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Deutsche Bank
Zu frühe Entwarnung

Erleichterung an der Börse: Die Aktie der Deutschen Bank ist bei Anlegern nach wie vor gefragt. Außerdem bekommt das angeschlagene Geldinstitut aus Finanzkreisen massiv Unterstützung. Doch die Krise ist längst nicht überwunden. Über die Höhe der Strafzahlung in den USA muss weiter verhandelt werden.

Von Michael Braun | 04.10.2016
    Dunkle Wolken über der Zentrale der Deutschen Bank: Das Unternehmen muss kräftig sparen.
    Über ihre Strafzahlungen in den USA muss die Deutsche Bank noch verhandeln. (dpa / picture alliance / Arne Dedert)
    Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, ein Kursanstieg bedeutet noch lange nicht Entwarnung. Die Deutsche Bank, so Fidel Helmer von der Privatbank Hauck & Aufhäuser, bleibe im Visier der Börse:
    "Die Deutsche Bank wird weiterhin existieren. Aber sie darf natürlich nicht aufgrund der schlechten Presse, aufgrund ihrer negativen Ergebnisse, aufgrund ihrer Strafen darf es nicht dazu kommen, dass immer mehr Kunden von der Deutschen Bank abspringen. Denn nur mit Kunden kann die Deutsche Bank Geld verdienen."
    Auch eine Studie der Konkurrenzbank HSBC bestätigt der Deutschen Bank, sie sei ausreichend liquide. HSBC empfahl ihren Kunden, die Aktie der Deutschen Bank zu halten, also nicht zu verkaufen, senkte das Kursziel aber von 14 auf 12 Euro. Es könnten wegen des Vertrauensverlustes Einnahmeausfälle entstehen. Soll heißen: Kunden könnten sich zurückziehen.
    Konkurrenz äußert sich positiv zur Deutschen Bank
    Auch andere Banken, JP Morgan etwa, äußerten sich positiv über die Deutsche Bank, was aber für andere Beobachter nur ein Hinweis auf den Ernst der Lage war, wenn eine Bank solcher Hilfe der Konkurrenz bedürfe. Dass der Bundeswirtschaftsminister die Bank angriff, sie habe das Spekulantentum zum Geschäftsmodell gemacht und klage nun, Opfer von Spekulanten zu sein, empfanden viele als wenig hilfreich. Unionspolitiker aus den Bereichen Wirtschafts- und Finanzpolitik sagten, man solle die Marktchancen der Bank nicht einschränken, indem man sie schlechtmache. So auch der Banker Fidel Helmer:
    "Ich glaube, dass es überhaupt nicht hilfreich ist, wenn Politiker in dieser Situation Negatives über die Banken verbreiten. Denn die Banken kämpfen um Vertrauen.
    Der Deutschen Bank dürfte das nicht leicht fallen. Erst am Samstag hatte sie zum dritten Mal binnen kurzer Zeit technische Schwierigkeiten zugeben müssen. Eine begrenzte Zahl von Kunden sei nicht an ihr Guthaben gekommen, es sei gesperrt gewesen. Zudem wurde aus Mailand berichtet, sechs frühere Manager der Bank würden wegen Finanzvergehen angeklagt. Sie hätten sich Geschäften beteiligt, um Verluste einer italienischen Bank zu verheimlichen.
    Das bestätigt Dieter Hein, Bankanalyst von Independent Research, in seiner kritischen Einschätzung der Bank:
    "Rund 70 Prozent der Geschäfte sind Investmentbankgeschäfte und die damit zusammenhängen. Und daran leidet ja gerade die Deutsche Bank. Die Risiken, die die Investmentbanker durch Manipulationen und Regelverstöße der Deutschen Bank aufgeladen haben, sind unkalkulierbar. Und von daher kann man auch kein Ende absehen."
    Verhandlungen über Strafzahlungen stehen noch aus
    Angeblich wollen Vorstände der Deutschen Bank in dieser Woche in Amerika verhandeln, die angedrohte 14 Milliarden Dollar-Strafe für die Teilhabe an windigen Hypothekengeschäften deutlich zu mindern. Bestätigt wird aber nur, dass Vorstände - wie auch früher üblich - in dieser Woche zur Jahrestagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds nach Washington reisen. Die Gerüchte, die 14 Milliarden Dollar Strafe könnten auf 5,4 Milliarden Dollar sinken, treiben zwar die Kurse, sind aber nicht bestätigt.
    Derweilen versucht die Commerzbank heute auf einem Investorentag in London, Anleger von ihrer neuen Strategie des Schrumpfens und der Digitalisierung zu überzeugen.