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Deutsche Alpen
Optimaler Skitag ist selten geworden

Über einen Zeitraum von fünf Jahren untersuchte eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München, wann es in Zukunft noch optimale Skitage in den deutschen Alpen geben wird. Das Fazit klingt ernüchternd.

Von Susanne Lettenbauer | 07.02.2014
    Blauer Himmel, Pulverschnee, verschneite Landschaft, die Außentemperatur bei angenehmen zwei Grad - ein perfekter Skitag in den deutschen Skigebieten. So wünschen ihn sich zumindest die Gäste im deutschen Alpenraum. Das zeigt die neueste Studie der Ludwigs-Maximilians-Universität zur Definition und Häufigkeit des "optimalen Skitages". Rund 800 Tagesgäste und Urlauber sowie Tourismusmanager befragte das Team um Jürgen Schmude, Es wertete mehrere internationale Klimamodelle aus. Das Fazit: Der "optimale Skitag" mit Sonne und viel Schnee . es gibt ihn künftig seltener in Deutschland und dann vor allem im März und April:
    "Wir haben komplett die bayerischen Skigebiete untersucht und dabei festgestellt, dass bis zum Jahr 2050 die Zahl der optimalen Skitage soweit zurückgeht, dass eigentlich nur noch das Zugspitzgebiet und Garmisch langfristig eine Überlebenschance haben."
    Die Realität in den deutschen Alpen in diesen Tagen: Die Schneehöhen variieren im Tal zwischen null und 20 Zentimeter. Ob Garmisch-Partenkirchen, Bayrischzell, Mittenwald oder Oberstorf - in den kommenden 30 Jahren werden sich Tourismusmanager und Urlauber von weißer Weihnacht verabschieden müssen. Das zeigt die Auswertung der Münchner Wissenschaftler von Klimamodellen des IPCC, des Weltklimarates und den Szenarien des Hamburger Max-Planck-Instituts (MPI) für Meteorologie:
    "Wir können feststellen, dass die Zahl der optimalen Skitage zurückgehen wird zwischen 30 und 90 Prozent: Sie können sich vorstellen, bei einem Rückgang von 90 Prozent können sie ein Skigebiet nicht mehr wirtschaftlich betreiben. Es gibt Skigebiete, die können einen Rückgang von 30 Prozent durchaus verkraften. Da wird es auch weiterhin möglich sein, Ski zu fahren."
    Vor gut einem Jahr warnte der Deutsche Alpenverein bereits vor grüner Weihnacht, dem Rückgang der Schneesicherheit unter 1000 Höhenmetern und dem umweltschädlichen Ausbau der deutschen Skigebiete. Jörg Ruckriegel, Ressortleiter Natur- und Umweltschutz des Deutschen Alpenvereins, plädiert für ein Umdenken in den Kommunen:
    "Also ich würde den Kommunen raten, sich ganz genau die Ergebnisse anzuschauen und sich dann frühzeitig Gedanken zu machen, was denn für Alternativen möglich sind, um dann nicht in 25 Jahren vor dem Problem zu stehen, dass der Skibetrieb nicht mehr möglich ist. Ich denke, wenn man jetzt in Alternativen investiert, dann kann es von Vorteil sein, weil man dann einen gewissen Vorsprung hat vor anderen Gebieten, die diese Investition erst mal nur ins Skigebiet stecken."
    Die Tourismusmanager in den betroffenen Gebieten zeigen sich von den Ergebnissen der Universitätsstudie nicht überrascht. Statt weißer Weihnacht müsse man sich eben auf weiße Ostern einstellen. Der Anteil der Skiurlauber am bayerischen Tourismus läge sowieso nur bei 13 Prozent, sagt Martin Spantig, Chef der Bayern Tourismus Marketing GmbH. Zweckoptimistisch zählt er auf, wie sich die Gemeinden bereits umgestellt haben:
    "Die Angebote verbreitern sich ohnehin schon in den vergangenen Jahren, auch der Skifahrer der Gegenwart hat andere Ansprüche wie noch vor 30 Jahren."
    Ob die sogenannten Sightsleeping-Hotels, rund 35 mittlerweile in ganz Bayern in der Nähe von Sehenswürdigkeiten, ob vermehrt Übernachtungsmöglichkeiten in Klöstern oder Städtetouren - auf Schnee sei man nicht mehr unbedingt angewiesen in Bayern, betont Spantig:
    "Kollegen haben sich bereits darauf eingestellt, den Naturraum nicht nur für den Wintersportler bereitzuhalten, sondern auch für jenen, der einfach nur Kraft tanken will. In Oberammergau ist zum Beispiel der Meditationsweg entstanden, wo man entlanglaufen kann, da spielt es keine Rolle, ob Schnee liegt oder nicht. Auch das ist eine Form wie wir neue Strömungen in der Gesellschaft aufnehmen und in neue touristische Produkte umwandeln."