Angela Merkel liegt auf der Couch beim Psychologen und singt das Deutschlandlied: "Deutschland, Deutschland - über Spanien!", singt sie. Diese Szene hat sich der spanische Zeichner Forges ausgedacht. Eine seiner vielen Karikaturen, die er jeden Tag in der spanischen Tageszeitung "El País" veröffentlicht. Rechthaberisch, Lehren erteilend, wenig einsichtig – so sehen viele Spanier Deutschland inzwischen:
"Frau Merkel ist sehr intelligent. Sie sollte ihre politische Sprache besser kontrollieren. In Südeuropa schlagen sich die Menschen tagtäglich mit Problemen herum, die sie nicht verursacht haben. Es sind die europäischen Politiker, die dafür verantwortlich sind. Noch eine Frage: Wie heißt diese europäische Außenministerin noch gleich, oder dieser Herr aus Belgien mit diesem komischen Haar? Wie kann es sein, dass diese Dame aus Hamburg eine verworrene Rede hält und damit Millionenverluste auslöst?"
Forges liebt vielsagende Andeutungen. Er spricht von Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks und ihrer Meldung, die Quelle der EHEC-Erkrankung sei eindeutig in Spanien zu suchen. Im Grunde sei das nur eine Anekdote, wenn es nicht eine von vielen Bemerkungen deutscher Politiker über Spanier und Südeuropäer allgemein gewesen wäre, meint auch der spanische Politikwissenschaftler Fernando Vallespín von der angesehenen Ortega-y-Gasset-Stiftung:
"Das hat das spanische Selbstwertgefühl schon sehr verletzt. Ich war gerade in Berlin und in einer Gratiszeitung war die Schlagzeile: 'Die Quelle ist in Südeuropa'. Dieser Populismus nervt schon sehr, zumal das einen bedeutenden Wirtschaftszweig in ganz Südeuropa betrifft. Man hätte ja auch sagen können: 'Wir haben spanische Gurken ausgemacht, wissen aber nicht, ob sie schon in Spanien, auf dem Weg nach Hamburg oder in Hamburg kontaminiert worden sind'."
Doch viel ärgerlicher ist für den Spanier eine Wiederbelebung von Stereotypen, die er für nicht gerechtfertigt hält. Er interessiere sich zum Beispiel wie die große Mehrheit der Spanier überhaupt nicht für Stierkampf, und doch lese er in den deutschen Medien mehr über Stierkämpfe als über den ganz gewöhnlichen Alltag spanischer Angestellter:
"Siesta und Fiesta sind nun mal unsere Stereotypen. Dabei ist in Spanien doch der Traum von Europa wahr geworden. Als wir der Union beitraten, war der Unterschied der Lebensverhältnisse enorm. Inzwischen haben wir uns Italien angeglichen und Frankreich angenähert. Dank Struktur- und Kohäsionsfonds, die wir bekommen haben. Es stimmt hingegen nicht, dass wir weniger arbeiten oder früher in Rente gehen würden, so wie es Angela Merkel uns vorgeworfen hat. Aber auch wir Spanier neigen jetzt zu Vorurteilen. Es ist jetzt leicht, alle Probleme in Europa den Deutschen anzulasten. Wenn Europa nicht funktioniert, liegt das daran, dass keines der Mitgliedsländer wirklich möchte, dass es funktioniert."
Europa ist für Vallespin eine Schicksalsgemeinschaft mit wechselseitigen Abhängigkeiten. Doch die Politiker liefen einer europafeindlichen Stimmung in der Bevölkerung hinterher, um keine Stimmen zu verlieren. Das war nicht immer so. Hand in Hand waren gerade Spanien und Deutschland einst strategische Bündnispartner in Europa.
"Deutschland steht vor der Wahl: Entweder will es Europa als eines von mehreren Mitgliedsländern nach vorne bringen, oder Europa den deutschen Interessen anpassen. Solche Fragen stellen sich dank der deutschen Wirtschaftskraft - aber auch, weil wir keine Politiker mehr haben wie Felipe González, Mitterand, Helmut Kohl, Jacques Delors oder Helmut Schmidt."
Karikaturist Forges hat ein feines Gespür für die Stimmung auf der Straße, holt sich seine Einfälle aus Gesprächen in der Bar oder auf dem Markt, erzählt er. Im Augenblick herrscht für ihn dort der Eindruck vor, alles müsse nach der Musik tanzen, die Berlin bestimmt. Doch der spanische Volksmund könnte sich bald seine eigenen Texte dazu reimen, warnt der Karikaturist von "El País":
""Es kommt noch so weit, dass hier ein deutsches Kinderlied modern wird, wie eines von denen, mit denen man früher den Kindern Angst vor der Nacht machen wollte. Wir singen das dann so: "Ja, ja, ja, Frau Merkel die ist da"."
"Frau Merkel ist sehr intelligent. Sie sollte ihre politische Sprache besser kontrollieren. In Südeuropa schlagen sich die Menschen tagtäglich mit Problemen herum, die sie nicht verursacht haben. Es sind die europäischen Politiker, die dafür verantwortlich sind. Noch eine Frage: Wie heißt diese europäische Außenministerin noch gleich, oder dieser Herr aus Belgien mit diesem komischen Haar? Wie kann es sein, dass diese Dame aus Hamburg eine verworrene Rede hält und damit Millionenverluste auslöst?"
Forges liebt vielsagende Andeutungen. Er spricht von Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks und ihrer Meldung, die Quelle der EHEC-Erkrankung sei eindeutig in Spanien zu suchen. Im Grunde sei das nur eine Anekdote, wenn es nicht eine von vielen Bemerkungen deutscher Politiker über Spanier und Südeuropäer allgemein gewesen wäre, meint auch der spanische Politikwissenschaftler Fernando Vallespín von der angesehenen Ortega-y-Gasset-Stiftung:
"Das hat das spanische Selbstwertgefühl schon sehr verletzt. Ich war gerade in Berlin und in einer Gratiszeitung war die Schlagzeile: 'Die Quelle ist in Südeuropa'. Dieser Populismus nervt schon sehr, zumal das einen bedeutenden Wirtschaftszweig in ganz Südeuropa betrifft. Man hätte ja auch sagen können: 'Wir haben spanische Gurken ausgemacht, wissen aber nicht, ob sie schon in Spanien, auf dem Weg nach Hamburg oder in Hamburg kontaminiert worden sind'."
Doch viel ärgerlicher ist für den Spanier eine Wiederbelebung von Stereotypen, die er für nicht gerechtfertigt hält. Er interessiere sich zum Beispiel wie die große Mehrheit der Spanier überhaupt nicht für Stierkampf, und doch lese er in den deutschen Medien mehr über Stierkämpfe als über den ganz gewöhnlichen Alltag spanischer Angestellter:
"Siesta und Fiesta sind nun mal unsere Stereotypen. Dabei ist in Spanien doch der Traum von Europa wahr geworden. Als wir der Union beitraten, war der Unterschied der Lebensverhältnisse enorm. Inzwischen haben wir uns Italien angeglichen und Frankreich angenähert. Dank Struktur- und Kohäsionsfonds, die wir bekommen haben. Es stimmt hingegen nicht, dass wir weniger arbeiten oder früher in Rente gehen würden, so wie es Angela Merkel uns vorgeworfen hat. Aber auch wir Spanier neigen jetzt zu Vorurteilen. Es ist jetzt leicht, alle Probleme in Europa den Deutschen anzulasten. Wenn Europa nicht funktioniert, liegt das daran, dass keines der Mitgliedsländer wirklich möchte, dass es funktioniert."
Europa ist für Vallespin eine Schicksalsgemeinschaft mit wechselseitigen Abhängigkeiten. Doch die Politiker liefen einer europafeindlichen Stimmung in der Bevölkerung hinterher, um keine Stimmen zu verlieren. Das war nicht immer so. Hand in Hand waren gerade Spanien und Deutschland einst strategische Bündnispartner in Europa.
"Deutschland steht vor der Wahl: Entweder will es Europa als eines von mehreren Mitgliedsländern nach vorne bringen, oder Europa den deutschen Interessen anpassen. Solche Fragen stellen sich dank der deutschen Wirtschaftskraft - aber auch, weil wir keine Politiker mehr haben wie Felipe González, Mitterand, Helmut Kohl, Jacques Delors oder Helmut Schmidt."
Karikaturist Forges hat ein feines Gespür für die Stimmung auf der Straße, holt sich seine Einfälle aus Gesprächen in der Bar oder auf dem Markt, erzählt er. Im Augenblick herrscht für ihn dort der Eindruck vor, alles müsse nach der Musik tanzen, die Berlin bestimmt. Doch der spanische Volksmund könnte sich bald seine eigenen Texte dazu reimen, warnt der Karikaturist von "El País":
""Es kommt noch so weit, dass hier ein deutsches Kinderlied modern wird, wie eines von denen, mit denen man früher den Kindern Angst vor der Nacht machen wollte. Wir singen das dann so: "Ja, ja, ja, Frau Merkel die ist da"."