Statistik
Deutlicher Anstieg politisch motivierter Kriminalität - BKA-Präsident Münch sieht Demokratie "unter Druck"

Die Zahl der politisch motivierten Straftaten in Deutschland ist innerhalb eines Jahres um mehr als 40 Prozent gestiegen. Das geht aus der neuen Statistik hervor, die Bundesinnenminister Dobrindt (CSU) zusammen mit dem Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Münch, in Berlin vorgestellt hat. Dobrindt sprach von einer "bedenklichen Entwicklung".

    Alexander Dobrindt (r, CSU), Bundesinnenminister, nimmt neben Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), an der Vorstellung der Jahresstatistik Politisch Motivierte Kriminalität teil.
    Bundesinnenminister Dobrindt (r, CSU) und BKA-Präsident Münch bei der Vorstellung der Jahresstatistik "Politisch Motivierte Kriminalität". (Michael Kappeler/dpa)
    Die Behörden registrierten 2024 laut Statistik insgesamt 84.172 Delikte - das sind rund 24.000 mehr als im Vorjahr, als bereits ein Höchstwert seit Datenerfassung gemeldet wurde. Die Fallzahlen wuchsen in allen Bereichen erheblich.

    Deutlicher Anstieg bei Straftaten mit politischem Hintergrund

    Besonders stark ist der Anstieg bei rechtsextremistisch motivierten Straftaten (plus 48 Prozent). Es waren fast 42.800. Bei Straftaten, die die Behörden unter der Rubrik "ausländische Ideologie" zusammenfassen, stieg die Zahl innerhalb eines Jahres um 42 Prozent auf 7.343. Die Zahl der religiös motivierten Straftaten stieg der Statistik zufolge um 29 Prozent auf 1.877 und die der linksextremistisch motivierten Straftaten um 28 Prozent auf 9.971. Sonstigen Bereichen zugeordnet werden 22.193 politisch motivierte Straftaten.

    BKA: Demokratie steht unter Druck

    Das Bundeskriminalamt sieht unter anderem Wahlen und den Nahost-Konflikt als Ursachen für die Zunahme politisch motivierter Straftaten. Neben der Europawahl im Juni gab es 2024 Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg sowie die Teilwiederholung der Bundestagswahl in Berlin. BKA-Präsident Münch sagte, wenn politische Straftaten und Gewalt zunähmen, sei das nicht nur ein statistisches Phänomen. "Unsere Demokratie steht unter Druck. Die Bedrohung kommt dabei sowohl von innen als auch von außen."
    Bundesinnenminister Dobrindt betonte, der noch nie dagewesene Anstieg der Fallzahlen politisch motivierter Straftaten sei eine bedenkliche Entwicklung. Er sei "getrieben durch die Polarisierung unserer Gesellschaft", aber auch durch einen zunehmenden Antisemitismus. "Wir müssen allen verfassungsfeindlichen Bestrebungen und jedweder Gewalt entgegentreten", mahnte der CSU-Politiker.
    Auch die Beratungsstellen für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt verzeichneten einen Anstieg. Demnach gab es 2024 knapp 3.500 Angriffe mit fast 5.000 Opfern. Die Entwicklung sei alarmierend, hieß es.
    Diese Nachricht wurde am 20.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.