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Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften
Ausländer dürfen nicht mehr mitmachen

Für einige Leichtathleten in Deutschland beginnt das Jahr mit einer Regeländerung: Ausländer ohne deutsche Staatsbürgerschaft dürfen ab 2017 nicht mehr an Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften teilnehmen. Das wurde im Sommer beschlossen, jedoch erst im November vom DLV verkündet. Dies stößt auf Protest bei Athleten.

Von Gerd Michalek | 02.01.2017
    Heinz Stäcker (l-r, 86, SSC Vellmar von 1973), Horst Pfeiffer (88, Sport-Club Itzehoe) und Herbert E. Müller (86, LAV Bayer Uerdingen/Dormage) sprinten am 08.07.2016 beim 100 Meter Lauf (Startklasse M85) bei den Deutschen Senioren-Meisterschaften der Leichtathletik in Leinefelde-Worbis.
    Egal, ob die deutsche Senioren-Meisterschaft oder die Kür des deutschen Jugendmeisters: Ausländer dürfen nicht mehr mitmachen. (dpa / picture alliance)
    Egal, ob es um Jugendliche, Junioren oder Senioren ohne deutschen Pass geht: Zum 1. Januar 2017 sollen sie bei Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften nicht mehr mitmachen dürfen.
    "Dass ich seit zehn fünfzehn Jahren an diesen Meisterschaften teilgenom-men habe und von heute auf morgen die Mitteilung bekomme, dass ich, weil ich Niederländer bin, nicht mehr starten darf! Deswegen stört es mich, dass ich von heute auf morgen nicht mehr teilnehmen darf!" Peter Holthuijsen ist 55 Jahre alt, lebt und arbeitet seit über 30 Jahren im Nordrhein-Westfälischen Erkelenz. Rund zehn Mal hat der Diskus-Hüne bei deutschen Senioren-Meisterschaften auf dem Podest gestanden.
    DLV: "Es geht um besten deutschen Staatsangehörigen"
    Das will er auch weiterhin. Aber der DLV macht ihm einen Strich durch die Rechnung: "Die Regelungsänderung bezweckt zunächst in erster Linie, sicherzustellen, dass die deutschen Meisterschaften zur Ermittlung des besten deutschen Staatsangehörigen dienen." So begründet DLV-Präsident Clemens Prokop die Regeländerung und ergänzt: "So hat es in der Vergangenheit zahlreiche Beschwerden von Vereinen gegeben, bei denen das Alter von Athleten angezweifelt wurde, die aus dem Ausland kamen. Oder wo andere Vereine beschuldigt wurden, die nach dem alten Regelwerk notwendige einjährige Mitgliedschaft in einem Verein nicht korrekt abgewickelt zu haben, sondern aus dem Ausland Athleten kurzfristig hier eingeflogen zu haben, um schnell an Meistertitel zu kommen."
    Übergangsfristen werden gefordert
    Dass der DLV in der Aktivenklasse härter durchgreifen will, kann Athlet Holthuijsen in gewisser Weise verstehen. Es gibt aber noch einen weiteren Kritikpunkt, sagt der deutsche Athlet Jochen Gippert: "Wenn die Intention war, das kurzfristige Einkaufen von Ausländern durch finanzstarke Vereinen einzudämmen, dann kann ich das durchaus nachvollziehen. Aber man ist ein bisschen über das Ziel hinaus geschossen, wenn man auch die, die schon Jahre lang an Meisterschaften teilnehmen und hier leben, auch von deutschen Meisterschaften ausschließt. Das kann es nicht sein, da muss es Übergangsregelungen geben."
    Zur Rechtfertigung der Regeländerung bekräftigt DLV-Präsident Clemens Prokop aber, dass neben der Deutschen Meisterschaft kein Wettbewerb betroffen sein wird. "Ausländische Athleten können mit Ausnahme der nationalen Meisterschaft an jedem Wettbewerb teilnehmen." Peter Holthuijsen will sich damit noch nicht zufrieden geben und für sein Startrecht kämpfen. Und da wird er aller Voraussicht nach nicht allein sein.