Ein schwierigeres Unterfangen kann man sich kaum vorstellen: Das Leben eines berühmten Zeitgenossen zu verfilmen, der als Literaturkritiker sich und seinem Genre zu ungeahnter Popularität verholfen hat, ein Heimatloser, der sich nur in der Welt der Romane zu Hause fühlt und der vom Totalitarismus des 20. Jahrhunderts fast verschlungen worden wäre. Ein solches Lebensmonument scheint in die Dimensionen eines 90-minütigen Fernsehabends nicht zu passen, auch nicht, wenn der Betroffene selbst bereits das gewaltige Material in seiner fast 600-seitigen Autobiografie "Mein Leben" anschaulich, unterhaltsam und ergreifend geordnet hat.
Aber dem Regisseur Dror Zahavi und seinem Drehbuchautor Michael Gutmann ist das Unwahrscheinliche gelungen, wobei Gutmanns Leistung grundlegend für den Erfolg dieser Fernsehproduktion sein dürfte. Mit sicherem Gespür für Wesentliches hat er die chronologisch angelegte Autobiografie Reich-Ranickis mit ihren immer wieder in die Zukunft seines Kritikerlebens ausgreifenden Passagen auf ihre Grundstruktur der zeitlichen Abfolge zurückgeführt. Außerdem hat er versucht, den Kern der Persönlichkeit des Menschen Reich-Ranicki und seiner Literaturbesessenheit herauszuschälen, wie er sich unter dem existenziellen Druck des Holocaust geformt hat.
Das Hohe Lied der deutschen Kultur durch die Mutter hat den jungen Marcel geprägt. Nach dem Bankrott des väterlichen Unternehmens in Warschau wird der Schüler in Berlin eintauchen in eine ästhetische Parallelwelt, deren Bürger er sein Leben lang bleiben wird.
Drehbuchautor Gutmann und Regisseur Zahavi zeigen immer wieder, wie Literatur zum Überlebensmittel wird, wie hier bei der Flucht aus dem Tross der im Warschauer Getto zusammengetriebenen Juden. Aber auch das aufgezwungene und später selbst auferlegte Außenseitertum, den trotzigen Charakter, die Distanz zu allem Pathos und schließlich die Geschichte von Ranickis unverbrüchlicher Verbundenheit mit seiner Frau Teofila macht der Film auf fast beiläufige, aber auf umso beeindruckendere Weise deutlich. Eine kluge Entscheidung war es, der Chronologie einen anderen zeitlichen Rahmen zu geben. Die Geschichte beginnt mit Reich-Ranickis Verhaftung 1949 als polnischer Generalkonsul durch den polnischen Geheimdienst.
Dem polnischen Geheimdienstoffizier erzählt Ranicki sein bisheriges Leben. Die Verhörszene wechselt über in die Filmerzählung und von dort immer wieder zurück in die Gegenwart von 1949, in der manche Lebensphasen gerafft rekapituliert und Einsichten in den polnischen Antisemitismus und ins kommunistische Regime gegeben werden können, die den Kritiker 1958 dazu veranlassen, Polen zu verlassen und nach Westdeutschland zu ziehen.
Mit der Ankunft in Frankfurt endet diese Spielfilmbiografie und lässt einen nicht unbeträchtlichen Teil von Ranickis Autobiografie außen vor, was ebenfalls eine richtige Entscheidung des Filmteams war. Denn das, was folgt, die Intellektuellengeschichte der Bundesrepublik mit Adorno, Mayer, Fest und Walser, ist ein anderes Thema, das eines zweiten Filmes wert wäre. Dann könnten die Macher auch hier so geschickt mit historischem Filmmaterial arbeiten und zugleich eines unterlassen: Die Bilder auf penetrante Weise mit Cello- und Geigen-Schmalz zu unterfüttern. Der unpathetischen Inszenierung hat irgendwer wohl nicht getraut. Aber die macht ja gerade die Qualität des Films aus.
Matthias Schweighöfer spielt die Sensibilität, Intelligenz und zupackende Art des jugendlichen und erwachsenen Ranicki mit wohldosierter Intensität. Auch Katharina Schüttler als Ranickis Frau Teofila zeichnet ein eindrückliches Charakterporträt.
Insgesamt eine glänzende Besetzung in einer geglückten Buchverfilmung über das Schicksal von Zeitgenossen, die der deutschen Mordmaschinerie des 20. Jahrhunderts nur um Haaresbreite entkommen sind.
Aber dem Regisseur Dror Zahavi und seinem Drehbuchautor Michael Gutmann ist das Unwahrscheinliche gelungen, wobei Gutmanns Leistung grundlegend für den Erfolg dieser Fernsehproduktion sein dürfte. Mit sicherem Gespür für Wesentliches hat er die chronologisch angelegte Autobiografie Reich-Ranickis mit ihren immer wieder in die Zukunft seines Kritikerlebens ausgreifenden Passagen auf ihre Grundstruktur der zeitlichen Abfolge zurückgeführt. Außerdem hat er versucht, den Kern der Persönlichkeit des Menschen Reich-Ranicki und seiner Literaturbesessenheit herauszuschälen, wie er sich unter dem existenziellen Druck des Holocaust geformt hat.
Das Hohe Lied der deutschen Kultur durch die Mutter hat den jungen Marcel geprägt. Nach dem Bankrott des väterlichen Unternehmens in Warschau wird der Schüler in Berlin eintauchen in eine ästhetische Parallelwelt, deren Bürger er sein Leben lang bleiben wird.
Drehbuchautor Gutmann und Regisseur Zahavi zeigen immer wieder, wie Literatur zum Überlebensmittel wird, wie hier bei der Flucht aus dem Tross der im Warschauer Getto zusammengetriebenen Juden. Aber auch das aufgezwungene und später selbst auferlegte Außenseitertum, den trotzigen Charakter, die Distanz zu allem Pathos und schließlich die Geschichte von Ranickis unverbrüchlicher Verbundenheit mit seiner Frau Teofila macht der Film auf fast beiläufige, aber auf umso beeindruckendere Weise deutlich. Eine kluge Entscheidung war es, der Chronologie einen anderen zeitlichen Rahmen zu geben. Die Geschichte beginnt mit Reich-Ranickis Verhaftung 1949 als polnischer Generalkonsul durch den polnischen Geheimdienst.
Dem polnischen Geheimdienstoffizier erzählt Ranicki sein bisheriges Leben. Die Verhörszene wechselt über in die Filmerzählung und von dort immer wieder zurück in die Gegenwart von 1949, in der manche Lebensphasen gerafft rekapituliert und Einsichten in den polnischen Antisemitismus und ins kommunistische Regime gegeben werden können, die den Kritiker 1958 dazu veranlassen, Polen zu verlassen und nach Westdeutschland zu ziehen.
Mit der Ankunft in Frankfurt endet diese Spielfilmbiografie und lässt einen nicht unbeträchtlichen Teil von Ranickis Autobiografie außen vor, was ebenfalls eine richtige Entscheidung des Filmteams war. Denn das, was folgt, die Intellektuellengeschichte der Bundesrepublik mit Adorno, Mayer, Fest und Walser, ist ein anderes Thema, das eines zweiten Filmes wert wäre. Dann könnten die Macher auch hier so geschickt mit historischem Filmmaterial arbeiten und zugleich eines unterlassen: Die Bilder auf penetrante Weise mit Cello- und Geigen-Schmalz zu unterfüttern. Der unpathetischen Inszenierung hat irgendwer wohl nicht getraut. Aber die macht ja gerade die Qualität des Films aus.
Matthias Schweighöfer spielt die Sensibilität, Intelligenz und zupackende Art des jugendlichen und erwachsenen Ranicki mit wohldosierter Intensität. Auch Katharina Schüttler als Ranickis Frau Teofila zeichnet ein eindrückliches Charakterporträt.
Insgesamt eine glänzende Besetzung in einer geglückten Buchverfilmung über das Schicksal von Zeitgenossen, die der deutschen Mordmaschinerie des 20. Jahrhunderts nur um Haaresbreite entkommen sind.