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Deutsche Bahn
Alte Bahncard soll abgeschafft werden

Als gemeldet wurde, dass die Bahncard abgeschafft werden soll, hat die Deutsche Bahn noch von einer "dreisten Falschmeldung" gesprochen. Die jetzt vorgestellten Pläne legen aber nichts anderes nahe. Die Karte soll umgewandelt werden, vom alten Rabattprinzip bleibt nicht mehr viel übrig.

04.12.2014
    Online-Ticket und Bahncard
    Die Bahncard in ihrer jetzigen Form ist offenbar Geschichte. (imago /Rüdiger Wölk)
    Offiziell vorgestellt hat die Deutsche Bahn ihre Pläne immer noch nicht. Aber nachdem der Hessische Rundfunk am Morgen aus einer Vorlage für eine Aufsichtsratssitzung zitierte, ist das Unternehmen in die Defensive geraten. Zuerst nannte es die angebliche Abschaffung der Bahncard eine "dreiste Falschmeldung", nannte aber keine Details. Jetzt gab DB-Aufsichtsratsmitglied Reiner Bieck der "Welt" (Freitagsausgabe) ein Interview – das aber keinen anderen Schluss nahelegt, als dass die Bahncard in ihrer jetzigen Form abgeschafft wird.
    Bisher bekommen Kunden mit einer Bahncard 50 auf fast alle Fahrten einen Rabatt von 50 Prozent. Mit einer Bahncard 25 gibt es dementsprechend 25 Prozent Rabatt auf spontane Fahrten; in Kombination mit Sparpreisen sind noch deutlich höhere Rabatte möglich.
    Kundenkonto mit variablen Rabatten
    Solche festen Rabatte wird es laut Bieck, der auch Vorstandsmitglied der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ist, künftig nicht mehr geben. Stattdessen soll die Bahncard in ein Kundenkonto mit variablen Rabatten umgewandelt werden. Details nannte er nicht. Die kennt aber der Hessische Rundfunk (HR). Er berichtet, dass es Rabatte künftig nur noch für Vielfahrer und Großkunden gibt und sie zudem von der Auslastung eines Zugs abhängen sollen.
    Porträt von Reiner Bieck aus dem Jahr 2010
    DB-Aufsichtsratsmitglied Reiner Bieck, hier in einer Aufnahme aus dem Jahr 2010. (dpa / Hannibal Hanschke)
    Der Entwurf zur faktischen Abschaffung der Bahncard in ihrer jetzigen Form ist Bieck zufolge bei der Aufsichtsratssitzung am 25. November besprochen worden. Bei einer weiteren Sitzung am kommenden Mittwoch soll er laut HR beschlossen werden.
    Der Aufsichtsrat erwarte vom Vorstand der Deutschen Bahn, "dass er uns Pläne zur Rückgewinnung von Fahrgästen und zur Entspannung der Situation im Geschäftsfeld Fernverkehr vorlegt", sagte Bieck der "Welt". Dazu gehörten Verbesserungen beim Preis- und Rabattprogramm. "Wir müssen uns fragen, ob das bisherige System noch den Vorstellungen der Kunden entspricht."
    Wirtschaftliche Probleme
    Die Bahn will laut dem HR-Bericht im Fernverkehr drastisch sparen und die Kosten bis 2019 um 1,5 Milliarden Euro senken. Unwirtschaftliche Linien sollen eingestellt und die Nachtzüge nur noch "abhängig vom Optimierungspotenzial" weitergeführt werden. Damit reagiert die Bahn demnach auf andauernde Qualitätsmängel im ICE-/IC-Verkehr und auf den Wettbewerb durch Fernbusunternehmen, den der Konzern offenbar falsch eingeschätzt hatte. Der Umsatzverlust durch Busse wird mittelfristig mit 240 Millionen Euro pro Jahr beziffert.
    Die Deutsche Bahn hatte die Bahncard 50 schon 2002/03 vorübergehend abgeschafft, nach heftigen Protesten aber wieder eingeführt. Dass sie jetzt abgeschafft wird, dementiert auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). "Sie ist beliebt, hat sich bewährt und wird Bestand haben", sagte er für den Bund als Eigentümer des Konzerns. "DIe Bahncard gehört zur Mobilitätskultur in Deutschland." Damit sagte Dobrindt allerdings kaum etwas anderes als die Bahn selbst; zur Umwandlung der Bahncard äußerte sich der Minister nicht.
    (stfr/vic)