Gesine Danckwart ist gut vernetzt. Das ist schon das Beste, was man über sie sagen kann. Vom Startpunkt eines von ihr gegründeten Stadtteiltheaters in Berlin-Moabit hat sie inzwischen den ARD-Radio-Tatort und das Goethe-Institut in Peking erobert. Sie dreht hier einen Film und macht da ein Theaterprojekt, immer auf Achse, und immer geht es um das Fremde und Entfremdete in uns.
Egal, ob sich Mädels für den abendlichen Ausgang schick machen - wie in "Girlsnightout" im Züricher Neumarkt - oder im Berliner "HAU" unter vielem Mobilitätsgerede Autos zusammengebastelt werden, ob man chinesische "Ping Tan Tales" inszeniert oder dem Publikum in Mannheim einen Blick auf den Binnenhafen verschafft - immer ist es höchst exotisch und globalisierungskritisch und wird als Butterfahrt ins angeblich Unbekannte beziehungsweise als "poetisches Reisetagebuch" verkleidet.
Vor ein paar Jahren sind wir mit Gesine Danckwart in Mannheim einmal Straßenbahn gefahren, das sollte neue Perspektiven auf die Stadt eröffnen und war furchtbar langweilig, weil die Autorin eher weniger über Mannheim wusste, als ein Großteil des Publikums. Aber sie recherchiert immer ganz eifrig und schaut in die Scheiben der Fernzüge, mit denen sie unterwegs ist - diesmal nach Polen, weil wieder mal eine Kooperation ansteht, mit Polen muss man sich bekanntlich versöhnen, und nach der Premiere wird ausgiebig Prösterchen gemacht mit den polnischen Kollegen aus Bydgoszcz beziehungsweise Bromberg, die auch mittun durften bei "kill the katz".
Versöhnung ist immer gut. Die Frage ist nur: Was sieht Gesine Danckwart, wenn sie aus dem Zugfenster blickt? Im Programmheft steht: "Raus schauen kann ich immer so schwer, weil mein Spiegelbild schrill zurückglänzt. Draußen nur schwarz. Ein ganz paar orangene Lichter." Also: Man sieht vor allem sich selber, ansonsten ist es ziemlich duster. Und die "ganz paar orangenen Lichter" verschwinden im Lauf des Abends dann auch im deutsch-polnischen Geblubber, das Frau Danckwart in der bewährten Form nervenden Diskurstheaters anrichtet.
Vier Schauspieler, zwei Polen, zwei Deutsche, sorgfältig sortiert in je ein Männlein und Weiblein, die dann überkreuz multinationale Pärchen bilden, sitzen auf weißen Plastikstühlen und erzählen das, was Gesine Danckwart in ihr Reisetagebuch geschrieben und auf der Fahrt so an Interviews geführt hat. Es eröffnen sich erschütternde Einblicke in das Innenleben der Globalisierungsteilnehmer: Man fickt, wie man bei Danckwart so sagt, am liebsten mit Ausländern, weil das gut ist für die Fremdsprachenkenntnisse, man baut neue Märkte auf und ist trotzdem bereit, für 50 Cent die Stunde zu arbeiten, man telefoniert dauernd nach Hause und bekommt zwischendrin Schreikrämpfe; als Höhepunkt des inszenatorischen Katzenjammers wird ein Plastikstuhl zertrümmert. Auf der Bühne sitzt auch eine Übersetzerin, die gelegentlich eingreift und das sich überlappende deutsch-polnische Gebrabbel ansonsten stoisch über sich ergehen lässt.
"Das Projekt will die Frage stellen, inwieweit sich unsere Identität in Ost und West inzwischen durch Marktgleichzeitigkeiten bildet, wir alle im Angesicht globaler Arbeits- und Konsumnotwendigkeiten oder durch den Untergrund von Geschichte und neu alten Nationalismen geprägt werden."
Konsumnotwendigkeiten, Untergrund von Geschichte: jaja. So dichtet man im Programmheft, und dieses wichtigtuerische Gefasel beschreibt nicht nur Polen und Deutsche, sondern auch die Situation der am Theater Beschäftigten: sich im Angesicht von "Marktgleichzeitigkeiten" möglichst effektiv zu verkaufen. Das führt zu jenen "Zwischen-Existenzen", die weder schreiben noch inszenieren können, weil sie zum Denken gar keine Zeit haben, aber dauernd eine neue Premiere raushauen. Gesine Danckwart ist Symptom dieses Bluffs, und sie ist schwer in Mode.
Egal, ob sich Mädels für den abendlichen Ausgang schick machen - wie in "Girlsnightout" im Züricher Neumarkt - oder im Berliner "HAU" unter vielem Mobilitätsgerede Autos zusammengebastelt werden, ob man chinesische "Ping Tan Tales" inszeniert oder dem Publikum in Mannheim einen Blick auf den Binnenhafen verschafft - immer ist es höchst exotisch und globalisierungskritisch und wird als Butterfahrt ins angeblich Unbekannte beziehungsweise als "poetisches Reisetagebuch" verkleidet.
Vor ein paar Jahren sind wir mit Gesine Danckwart in Mannheim einmal Straßenbahn gefahren, das sollte neue Perspektiven auf die Stadt eröffnen und war furchtbar langweilig, weil die Autorin eher weniger über Mannheim wusste, als ein Großteil des Publikums. Aber sie recherchiert immer ganz eifrig und schaut in die Scheiben der Fernzüge, mit denen sie unterwegs ist - diesmal nach Polen, weil wieder mal eine Kooperation ansteht, mit Polen muss man sich bekanntlich versöhnen, und nach der Premiere wird ausgiebig Prösterchen gemacht mit den polnischen Kollegen aus Bydgoszcz beziehungsweise Bromberg, die auch mittun durften bei "kill the katz".
Versöhnung ist immer gut. Die Frage ist nur: Was sieht Gesine Danckwart, wenn sie aus dem Zugfenster blickt? Im Programmheft steht: "Raus schauen kann ich immer so schwer, weil mein Spiegelbild schrill zurückglänzt. Draußen nur schwarz. Ein ganz paar orangene Lichter." Also: Man sieht vor allem sich selber, ansonsten ist es ziemlich duster. Und die "ganz paar orangenen Lichter" verschwinden im Lauf des Abends dann auch im deutsch-polnischen Geblubber, das Frau Danckwart in der bewährten Form nervenden Diskurstheaters anrichtet.
Vier Schauspieler, zwei Polen, zwei Deutsche, sorgfältig sortiert in je ein Männlein und Weiblein, die dann überkreuz multinationale Pärchen bilden, sitzen auf weißen Plastikstühlen und erzählen das, was Gesine Danckwart in ihr Reisetagebuch geschrieben und auf der Fahrt so an Interviews geführt hat. Es eröffnen sich erschütternde Einblicke in das Innenleben der Globalisierungsteilnehmer: Man fickt, wie man bei Danckwart so sagt, am liebsten mit Ausländern, weil das gut ist für die Fremdsprachenkenntnisse, man baut neue Märkte auf und ist trotzdem bereit, für 50 Cent die Stunde zu arbeiten, man telefoniert dauernd nach Hause und bekommt zwischendrin Schreikrämpfe; als Höhepunkt des inszenatorischen Katzenjammers wird ein Plastikstuhl zertrümmert. Auf der Bühne sitzt auch eine Übersetzerin, die gelegentlich eingreift und das sich überlappende deutsch-polnische Gebrabbel ansonsten stoisch über sich ergehen lässt.
"Das Projekt will die Frage stellen, inwieweit sich unsere Identität in Ost und West inzwischen durch Marktgleichzeitigkeiten bildet, wir alle im Angesicht globaler Arbeits- und Konsumnotwendigkeiten oder durch den Untergrund von Geschichte und neu alten Nationalismen geprägt werden."
Konsumnotwendigkeiten, Untergrund von Geschichte: jaja. So dichtet man im Programmheft, und dieses wichtigtuerische Gefasel beschreibt nicht nur Polen und Deutsche, sondern auch die Situation der am Theater Beschäftigten: sich im Angesicht von "Marktgleichzeitigkeiten" möglichst effektiv zu verkaufen. Das führt zu jenen "Zwischen-Existenzen", die weder schreiben noch inszenieren können, weil sie zum Denken gar keine Zeit haben, aber dauernd eine neue Premiere raushauen. Gesine Danckwart ist Symptom dieses Bluffs, und sie ist schwer in Mode.