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Deutsche Firmen investieren im Ausland

Trotz Krise wollen immer mehr deutsche Unternehmen im Ausland investieren. Eine Studie des Deutschen Industrie- und Handelskammertages DIHK zeigt, dass angestoßene Reformen und sinkenden Koste Krisenländer wie Portugal, Spanien oder Italien attraktiver machen.

Von Michael Braun |
    Immer mehr deutsche Unternehmen wollen im Ausland investieren: Vor zehn Jahren waren es nur gut ein Drittel. Jetzt knapp die Hälfte. Eine Studie des Deutschen Industrie- und Handelskammertages DIHK zeigt: Natürlich sind die Wachstumsregionen der Welt die wichtigste Zielregion: China vor allem, aber auch Südamerika und wieder verstärkt die Vereinigten Staaten. Aber die Eurozone wird nicht vergessen:

    "Also Europa bleibt vor allen Dingen im Blickfeld, weil es natürlich der Heimatmarkt ist. Und die Märkte in Westeuropa sind natürlich Industrienationen und etabliert, das heißt, im Vergleich zu anderen Regionen haben die Kunden dort trotz vielfacher Rezession momentan viel Geld und in der Krise 2008/2009 hat man auch gesehen, wenn man die Präsenz vor Ort aufrechterhält, kann man auch, wenn es erste Zeichen für eine Besserung gibt, als Erstes davon profitieren."

    So Ilja Nothnagel, der Außenhandelsexperte des DIHK. Trotz der Krise vor allem im Süden Europas wollen immerhin 40 Prozent der Betriebe Investitionen tätigen - nur ein Prozentpunkt weniger als im Vorjahr. Die westeuropäischen Märkte verteidigen damit trotz Krise in vielen Staaten Platz zwei beim Auslandsengagement der deutschen Industrie. Die honoriert damit auch die Reformen, die es in den Krisenländern gegeben hat. In Portugal etwa sinkt das Leistungsbilanzdefizit, und zwar überwiegend durch steigende Exporte. Auch Spanien komme voran, findet Stefan Mütze, der als Volkswirt namens der Helaba Europa im Blick hat.

    "Es gibt positive Signale, zum Beispiel dass das das Flächenland ist oder das Krisenland ist, wo die Lohnstückkosten in den letzten Quartalen am stärksten zurückgegangen sind. Die Wettbewerbsfähigkeit Spaniens hat, das sieht man zum Beispiel auch an der Exportwirtschaft, zugenommen. Die Exporte sind seit der Krise 2009, wenn man nur mal die Warenexporte nimmt, stärker gestiegen als in Deutschland, die Finanzlage ist sicherlich noch prekär, positiv kann man vielleicht sehen, dass das Bankenproblem allmählich gelöst wird, mit europäischer Hilfe."

    Die investitionswilligen deutschen Unternehmen nehmen die besser werdenden Standortbedingungen wahr. Das, so der DIHK, zeige sich in den Investitionsmotiven. Für immerhin 18 Prozent aller Unternehmen, die in der Eurozone investieren wollten, seien Kostenersparnisse mittlerweile maßgeblich. Das seien fünf Prozentpunkte mehr als im Vorjahr, so viele wie seit fünf Jahren nicht mehr. Offenkundig holten die Standorte ihre Kostennachteile auf. DIHK-Experte Ilja Nothnagel berichtet:

    "Dass die Standortbedingungen sich verbessert haben, dass bei der Arbeitsmarktflexibilität Fortschritte erzielt wurden, dass bei der Gestaltung der Tarifverträge zum Beispiel und der Verträge vor Ort mit den Mitarbeitern sehr viel mehr Flexibilität durch Reformen möglich sind, also uns geben mehr Unternehmen an nach Westeuropa zu gehen aus Kostengründen, also: Wird interessanter. Und das ist ein Zeichen dafür, dass die Reformmaßnahmen auch wirken, auf der anderen Seite haben sie natürlich auch massive Steuererhöhungen in diesen Ländern."

    Das hemmt die Wirtschaftsentwicklung. Für eine flächendeckende Beschleunigung der Investitionstätigkeit, so der DIHK, reiche es noch nicht. Aber ein Anfang scheint gemacht.