird – da ist sich der von Max von Thun gespielte Schikaneder sicher – die kreative und finanzielle Durststrecke beenden. Eigentlich befinden sich er und seine Theatertruppe im Sommer 1780 auf dem Weg nach Salzburg. Dort soll ein Auftritt in Anwesenheit von Mozart den großen Durchbruch bringen. Solange sie aber keine Spielerlaubnis haben, sitzen die Schauspieler in einem kleinen Bergdorf vor den Toren der Stadt fest. Völlig überraschend werden die Ereignisse vor Ort zu Schikaneders Inspirationsquelle.
"Wovon handelt die Geschichte? – Von einem Rebellen. Da draußen treibt er sich rum. Umtriebig und getrieben von der Ungerechtigkeit des Lebens."
Eine Revolte der Bergarbeiter, deren Anführer sich in die Tochter des Minenbesitzers verliebt. Das ist der Stoff für das große "Weltentheater", von dem Schikaneder schon so lange träumt. Regisseur Marcus H. Rosenmüller vermengt historisch verbürgte Figuren und Ereignisse mit fiktiven, märchenhaften Handlungssträngen. Dabei verschwimmen häufig die Ebenen zwischen Bühne und Realität. "Sommer der Gaukler" ist spätbarockes Bauerntheater und freches Historienstück, bei dem augenscheinlich Milos Formans "Amadeus" Pate gestanden hat.
"Sommer der Gaukler" von Marcus H. Rosenmüller – empfehlenswert!
Wärmebildkameras überwachen die slowakisch-ukrainische Grenze. Aus einem Flüchtlingslager in Italien sollen 39 Roma-Familien vertrieben werden. Und in einem Festzelt auf dem Oktoberfest ist die Stimmung auf dem Höhepunkt. Drei Stationen auf einer Reise, die den österreichischen Filmemacher Nikolaus Geyrhalter quer durch Europa geführt hat. Drei Stationen von 21. Was sie miteinander verbindet, verrät der doppeldeutige Titel der Dokumentation.
"Abendland" zeigt nicht nur Momentaufnahmen aus Europa. Es sind auch Bilder einer Nacht. Ein wenig erinnert diese Kompilation an Ridley Scotts YouTube-Filmprojekt "Life in a Day". Statt einen Tag auf der Erde abzubilden, ist es hier das nächtliche Treiben in Europa. Dabei sollen die Bilder für sich sprechen. Einen Kommentar gibt es nicht. Schnell wird deutlich, dass es Nikolaus Geyrhalter um die kulturellen Werte Europas geht und darum, wie diese bewahrt werden – sei es auch um den Preis der Überwachung und der Abschottung vor Eindringlingen. Hier die Vertreibung der Roma, da das dumpfe Partyvolk. Auch unkommentierte Szenen können moralisieren. Und das tun sie ein bisschen zu oft in diesem Bilderbogen über Europa am Beginn des 21. Jahrhunderts.
"Abendland" von Nikolaus Geyrhalter – zwiespältig!