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Deutsch-Irakischer Wissenschaftsaustausch

Der Bagdader Professor Muthanna Al-Omar referiert vor deutsch-irakischem Publikum über die Auswirkungen des Dritten Golfkriegs auf das Ökosystem und die Gesundheitsversorgung im Irak. Mit den Winterkursen, zu denen 49 irakische Professoren und Doktoranden nach Mainz, Marburg, Erlangen und Berlin gereist sind, kommt ein wissenschaftlicher Austausch wieder in Gang, der vor 14 Jahren mit dem UN-Embargo gegen den Irak abrupt abbrach.

Von Anke Petermann |
    Von 1990 an war der Irak abgekoppelt von der wissenschaftlichen Entwicklung in der restlichen Welt.

    sagt der Mainzer Geographie-Professor Günter Meyer, Vorsitzender der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient, DAVO und Initiator der Winterkurse:

    Es geht jetzt darum, gerade auch mit diesem Austausch, mit diesen Winterkursen, dass die irakischen Kollegen den wissenschaftlichen Anschluss bekommen, dass sie sehen, was an Ideen, an neuen Ansätzen und neuen theoretische Konzepten entwickelt wurde. Zugleich bemühen wir uns, die Bedürfnisse der irakischen Kollegen zu erkennen. Wo sind Defizite, wo können wir helfen.

    Forschung, die an Strom- und Transportproblemen scheitert, Professorengehälter von wenigen Dollars im Monat, eine Analphabetenrate von 50 Prozent bei den über 15-Jährigen - die irakische Delegation unter Leitung von Yusif Tumas, Direktor des Geografischen Instituts in Bagdad, zeichnet ein düsteres Bild der Bildungs- und Wissenschaftslandschaft in ihrer Heimat. Seit dem vergangen Herbst sind die Universitäten wieder geöffnet. Aber, so Tumas:

    Was vor allem fehlt, ist technische Ausrüstung in Sachen Computer und Laboratorien, Das zweite sind Bücher, viele Bibliotheken sind geplündert oder verbrannt. Allein in der Bagdader Bibliothek des Kunstinstituts sind 350.000 Bücher in Flammen aufgegangen.

    Al-Omar ergänzt:

    Wir haben ja viele Experten von irakischen Universitäten, aber in den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Forschung eher auf die Rüstungsindustrie als auf die menschliche Entwicklung konzentriert. Experten sollten jetzt Entwicklungsprogramme für ländliche Regionen auflegen, aber sie wissen nicht wie. Deshalb brauchen wir zum Beispiel Workshops, die ihnen helfen könnten, die Probleme zu bewältigen.

    Es wird Hilfen geben, sichert Professor Meyer zu, der mit seiner Initiative die neue Ära der deutsch-irakischen Wissenschaftsbeziehungen eingeläutet hat. Über Details und finanzielle Mittel werden die irakischen Wissenschaftler Ende nächsten Woche mit den Orient-Experten des Auswärtigen Amtes sprechen. Ansätze gibt es:

    Angefangen vom direkten Austausch von irakischen Kollegen die für gezielte Ausbildungskurse für zwei drei Wochen bis hin zu Stipendien für ein Jahr. Oder gemeinsame Betreuung von Doktorarbeiten durch irakische und deutsche Professoren, um die neuen Entwicklungen einfließen zulassen,

    Erfolgreich angelaufen ist die vom Auswärtigen Amt initiierte Hilfsaktion Bücher für den Irak. Bei ihrem Rückflug können die irakischen Besucher geografische Fachbücher mitnehmen. Doch insgesamt haben die Bücherspenden inzwischen ein solches Gewicht angenommen, dass dafür ein gesonderter Transport auf dem Landweg in den Irak vorbereitet wird.