Detlef Weigel vs. Felix Prinz zu LöwensteinKann Gentechnik öko sein?
Genforscher sind von der neuen Genschere Crispr/Cas begeistert. Mit ihr können sie zielgenau das Erbgut von Lebewesen verändern. Pflanzenzüchter schwärmen von neuen Möglichleiten. Kritiker hingegen befürchten das Vordringen unerwünschter, genmanipulierter Produkte durch die Hintertür.
- Mit der neuen Genschere Crispr/Cas soll es möglich sein, Erbgut von Lebewesen zielgenau zu verändern (BSIP)
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Der europäische Gerichtshof (EuGh) in Luxemburg hat entschieden, dass Pflanzen, die mit der Genschere Crispr/Cas verändert wurden, in jedem Fall als genveränderte Organismen überwacht und gekennzeichnet werden müssen. Sie unterliegen deshalb in Europa weiterhin besonderer Kontrolle.
Viele Wissenschaftler und Pflanzenzüchter protestieren gegen dieses Urteil. Sie verweisen darauf, dass die gleichen genetischen Veränderungen, die mit der Genschere erzeugt wurden, auch durch natürliche Mutation oder konventionelle Zucht entstehen könnten. Wenn das Urteil weiterhin Bestand haben sollte, befürchten sie Nachteile für die europäische Pflanzenzüchtung im internationalen Wettbewerb.
Umwelt- und Verbraucherschützer sowie Vertreter des Ökolandbaus führen dagegen an, dass sich die Risiken und Nebenwirkungen der neuen Methode nicht einschätzen lassen. Nur durch die verpflichtende Kennzeichnung und Überwachung lasse sich verhindern, dass künstlich veränderte Gene in die Umwelt gelangen und sich dort verbreiten. Auch neue Risiken für die Verbraucher lassen sich ihrer Ansicht nach nicht ausschließen.
Es diskutieren:
Detlef Weigel vom Max Planck Institut in Tübingen ( dpa / Anne Faden / Max Planck Institut)
Prof. Dr. Detlef Weigel ist Direktor am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen und findet: Ja, Gentechnik kann öko sein.
"Bei neuen Verfahren des Genome-Editing aktivieren oder deaktivieren wir Gene in Pflanzen, indem wir einzelne Basen verändern. Das passiert von Natur aus milliardenfach auf deutschen Feldern. Züchter vermehren solche zufällig mutierten Pflanzen, wenn sie gewünschte Eigenschaften haben. Am Ende gibt es keinen Unterschied zwischen Zuchtexemplaren und gezielt veränderten Pflanzen. Es ist daher unsinnig, ihn vor dem Gesetz zu machen."
Felix Prinz zu Löwenstein (picture alliance / dpa / Daniel Karmann)
Agrarwissenschaftler und Ökolandwirt Dr. Felix Prinz zu Löwenstein ist Vorstandsvorsitzender des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft - und meint: Nein, Gentechnik kann nicht öko sein.
"Gentechnik bleibt Gentechnik. Ein Großteil der Bürger will keine Gentechnik auf dem Acker und dem Teller. Und auch bei neuen Verfahren wird das Genom von Tieren und Pflanzen technisch manipuliert. Deshalb müssen auch neue Gentechnik-Verfahren und – Produkte wie Crispr und Co entsprechend reguliert und gekennzeichnet werden."