Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Umweltverträglichkeit
Wachsender Energiehunger in Afrika

Viele Menschen in Afrika haben keinen Zugang zu elektrischem Strom. Doch die Elektrifizierung ist eine Voraussetzung für Entwicklung. Wie kann man diesen Ausbau klimaverträglich gestalten? Über diese Frage wurde auch auf dem deutsch-afrikanischen Energieforum in Hamburg beraten.

Von Axel Schröder | 05.05.2015
    Ein mit Solarzellen betriebenes Internetcafé im kenianischen Embakasi: Viele Regionen sind nicht ans reguläre Stromnetz angeschlossen.
    Ein mit Solarzellen betriebenes Internetcafé im kenianischen Embakasi: Viele Regionen sind nicht ans reguläre Stromnetz angeschlossen. (TONY KARUMBA / AFP)
    Im Foyer des Tagungszentrums stehen die großen Player auf dem Energiemarkt schon in den Startlöchern. An den Ständen von Siemens oder ABB sind die Hoffnungen auf neue Absatzmärkte in Afrika groß. Vertreten ist auch der Bundesverband der Solarwirtschaft. Schließlich liegt die Sonnenscheindauer in Afrika ungleich höher als in europäischen Ländern. Trotzdem geht der Ausbau dieser Energiequelle dort nur schleppend voran, erzählt Jörg Mayer vom Bundesverband der Solarwirtschaft:
    "Leider ist es nicht ganz so einfach. Denn der Preis von Solarenergie ist nicht nur abhängig vom Sonnenschein, sondern von vielen anderen Dingen drumherum. Da sind zunächst mal die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Investitionsbedingungen in einem Land. Und es geht auch um die Frage, ob fossile Energien subventioniert werden. Die können der Solarenergie und auch den Erneuerbaren das Leben sehr schwer machen. Insofern muss man eine ganze Reihe von Stolpersteinen aus dem Weg räumen, bevor man dieses riesige Potenzial in Afrika wirklich ausschöpfen kann, erobern kann."
    Und so auch für deutsche Firmen neue Absatzmärkte schaffen kann. Die Blaupausen und das Knowhow für den Aufbau einer Erneuerbaren Energiewirtschaft in Afrika stammen aus Europa.
    Viele deutsche Firmen sind längst auf dem Kontinent aktiv, schulen Installateure für Solaranlagen in Marokko oder verkaufen ganze Solarparks nach Kenia. Klar ist: Der Energiehunger Afrikas wächst immens, der Nachholbedarf ist enorm. In Ruanda liegt die Elektrifizierungsrate in den Städten bei rund 25 Prozent, in ländlichen Gebieten bei gerade mal bei 1,3 Prozent. Im vergleichsweise fortschrittlichen Kenia verfügen 51 Prozent der Stadtbevölkerung über einen Stromanschluss. Vorreiter beim Einsatz Erneuerbarer Energien ist Marokko. Bis 2020 sollen 42 Prozent des Stroms aus regenerativen Quellen stammen.
    Als Vorlage für die von Land zu Land verschiedenen Fördersysteme dient in vielen Staaten das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz.
    "Immer mehr Regierungen in Afrika, nicht nur in Nordafrika, sondern auch in Subsahara-Afrika beschäftigen sich damit, Fördersysteme einzuführen und Regularien einzuführen, die Photovoltaik möglich machen, die Windenergie möglich machen, die Biomasse möglich machen."
    Und dieser Trend setze ich um so stärker durch, je weiter die Kosten für eine Kilowattstunde aus Wind, Sonne oder Biomasse sinken, so Jörg Mayer. Anders als in Deutschland, wo aller Ökostrom ins Stromnetz eingespeist wird, werden in ländlichen Gebieten Afrikas dezentrale, autarke Stromsysteme zum Beispiel für einzelne Dörfer errichtet.
    Didier Dogley, Minister für Umwelt, Energie und Klimawandel auf den Seychellen, lieferte auf dem Deutsch-Afrikanischen Energieforums ein klares Bekenntnis:
    "Die Vorteile liegen auf der Hand! Für uns heißt die Antwort: Erneuerbare Energien. Wir müssen sie aber noch besser machen. Und Technologien entwickeln, wie man diese Energie speichern kann."
    So lange es diese Technologie aber nicht gebe, würden noch Kohlekraftwerke gebraucht, erklärt Energieminister Dogley. Schließlich könne man der Bevölkerung der Seychellen und schon gar nicht den Touristen erklären, dass es keinen Strom gebe, wenn Wind und Sonne mal keine Energie liefern. 2020, so Dogley, soll sich Anteil Erneuerbarer Energien in seinem Land von fünf auf 15 Prozent verdreifacht haben.
    Dass der Energiehunger Afrikas durch den Bau von Kernkraftwerken gestillt werden könnte, hält Didier Dogley dagegen für wenig wahrscheinlich:
    "Wie wir in Japan gesehen haben, beim Tsunami, hat diese Technologie Risiken. Die Erneuerbaren Energien bergen nicht dieses Risiko. Sie haben nicht diese politische Dimension. Und die Kosten sinken kontinuierlich."
    Aber diese Sichtweise teilen längst nicht alle Länderregierungen in Afrika. - In Südafrika stehen die einzigen beiden Atomkraftwerke des Kontinents. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur sollen bis 2050 40 neue Atommeiler dazukommen. Ob diese Pläne allerdings Realität werden, ist noch unklar.