"Togoland" sollte die deutsche "Musterkolonie" werden. Deshalb investierten die deutschen Kolonialherren nicht unbeträchtliche Summen in den Bau von Bahnlinien, Faktoreien und in die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung. Doch sollte den Togolesen auch das Seelenheil nicht vorenthalten werden christliche Missionare schwärmten aus. Um sich verständlich machen zu können, mussten sie aber zunächst die afrikanischen Sprachen lernen. In der Kolonie Togoland - heute Togo und ein Teil von Ghana - war das vor allem die weit verbreitete Ewe-Sprache. Alsbald begannen sie, diese Sprache zu verschriftlichen eine kulturelle Revolution, da das Ewe-Volk bislang nicht geschrieben hatte.
Es dauerte aber einige Zeit, bis die Missionare verstanden, dass es auch andere, nicht-mündliche Medien gab, durch die sich die Togolesen sehr differenziert ausdrücken konnten, sagt Dotsé Yigbe:
"Es gab eine Trommelsprache. Trommeln als Kommunikationsmittel, das gibt es heute noch, zum Beispiel im Todesfall. Dann werden diese Trommeln herausgeholt und sie haben eine bestimmte Botschaft. Angenommen, ich bin dran, dann wird so getrommelt, dass ich verstehe: Sie rufen mich. Und dann gehe ich in die Mitte und tanze, so dass die Leute beim Sehen verstehen: Ah, der Großvater war ein Jäger oder ein Bauer oder er war ein friedfertiger Mensch."
Dotsé Yigbe lehrt am Germanistischen Institut der Universität in Lomé und am dortigen Goethe-Institut. Eigentlich aber ist sein Name viel länger. Auch in den Namen konservieren die Mitglieder des Ewe-Stammes Geschichte:
" Ich heiße Yigbe, aber eigentlich ist der Name mehr als ein Satz. Also, der Name ist eigentlich [sagt den ganzen Satz auf Ewe] Das ist ein Text! Und das muss man kommentieren! Das ist eine ganze Philosophie!"
Sprache geht weit über das hinaus, was mündlich im Gespräch geäußert wird. Keine leichte Aufgabe, dies zu verschriftlichen, wusste schon vor 100 Jahren Diedrich Westermann. Er war einer der ersten Europäer, der die Ewe-Sprache erlernte. Westermann stellte ein Wörterbuch und eine Grammatik der komplexen Ewe-Sprache zusammen und arbeitete auch an einer Übersetzung der Bibel ins Ewe. Denn Ziel der ganzen Bemühungen war es schließlich, die Einheimischen zum Christentum zu bekehren, was ihnen nebenbei auch ein ganz ungewohntes Maß an Selbstreflexion abverlangte:
" Die evangelische Kirche aus Bremen vor allem war sehr pietistisch geprägt. Und man hat auch diese Prägung eingeführt in Togo, so dass das Individuum ständig Berichte schreiben sollte über sein Leben usw. Und so sind einige ethnographische Texte entstanden. Und dann haben die Leute auch versucht, selber Texte zu verfassen. So ist eine Literatur in afrikanischer Sprache zustande gekommen."
In Togo hat heute die Amtssprache Französisch das Ewe marginalisiert. Allerdings ist dies ein Französisch, das so stark afrikanisiert ist, dass man es in Frankreich nur schlecht versteht, sagt Dotsé Yigbe. Das hat zum einen mit den vielen Wörtern zu tun, die aus afrikanischen Sprachen eingeflossen sind. Das hat aber auch mit Sprachstruktur und Wortbedeutungen zu tun, die durch die afrikanische Kultur verändert wurden.
" Auch die Texte auf Englisch oder auf Französisch behalten die Spuren der so genannten anthropologischen Ewe-Kultur. Das heißt, man liest einen Text auf Französisch, aber derjenige, der die Ewe-Kultur gut kennt, merkt, die französische Sprache ist keine Standardsprache wie in Paris, sondern es ist eine einheimische afrikanische Sprache, überdeckt mit französischen Wörtern."
Dieses Phänomen will Dotsé Yigbe als Humboldt-Stipendiat in Deutschland weiter analysieren. Die Erforschung der Wechselwirkung zwischen der eigenen Sprache und den europäischen Einflüssen steht in Togo noch ganz am Anfang, sagt er. Seine Aufgabe sieht er deshalb auch darin, die Texte deutscher Sprachforscher zu übersetzen und sie togolesischen Historikern oder Ethnographen zugänglich zu machen.
Es dauerte aber einige Zeit, bis die Missionare verstanden, dass es auch andere, nicht-mündliche Medien gab, durch die sich die Togolesen sehr differenziert ausdrücken konnten, sagt Dotsé Yigbe:
"Es gab eine Trommelsprache. Trommeln als Kommunikationsmittel, das gibt es heute noch, zum Beispiel im Todesfall. Dann werden diese Trommeln herausgeholt und sie haben eine bestimmte Botschaft. Angenommen, ich bin dran, dann wird so getrommelt, dass ich verstehe: Sie rufen mich. Und dann gehe ich in die Mitte und tanze, so dass die Leute beim Sehen verstehen: Ah, der Großvater war ein Jäger oder ein Bauer oder er war ein friedfertiger Mensch."
Dotsé Yigbe lehrt am Germanistischen Institut der Universität in Lomé und am dortigen Goethe-Institut. Eigentlich aber ist sein Name viel länger. Auch in den Namen konservieren die Mitglieder des Ewe-Stammes Geschichte:
" Ich heiße Yigbe, aber eigentlich ist der Name mehr als ein Satz. Also, der Name ist eigentlich [sagt den ganzen Satz auf Ewe] Das ist ein Text! Und das muss man kommentieren! Das ist eine ganze Philosophie!"
Sprache geht weit über das hinaus, was mündlich im Gespräch geäußert wird. Keine leichte Aufgabe, dies zu verschriftlichen, wusste schon vor 100 Jahren Diedrich Westermann. Er war einer der ersten Europäer, der die Ewe-Sprache erlernte. Westermann stellte ein Wörterbuch und eine Grammatik der komplexen Ewe-Sprache zusammen und arbeitete auch an einer Übersetzung der Bibel ins Ewe. Denn Ziel der ganzen Bemühungen war es schließlich, die Einheimischen zum Christentum zu bekehren, was ihnen nebenbei auch ein ganz ungewohntes Maß an Selbstreflexion abverlangte:
" Die evangelische Kirche aus Bremen vor allem war sehr pietistisch geprägt. Und man hat auch diese Prägung eingeführt in Togo, so dass das Individuum ständig Berichte schreiben sollte über sein Leben usw. Und so sind einige ethnographische Texte entstanden. Und dann haben die Leute auch versucht, selber Texte zu verfassen. So ist eine Literatur in afrikanischer Sprache zustande gekommen."
In Togo hat heute die Amtssprache Französisch das Ewe marginalisiert. Allerdings ist dies ein Französisch, das so stark afrikanisiert ist, dass man es in Frankreich nur schlecht versteht, sagt Dotsé Yigbe. Das hat zum einen mit den vielen Wörtern zu tun, die aus afrikanischen Sprachen eingeflossen sind. Das hat aber auch mit Sprachstruktur und Wortbedeutungen zu tun, die durch die afrikanische Kultur verändert wurden.
" Auch die Texte auf Englisch oder auf Französisch behalten die Spuren der so genannten anthropologischen Ewe-Kultur. Das heißt, man liest einen Text auf Französisch, aber derjenige, der die Ewe-Kultur gut kennt, merkt, die französische Sprache ist keine Standardsprache wie in Paris, sondern es ist eine einheimische afrikanische Sprache, überdeckt mit französischen Wörtern."
Dieses Phänomen will Dotsé Yigbe als Humboldt-Stipendiat in Deutschland weiter analysieren. Die Erforschung der Wechselwirkung zwischen der eigenen Sprache und den europäischen Einflüssen steht in Togo noch ganz am Anfang, sagt er. Seine Aufgabe sieht er deshalb auch darin, die Texte deutscher Sprachforscher zu übersetzen und sie togolesischen Historikern oder Ethnographen zugänglich zu machen.