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Deutsch Down Under

Studiengebühren sind in Deutschland immer noch ein Reizthema. Dabei sind sie in anderen Ländern längst Realität. In den USA gehören sie ohnehin zum Unialltag, gleiches gilt für Australien, wo Studierende seit Ende der 80-er Jahre ihre Ausbildung bezahlen müssen.

    Der Wettstreit der Fakultäten um die Studenten ist nicht ohne Folgen geblieben. Beispiel "University of Melbourne": Die Germanistik der prestigeträchtigen Hochschule ist über die Grenzen des Landes bekannt als eines der Zentren der Kleist-Forschung. Australiens zweitälteste Universität expandiert. Doch auch in Melbourne werden neue Gebäude vor allem für zukunftsträchtige Fächer wie "Business and computer sciences" errichtet. Tim Mehigan, Leiter der Deutsch-Fakultät: "Es hat vor 20 Jahren in der australischen Germanistik etwa 12 Lehrstühle für Deutsch gegeben. Es gibt nur noch zwei. Man sieht, dass man immer weniger wissenschaftliche Zeitschriften abonnieren kann. Die wichtigsten Bücher werden noch gekauft, aber es gibt viele - auch interessante - Bücher, die nicht mehr bestellt werden können." Nach der Meinung von Mehigan ist die geänderte Finanzierung der Universitäten auf Kosten der Sprachen gegangen.

    Grundsätzlich werden die australischen Universitäten zwar von der öffentlichen Hand finanziert. Seit Ende der 80-er Jahre müssen Studierende aber rund ein Viertel der Ausbildungskosten selbst bezahlen. Bei der Germanistik sind das knapp 4.000 Mark pro Jahr. Marc Allmann, 21-jähriger Deutsch-Student, kann mit dem neoliberalen Gebot der Wirtschaftlichkeit nicht viel anfangen: "Das funktioniert bei den klassischen Fächern weniger gut. Die sind nicht berufsorientiert, die sind nicht erfolgsorientiert. Es werden Fächer abgeschafft wie Russisch, oder es werden Deutsch und Schwedisch zusammengetan. - Bildung wird nicht an sich geschätzt."

    Das australische Modell der Mischfinanzierung hat aber auch Anhänger. Die Vertreter der deutschen Hochschulrektoren-Konferenz, die im vergangenen Herbst die University of Melbourne besuchten, waren ganz angetan vom australischen System.