Archiv


Deutsch ist sexy

Weltweit lernten vor drei Jahren etwa 17 Millionen Schüler deutsch, in der Regel als zweite Fremdsprache. Aber selbst im östlichen Mitteleuropa, wo Deutsch erste Fremdsprache war, wird es vom Englischen abgelöst. Wie kann man Deutsch attraktiver machen? Darüber diskutiert man auf der Internationalen Deutschlehrer-Tagung in Jena.

    Do you speak german? Ja? - na, warum tun Sie es dann nicht? Das fragen Deutschlehrer aus aller Herren und Damen Länder zurzeit in Jena. Denn: sie lieben die deutsche Sprache, aber die Deutschen offensichtlich nicht.

    ... weil wir schon in der Slowakei, aber nicht nur bei uns, sondern auch in anderen Ländern gelernt haben, dass die deutschen Firmen unsere Lerner demotivieren. Sie benutzen diese Sprache einfach nicht.

    Nicht einmal die Deutsche Telekom, so sagt es die Präsidentin des Internationalen Deutschlehrerverbandes, Helena Hanuljakova, Professorin in Bratislava. Also, Regel Nummer eins: Willst Du eine Sprache attraktiver machen, dann benutze sie. Deutsche, sprecht deutsch! Die Franzosen machen es vor. Erstens ist bei ihnen die Sprache eine Aufgabe der Politik, in Deutschland gebe es dafür nur eine Verwaltungsstelle. Zweitens, so sagt es der Vizepräsident des Deutschlehrerverbandes, Sebastian Bemile, Professor aus Ghana, werben sie im Ausland sehr deutlich.

    Wir sind umgeben von französisch-sprachigen Ländern. Und Frankreich ist sehr aggressiv. Und demnächst werden wir in allen Privatschulen und Sekundärschulen Französisch einführen. Die Deutschlehrer versuchen, was sie können, aber - ich sage nicht, dass die Deutschen nichts tun, aber wir wollen, dass sie aggressiver werden.

    Weltweit lernten vor drei Jahren etwa 17 Millionen Schüler deutsch, in der Regel als zweite Fremdsprache. Aber selbst im östlichen Mitteleuropa, indem Deutsch erste Fremdsprache war, wird es vom Englischen abgelöst. Dennoch bleibt das Deutsche attraktiv, weil viele Schüler und Studenten in Deutschland oder bei deutschen Firmen arbeiten wollen.

    Hans Barkowski, Professor für Auslandsgermanistik in Jena, und damit einer der Gastgeber der Tagung, zeigt, wo noch mehr investiert werden müsste:

    Die Rückgänge sind in Westeuropa, besonders Frankreich und England müssen hier genannt werden. Länder, in denen traditionell wohl eher nur eine Sprache gelernt wird, eine Tendenz, die uns aber mit Sorge erfüllt.

    Um dem abzuhelfen - Regel Nummer zwei - muss man mehr Kontakte schaffen. Das hat etwas mit Tourismus zu tun, muss aber intensiver sein, damit sich eine Liebe zur Sprache entwickeln kann.

    Man darf sich im Moment ja wünschen, dass der Status quo erhalten bleibt im Bezug auf die wenigen Möglichkeiten der Förderung, die man auch hat. Die Förderung etwa von Auslandsaufenthalten von Studierenden.

    Doch hier habe der Rotstift angesetzt. Liebe entwickele sich aber nun mal hauptsächlich durch persönlichen Kontakt. So steht auf der Wunschliste der Deutschlehrer zumindest ein besserer virtueller Kontakt. - Regel Nummer drei: Intemetpräsenz für Deutschsprechende und Deutschlemende, eine bessere Vernetzung der Lehrerverbände und vor allem der Angebote ist wichtig. Immerhin ist das Deutsche die zweithäufigste Intemetsprache nach dem Englischen. Außerdem immer gern gesehen: Olympiaden. Die Deutschlehrer planen eine Deutsch-Olympiade in Dänemark. Vielleicht lockt also sportlicher Ehrgeiz die Schüler. Und vielleicht ist der so stark, wie andere Moden:

    Spanisch ist im Trend, das kann man sagen, in Westeuropa aber auch weltweit. Das hat zu tun mit einer Musikkultur, die geschickt aufgebaut wird und sehr gut gemanagt.

    Merke: Sprache sprechen muss Lust machen. So wird er also gesucht: der eigene, der deutsche Exportschlager a la Buena Vista Social Club. Damit die Chinesen, und auch wie der die Amerikaner vielleicht über das Schuhplatteln und Walzertanzen Lust bekommen, deutsch zu lernen.