Welt-AIDS-Tag
Deutsche AIDS-Stiftung fordert mehr Aufklärung für bessere Prävention

Anlässlich des heutigen Welt-AIDS-Tages hat die Vorsitzende der Deutschen AIDS-Stiftung, von Fallois, dazu aufgerufen, mehr in die gesundheitliche Aufklärung zu investieren. Trotz großer Fortschritte in der Behandlung von HIV bleibe es entscheidend, über die Krankheit und Möglichkeiten zur Prävention aufzuklären.

    Eine rote schleife auf rosafarbenem Untergrund
    Die rote Schleife gilt als Zeichen der Solidarität mit HIV-Positiven und Aids-Kranken. (picture alliance / Shotshop / Andreas Berheide)
    Von Fallois sagte im Deutschlandfunk, das Wissen darüber, wie man sich vor HIV schützen könne und welche Behandlungsmöglichkeiten es gebe, sei bei vielen Menschen nicht ausreichend verbreitet. Besonders bei jungen Menschen und spezifischen Zielgruppen sei die "Gesundheitskompetenz ausbaufähig", um Stigmata und Vorurteilen weiter entgegenzuwirken.

    HIV-Fälle in Deutschland weiter rückläufig

    Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass sich 2023 in Deutschland 2.200 Menschen neu mit dem HI-Virus infiziert haben. Während bei Männern, die Sex mit Männern haben, die Zahlen weiter rückläufig sind, steigen die Infektionen bei heterosexuellen Paaren und Menschen, die intravenös Drogen konsumieren. Insgesamt leben in Deutschland geschätzt 96.700 Menschen mit einer HIV-Infektion. Dank moderner Medikamente können Betroffene heute ein nahezu normales Leben führen, ohne ansteckend zu sein.
    Eine der größten Herausforderungen bleibt jedoch die sogenannte Dunkelziffer: Rund 8.000 Menschen in Deutschland wissen nicht, dass sie HIV-positiv sind. Von Fallois betonte, diese Menschen müssten diagnostiziert und in Behandlung gebracht werden, um die von der UNO gesetzten Ziele zu erreichen. Die Vereinten Nationen hatten bis 2030 die "95-95-95-Ziele" ausgegeben. Gemeint ist, dass 95 Prozent der Betroffenen von ihrer Infektion wissen, 95 Prozent von ihnen behandelt werden und bei 95 Prozent die Viruslast unter der Nachweisgrenze liegt.

    Internationale Fortschritte und Rückschläge

    Weltweit bleibt HIV eine gesundheitliche und gesellschaftliche Herausforderung. Fortschritte wie das neue Präparat Lenacapavir, das als Depotspritze nur zweimal jährlich verabreicht wird und nahezu vollständigen Schutz bietet, sorgen für Hoffnung. Besonders in Regionen wie dem südlichen Afrika, wo tägliche Tabletteneinnahmen zur Prophylaxe oft mit Stigmatisierung verbunden sind, könnte dies ein Wendepunkt sein.
    Gleichzeitig verschärfen in einigen Ländern autoritäre Gesetze die Lage. Dort, wo LGBTQI+-Personen oder Frauen systematisch diskriminiert würden, gerate auch der Kampf gegen HIV ins Stocken, warnt von Fallois. Beispiele wie das Anti-LGBTQ-Gesetz in Uganda, das Homosexualität mit der Todesstrafe bedroht, verdeutlichen die Problematik: "Menschen trauen sich nicht mehr, Gesundheitszentren aufzusuchen, weil sie fürchten, dass sie sich damit zu erkennen geben", betont von Fallois. Das sei kontraproduktiv.
    Von Fallois sieht Deutschland in der Pflicht, als offenes und vielfältiges Land ein Zeichen zu setzen – nicht nur für den Umgang mit HIV, sondern auch für eine Gesellschaft ohne Diskriminierung. "Wir müssen klar zeigen, dass wir Vielfalt wollen und Unterschiedlichkeit schützen", sagte sie.
    Diese Nachricht wurde am 01.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.