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Deutsche Bank
Erneut ein Milliardenverlust - aber der Blick geht nach vorn

Die Deutsche Bank hat wieder einmal ein Jahr mit einem Milliardenverlust hinter sich. Dass dabei aber etliche große Rechtsstreitigkeiten beigelegt werden konnten, wertete Vorstandschef John Cryan als Erfolg. Er erhofft sich davon Rückenwind für das laufende Jahr.

Von Brigitte Scholtes | 02.02.2017
    Der Doppelturm der Zentrale der Deutschen Bank am 12.02.2016 in der Innenstadt von Frankfurt am Main (Hessen).
    Die beiden Türme der Deutschen Bank in Frankfurt am Main. (dpa/picture alliance/Boris Roessler)
    Der Verlust der Deutschen Bank für 2016 ist doch höher ausgefallen als erwartet: 1,4 Milliarden Euro waren es am Ende des Jahres, etwa eine halbe Milliarde mehr als Analysten erwartet hatten. Auch die Einnahmen sanken um zehn Prozent auf 30 Milliarden Euro. Das Jahr sei alles andere als einfach gewesen, bekannte Deutsche-Bank-Chef John Cryan, vor allem im September und Oktober habe die Bank unter enormem Druck gestanden. Da hatte das amerikanische Justizministerium wegen unlauterer Hypothekengeschäfte 14 Milliarden Dollar Strafe gefordert:
    "Diese Zeit der Unsicherheit hat Spuren in unserer Gewinn- und Verlustrechnung hinterlassen. Auch das Umfeld mit niedrigen Zinsen und vielen Fragezeichen zur wirtschaftlichen und politischen Entwicklung hat unser Geschäft erschwert. Trotzdem kann ich heute sagen: 2016 war kein schlechtes Jahr."
    Geld und Reputatiuon verloren
    Vor wenigen Wochen einigte sich die Bank bekanntlich mit den Behörden der USA auf einen Vergleich von gut sieben Milliarden Dollar. Das Geldhaus habe seine Widerstandsfähigkeit bewiesen, es komme mit der Sanierung gut voran, die Kapitalausstattung sei auf 11,9 Prozent gestiegen. Und die meisten Kunden seien der Bank treu geblieben, sagte Cryan, wenn sie auch gerade im September und Oktober deutliche Abflüsse von Geldern in verschiedenen Bereichen gespürt habe. Und das laufende Jahr habe vielversprechend begonnen:
    "In wesentlichen Bereichen unserer Bank läuft es deutlich besser als im Vorjahr, zum Beispiel im Kapitalmarktgeschäft. Dass wir nun weitere wichtige Rechtsfälle beilegen konnten, verschafft uns zusätzlichen Rückenwind."
    Denn auch der Geldwäscheskandal in Russland ist weitgehend beigelegt. Diese Altlasten hätten nicht nur viel Geld, sondern auch Reputation und Vertrauen gekostet, sagte Cryan:
    "Wir haben nun wesentliche Rechtsfälle abgeschlossen. Das möchte ich zum Anlass nehmen, um im Namen des Vorstands der Deutschen Bank unser tiefes Bedauern auszudrücken für das, was geschehen ist. Wir möchten uns dafür entschuldigen."
    Postbank hat noch einiges zu tun
    Es seien schwerwiegende Fehler gemacht worden, das damalige Verhalten sei völlig inakzeptabel. Beim Blick nach vorn vertröstete der Deutsche-Bank-Chef jedoch: Die Strategie werde sich nicht wesentlich ändern. Aber immerhin hofft die Bank, im laufenden Jahr wieder profitabel wirtschaften zu können. Pläne, die Vermögensverwaltung in Teilen an die Börse zu bringen, bestätigte der Vorstand nicht. Und bei der Postbank sei noch einiges an der Bilanz zu tun, bevor sie hinreichend eigenständig sei, sagte Finanzvorstand Markus Schenck:
    "Da sind wir noch nicht. Dahin wollen wir die Postbank bringen. Ich glaube auch, dass man da auf einem gutem Weg ist. Wann es denn dann soweit sein wird, kann ich Ihnen heute noch nicht sagen. Im Grunde gehen wir schon davon aus, dass die Postbank in 2017 sich selber in eine Position bringt, dass sie eine deutlich verbesserte Attraktivität erreicht hat, und dann wird man eine Entscheidung treffen."