Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Deutsch-Türkisches Forschungszentrum
Gemeinsam wissenschaftlich

Das deutsch-türkische Forschungszentrum in Berlin will die wissenschaftlichen Beziehungen beider Staaten weiter ausbauen. Gemeinschaftlich gearbeitet wird zum Beispiel an der Entwicklung zukünftiger Seniorenwohnungen oder im Bereich Energiewissenschaften.

Von Verena Kemna | 04.01.2014
    Nuri Kayaoglu steht in einem Raum, der auf den ersten Blick aussieht wie eine normale Küche mit Kühlschrank und Herd. Doch sämtliche Geräte sind an Computer angeschlossen und liefern rund um die Uhr Daten: Was lässt sich aus den übrig gebliebenen Lebensmitteln im Kühlschrank kochen? Reicht das für den täglichen Kalorienverbrauch?
    Nuri Kayaoglu hat seinen Bachelor in der Türkei gemacht, hat danach in Deutschland Wirtschaftswissenschaften studiert und promoviert. Seit Jahren arbeitet er nun im Berliner Research Centre und forscht hier mit etwa 30 Kollegen aus Deutschland und der Türkei unter anderem an der Seniorenwohnung der Zukunft.
    "Wenn sie in die Küche gehen, hört das Radio hier auf und in der Küche geht das Radio weiter. Dann hören sie ihre Sendung ohne Unterbrechung, das ist die ganz einfache Logik."
    Sensoren an den Wänden registrieren dafür jede Bewegung des menschlichen Körpers. Von den Monitoren im Nebenraum kann Kayaoglu diese Daten ablesen. Im Deutsch-Türkischen Wissenschaftsjahr stehen Forschungsprojekte wie dieses aus der Informations- und Kommunikationstechnologie im Mittelpunkt. Außerdem geht es um Nano- und Biotechnologie um die Herausforderungen des globalen Wandels sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Die Schnittstellen zwischen Forschung und Industrie, zwischen Wissenschaft und Gesellschaft sind Schwerpunkte im Wissenschaftsjahr 2014. Nuri Kayaoglu.
    "Den Inhalt der Projekte, kann man meiner Meinung nach auch in der Türkei machen. Aber wie man an diesen Projekten arbeitet, dort sieht man den Unterschied. Also wir arbeiten hier noch präziser und ich glaube, davon wird die Türkei besonders profitieren."
    Die Zusammenarbeit hat eine langjährige Tradition. Allein im Jahr 2012 wurden, laut Bundesministeriums für Bildung und Forschung, 1,5 Millionen Euro in über 20 bilateralen Projekten in verschiedenen Forschungsbereichen eingesetzt. Auch für kleine und mittelständische Unternehmen gibt es spezielle Förderprogramme, um die Forschung mit akademischen Partnerinstituten zu unterstützen. Ein anderes Programm fördert bereits seit 2008 Hochschul- und Forschungskooperationen zwischen Deutschland und der Türkei. Außerdem sollen, so die Idee des BMBF, möglichst viele Kooperationen auch mit Wirtschaftsunternehmen angeregt werden. Dem Bundesministerium geht es darum, die besondere Bedeutung der Zusammenarbeit beider Länder zu unterstreichen und weiter auszubauen. Auch in dieser Hinsicht gehört das Berliner Research Center zu den Aushängeschildern der deutsch-türkischen Zusammenarbeit. Das Forschungszentrum wird von der deutschen und türkischen Wirtschaft als Partner aktiv unterstützt. In diesem Jahr werden weitere wissenschaftliche Mitarbeiter am Berliner Institut eingestellt, dabei kommen ebenso viele aus der Türkei wie aus Deutschland. Für Nuri Kayaoglu ein Gewinn für beide Seiten:
    "In der Türkei waren wir vielleicht mehr lösungsorientiert und hier versuchen wir tatsächlich die Organisation und Disziplin von Deutschland irgendwie mit der türkischen praktischen Mentalität zu verbinden, meiner Meinung nach."