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Deutsche Bank
Aktionäre mit aufgestautem Ärger im Gepäck

Nach drei Jahren mit roten Geschäftszahlen hatte die Deutsche Bank im vergangenen Jahr wieder einen kleinen Gewinn eingefahren. Doch vielen Aktionären ist das zu wenig. Ihre Kritik richtet sich vor allem an Aufsichtsratschef Paul Achleitner. Der Vorwurf: die weiter unklare Strategie.

Von Mischa Ehrhardt | 23.05.2019
24.05.2018, Hessen, Frankfurt am Main: Christian Sewing (r), Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, und der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner stehen zu Beginn der Hauptversammlung der Deutschen Bank in der Frankfurter Festhalle zusammen.
Achleitner und Sewing: Zwei wichtige Akteure bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank (dpa / Arne Dedert)
Die Aktionäre der Deutschen Bank kommen an den Protestierenden vor dem Eingang der großen Festhalle in Frankfurt nicht vorbei. Nichtregierungsorganisationen wie "Facing Finance" oder "Attac" machen lautstark ihrem Unmut über Deutschlands größtes Geldhaus Luft.
"Die Deutsche Bank ist in jede Menge dreckige Geschäfte verwickelt. Diese Bank schadet dem Gemeinwohl. Wir brauchen eine Bank, die der Gesellschaft dient. Das tut die Deutsche Bank in dieser Form nicht", sagt Attac-Sprecherin Frauke Distelrath.
Aktienkurs im Keller
Ein paar Meter weiter im Eingangsbereich des Versammlungsortes stehen die Aktionäre an den Sicherheitskontrollen Schlange. Auch sie haben jede Menge aufgestauten Ärger im Gepäck. Mit welchem Gefühl sind sie heute zur Aktionärsversammlung gekommen?
"Mit einem ganz beschissenen Gefühl, weil immer wieder neue Hiobsbotschaften auftauchen, und die ganzen schlechten Nachrichten überhaupt kein Ende nehmen."
"Der Aktienkurs - der sagt doch alles!"
In der Tat ist der Aktienkurs der Bank heute, zum Tag der Hauptversammlung, auf einen neuen historischen Tiefstand gefallen. In seiner Rede ist sich Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing der Kritik an der Bank und von Seiten seiner Aktionäre bewusst.
"Warum beginne ich so grundsätzlich? Weil wir heute viel diskutieren und verständlicherweise viel Kritik hören. Wir werden über Ertragsrückgänge reden und Kostenprogramme, über Kontrollsysteme und über einen enttäuschenden Aktienkurs."
Sorgen und Probleme ohne Ende
Erst in dieser Woche wurde bekannt, dass die Bank offenbar Probleme damit hat, Zahlungen von Großkunden vorschriftsmäßig zu prüfen. Das ist umso pikanter, als die Bundesfinanzdienstleistungsaufsicht Bafin der Bank im vergangenen Herbst einen Sonderkontrolleur ins Haus geschickt hat – ein bis dato einmaliger Vorgang. Zudem steht die Bank in den USA im Rampenlicht, weil sie nun Unterlagen zu Finanzgeschäften des US-Präsidenten Donald Trump an die Behörden weiter geben soll. In den USA ermittelt auch die für Bankenaufsicht zuständige Notenbank FED im Zusammenhang mit Geldwäschevorwürfen der Danske-Bank. Für die hat die Deutsche Bank Geschäfte im Wert von rund 150 Milliarden US-Dollar abgewickelt und es steht die Frage im Raum, ob sie hier nicht genauer hätte hinsehen und kontrollieren müssen.
"Ja, das vergangene Jahr hat auch Rückschläge mit sich gebracht", musste denn auch Aufsichtsratschef Paul Achleitner eingestehen.
"Diese Vorfälle haben das Vertrauen in uns erneut erschüttert, bei Kunden, in der Öffentlichkeit und auch bei vielen Aktionären".
Kritikpunkt: Achleitner und immer wieder Achleitner
Deutlich wurde das in den Redebeiträgen von Aktionärsvertretern. Bereits im Vorfeld hatten die einflussreichen Stimmrechtsberater Glass Lewis und ISS ihre Kunden empfohlen, dem Vorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Bank die Entlastung zu verweigern. Der Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Klaus Nieding, sagte, er werde in diesem Jahr noch für eine Entlastung stimmen, um die Bank nicht noch mehr in eine Krise zu stürzen.
Der Vertreter der Fondsgesellschaft der Sparkassen, der Deka Bank, sagte, er werde zwar für eine Entlastung des Vorstandes stimmen, allerdings nicht für die des Aufsichtsrates. Denn unter dessen Chef Achleitner ist der Aktienkurs der Deutschen Bank in den vergangenen Jahren um 70 Prozent eingebrochen - bis auf den historischen Tiefstand heute. An ihrer bisher eingeschlagenen Strategie, um aus der Krise zu kommen, will die Bank festhalten, Einsparungen und Konzernumbaus sollen die Bank wieder profitabel machen.
"Wir werden die Transformation beschleunigen, indem wir unsere Bank auf die profitablen und wachsenden Bereiche ausrichten, die für unsere Kunden besonders relevant sind. Wir sind zu harten Einschnitten bereit."