Archiv

Deutsch-Afrikanischer Wirtschaftsgipfel
Die Handelsbeziehung Deutschlands mit Subsahara-Afrika

China investiert in Afrika 13 Milliarden Euro, Deutschland nur eine Milliarde. Der Kontinent leide unter schlechten Nachrichten. Dabei gehen Experten davon aus, dass in 30 bis 35 der 54 Länder ordentliche und stabile Geschäfte möglich sind.

Vom Michael Braun |
    Uferstraße mit Skyline, aufgenommen am 26.03.2014 in Luanda in Angola. Zahlreiche Hochhäuser wachsen hinter der neugebauten Uferpromenade, der Bahia de Luanda in die Höhe.
    Hochhäuser in Luanda in Angola: In vielen afrikanischen Ländern boomt die Wirtschaft. (picture alliance / dpa / Michael Kappeler)
    Ja, es ist ein Kontinent. Aber es sind 54 Länder. Und dass die sehr unterschiedlich regiert werden, sehr unterschiedlich von der Natur etwa mit Rohstoffen gesegnet sind, sich also sehr unterschiedlich wirtschaftlich entwickelt haben, das versuchen Kenner des Kontinents in die Köpfe vor allem der unternehmerischen Wirtschaft zu bekommen. Stefan Liebing etwa, der Vorsitzende Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft:
    "Ich glaube, dass die öffentliche Wahrnehmung in Deutschland deutlich negativer ist, deshalb, weil wir eben im Wesentlichen über die Krisen informiert werden und nicht über die Dinge, die gut laufen. Wir haben 54 Länder in Afrika. Und ich würde sagen, zumindest in 30 oder 35 davon kann man in vielen Branchen auch gemeinsam mit afrikanischen Partnern sehr ordentlich und stabil Geschäfte machen."
    4,8 Prozent Wirtschaftswachstum in der Subsahara
    Vor allem der südlich der Sahara gelegene große Teil des Kontinents hat in den letzten Jahren eine schnelle Entwicklung genommen, schneller als der Rest des Kontinents. Vor 15 Jahren war Wirtschaftskraft noch gleich verteilt zwischen Nord- und Subsahara-Afrika. Mittlerweile entfallen aber zwei Drittel auf die Region Subsahara, nur noch ein Drittel auf Nordafrika. Es lag am stärkeren Wachstum im Süden. Und das wird wohl auch so bleiben. Subsahara-Afrika wird eine jährliche Wachstumsrate bis 2018 von 4,8 Prozent vorausgesagt, Nordafrika sollte immerhin vier Prozent erreichen. Das Problem ist: Das Wachstum speist sich aus Quellen, die der Region nicht wirklich helfen. Claire Schaffnit-Chatterjee, Länderanalystin der Deutschen Bank:
    "Das ist einer der großen Lücken. Um mehr Arbeitsplätze zu schaffen, müssen die Rohstoffe selbst verarbeitet werden, um eine höhere interne Wertschöpfung zu erreichen."
    Die verarbeitende Industrie trägt in Subsahara-Afrika nur 13 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, heißt es in einer neuen Studie des Maschinenbauverbandes VDMA. Das sei zwar mehr als etwa in Großbritannien oder Frankreich, aber weit weniger als in dem vom Entwicklungsstand her besser vergleichbaren China. So klafft auch die industrielle Exportleistung deutlich auseinander: Nur ein Viertel der afrikanischen Exporte entfällt auf Industriegüter. In ost- und südasiatischen Ländern liegt dieser Anteil oft bei drei Vierteln.
    Nachfrage nach Industriegüter gering
    Auch die Nachfrage nach Industriegütern ist gering. Der Wert deutscher Maschinenlieferungen nach Subsahara-Afrika, so der Maschinenbauverband, sei zuletzt zwar auf 4,4 Milliarden Euro gestiegen. Nach Asien wurde aber knapp das Zehnfache, nach Europa knapp das 20-fache verschickt. Es fehle Personal, um in Afrika produzieren oder auch, um dorthin gelieferte Maschinen warten zu lassen. Der VDMA hat deshalb einige Berufsschulen in Afrika eingerichtet, aber Präsident Reinhold Festge weiß, dass das nicht ausreichen wird:
    "Es reicht nicht, die Afrikaner und die Flüchtlinge mit offenen Armen aufzunehmen und denen mit einer Willkommenskultur entgegenzukommen – positiv. Wir müssen vielmehr nach Afrika gehen und den Leuten in Afrika, in ihren Heimatländern eine Chance geben."
    China hat zuletzt (2013) gut 13 Milliarden Dollar in Afrika investiert. Das werde sich trotz aktueller chinesischer Konjunkturprobleme kaum ändern, meint Deutsche-Bank-Analystin Claire Schaffnit-Chatterjee:
    "China ist auch ein großer Investor in Afrika. Die Interessen Chinas dort sind geblieben, allenfalls in einer leicht veränderten Form."
    Aus Deutschland kamen nur Investitionen von gut einer Milliarde Dollar.